Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
muss.“
„Und was willst du tun?“
Lucius zuckte mit den Achseln. Er schenkte sich einen Becher Wasser ein und ging an die Tür, die sich zum Innenhof öffnete. Er b e dauerte es, nicht zu Hause zu sein, denn die Anwesenheit seines Amtskollegen hinderte ihn, sich in seine Gedanken zu vertiefen und auf seine innere Stimme zu lauschen. Langsam kratzte er sich über die Inne n seite seines Unterarmes. Der Juckreiz, der ihn bis jetzt nur unterschwellig erreicht hatte, meldete sich daraufhin mit voller Wucht, und Lucius ärgerte sich über seine Unachtsa m keit. Er ballte die Hand zur Faust um den Impuls zu unterdrücken, sich bis aufs Blut zu kra t zen. Stattdessen goss er den Inhalt seines Trinkbec h ers über den Arm und biss die Zähne zusammen.
„Wir haben einen Aufschub von zehn Tagen. Im M o ment sieht es so aus, als würden auch hundert Tage nichts an den Problemen ändern, die wir hier zu bewält i gen haben. Wir sitzen in der Falle. Entweder wir geben nach, dann herrscht erst einmal Ruhe in Rom, aber der Senat ist faktisch en t machtet. Oder wir bleiben stur und behalten die Macht. Dann werden die Aufstände weite r gehen und ni e mand kann sagen, welches Unheil daraus entstehen wird.“
Inzwischen war es dunkel geworden. Lucius fiel erst jetzt auf, wie bleiern die Stille gew e sen war, die sich über die Stadt gesenkt hatte. Es fiel ihm erst jetzt auf, denn nun hörte er von Ferne das bedrohliche Brodeln einer aufg e wühlten Menschenmenge, ein Geräusch, das sich lan g sam, aber unüberhörbar der Villa näherte. Je näher die Menge kam, umso deutlicher waren die Stimmen zu u n terscheiden. Doch nicht nur Rufe und Pfiffe trugen zu dem unheiml i chen Konzert bei. Die Menschen schienen sich Knüppel oder Metallgegenstände beschafft zu h a ben und schlugen damit gegeneinander. Die Geräusche k a men bald nicht nur aus einer Ric h tung, sondern drangen von allen Seiten in die Villa, in der sie nun fes t saßen. Pompeius sprang auf und eilte ins Atrium. Lucius folgte ihm. An der Eingan g stür standen die Wachen und die Liktoren, hinter ihnen hatten sich die Sklaven des Hauses versa m melt, mit Küchengeräten bewaffnet. Pompeius’ Frau und sein jugendlicher Sohn stürzten auf ihn zu. Schnell schickte Po m peius seine Frau in die nach hinten gelegenen Gemächer und befahl ihr, die Tür zu verbarr i kadieren. Sein Sohn jedoch bestand darauf, dem Vater in dieser Gefahr zur Seite zu st e hen. Pompeius strich ihm gerührt über das Haar und gab nach. Die Aufmerksa m keit der Eingeschlossenen wurde schnell abg e lenkt, als dröhnende Schläge gegen die Tür das Haus erschü t terten. Die Wachen drängten die beiden Konsuln, sich zurückzu z iehen, doch diese winkten ab. Die Schläge donnerten weiter durch das Haus, erste Spli t ter lösten sich von der schweren Tür des Hauseingangs. Die Li k toren bauten sich vor dem Eingang auf. Im Grunde rechneten die Eingeschlossenen damit, dass ihr Anblick genügen wü r de, die Menge zum Stehen zu bringen.
Die Tür gab nach, und die ersten Aufständischen polte r ten ins Haus. Erwartung s gemäß waren sie durch die Würde und durch den imposanten Anblick der Leibw a che der Konsuln eingeschüchtert und prallten zurück. Doch hinter ihnen drängten weitere Me n schen schreiend und Holzscheite schwingend ins Haus und schoben sie vor. Die Ordnung der Verteidiger kam ins Wanken, der Bann, der auf den Angreifern gelegen hatte, löste sich, so dass die Liktoren sich innerhalb kürzester Zeit mit aller Kraft gegen die Ei n dringlinge zur Wehr setzen mussten. Lucius hatte genug Erfahrung in Schlachten, um zu s e hen, dass die Wachen die Menge nur kurz würden aufha l ten können. Er riss Pompeius an der Tunika und ve r suchte, ihn ins Innere des Hauses zu ziehen. Der erste der Aufständischen hatte es geschafft, sich durch die Re i hen der Verteidiger zu kämpfen, und schwang nun ein Stuhlbein gegen die kleine Gruppe, die vor ihm stand. Lucius nahm die Bewegungen des Angreifers wie ve r langsamt wahr, so dass er sogar den Mann betrachten konnte, der ihn hier angriff. Während Lucius einen H o cker empor riss und damit den Schlag des Gegners a b wehrte, sah er, dass das G e sicht des Mannes von einem Schwerthieb entstellt war. Der Hieb war alt und vernarbt, doch der Mundwinkel der ve r letzten Seite nahm nicht Teil an der Grimasse, die die Züge des Angreifers ve r zerrte. Der Mann holte zum zweiten Male aus, hinter ihm bedrängten weitere Aufrührer die Wachen, die zurüc k
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