Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
des römischen Reiches, dass wir uns in zehn Tagen aufs Neue versammeln. Sofern bis dahin die Straßen wieder sicher sind.“
Mit begeistertem Beifall nahmen die Senatoren di e sen Aufschub entgegen. Sulpicius stand überru m pelt am Rednerpult. Er hatte erbitterten Widerstand oder feiges Einlenken erwartet, aber damit, dass ihm seine Gegner einfach auswichen, hatte er nicht gerechnet. In zehn T a gen konnte eine Menge pa s sieren. Es war völlig unklar, ob man die schwan k ende Masse zehn Tage lang in dieser aufg e heizten Stimmung halten könnte, in die sie die Schlägerba n den versetzt hatten. Die Wogen konnten sich schnell wieder glätten. Bis dahin könnte der Senat einen eigenen Entwurf zur Abstimmung bringen. Sulpicius wusste dass er kämpfen musste.
„Ich verlange einen Entscheidung noch während dieser Sitzung! Das Volk verlangt ein Ende des Zögerns. Ihr Senatoren müsst dem Volk das geben, was es verlangt.“ L u cius erhob sich nochmals.
„Der Senat wird nicht unter Androhung von G e walt entscheiden. Auf dem Weg hierher waren die Senatoren und sogar wir Konsuln massiver Gewaltandrohung au s gesetzt. Die Sitzung ist beendet. Du, Sulpicius wirst nun vor die Tore der Kurie treten und der Menge die Gründe dieser Entscheidung klar machen. Du wirst den Me n schen dort draußen auch sagen, dass die Entscheidung über das Gesetz in zehn Tagen fallen wird, sofern bis dahin Ruhe in Rom ist. Und ich rate dir, Sulpicius, wähle deine Worte gut, denn ein falscher Satz kann dich heute das Leben kosten. Die Wachen werden dich nach dra u ßen begleiten.“
Sulpicius saß in der Falle, nicht nur, dass er nichts e r reicht hatte, er war sogar gezwu n gen, selbst dafür zu sorgen, dass wieder Normalität einkehrte. Für den Plebs machte es keinen großen Unterschied, ob er oder irgend sonst jemand die Nachricht verkündete, aber seine A n hänger würden die Demütigung sofort erkennen, der er hier au s gesetzt war. Er beherrschte sich mühsam und trat vor das Portal. Als die Menge seiner ansichtig wurde, br e itete sich schnell Schweigen aus. Sulpicius berichtete kurz und sachlich von den Entscheidungen und bat um Geduld. Er versprach, sich ganz für die gute Sache einz u setzen, wenn er sich auf die Vernunft seiner Anhänger verlassen könne. Die Menschen sahen sich ratlos an. Die au f geheizte Stimmung kühlte ein wenig ab, doch die Menge zerstreute sich nicht. Als die Senatoren das G e bäude verließen, sahen sie sich einmal mehr mit bedro h lichem Schwe i gen konfrontiert.
Die beiden Konsuln beeilten sich, die Villa des Pompeius zu erreichen, bevor die Sti m mung wieder umschlagen konnte. Die schwere Eingangstür fiel hinter ihnen zu, die Sklaven schoben den Riegel vor, aufatmend zogen die beiden sich in das A r beitszimmer im hinteren Teil des Hauses zurück. Ein Sklave brachte Wein und Wasser. Pompeius fiel in seinen Sessel und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.
„Den Göttern sei Dank, dass du es geschafft hast, uns einen Aufschub herauszuhandeln. Die Ruhe wird aber nicht von Dauer sein, wenn es uns nicht gelingt, eine Entscheidung herbeizuführen.“
„Genau das ist der Punkt. Wir werden verhandeln mü s sen, wie ich das ja heute vor dem Senat schon angespr o chen habe.“ „Ve r handeln? Undenkbar, diesem Sulpicius nachzugeben. Dass er sein Pr o gramm ohne Rücksprache erweitert hat, war eine Frechheit. Für die Senatoren musste es so aussehen, als stünden wir hinter diesen Fo r derungen. Wir müssen auf jeden Fall dagegen angehen.“
„Im Grunde muss ich dir Recht geben, de n noch bin ich Sulpicius dankbar, dass er uns seine Absichten damit verraten hat.“
Pompeius sah ihn fragend an.
„Denk doch nach. Wenn er den Italikern erst ei n mal das volle Wahlrecht verschafft hat, wird es ihm problemlos gelingen, jede seiner Eingaben du r chzubringen. Jetzt wissen wir wenigstens, was wir von ihm zu erwarten h a ben. Selbst ich wäre ihm beinahe auf den Leim gegangen und hätte seine Forderungen unterstützt. Trotzdem, wir können uns nicht erlauben, die Fronten zu verhärten. Denn genau jetzt ist der gefährlichste Zeitpunkt für eine innenpolitische Krise. Angesichts unserer Schwierigke i ten in Asien kann das den Untergang des gesamten I m periums bedeuten. Selbst eine Macht wie Rom kann da r an zerbrechen, wenn sie nicht nur gezwungen ist, einen militärischen Kraftakt gegen einen Gegner wie Mithrid a tes zu bewältigen, sondern auch noch Aufstände im eig e nen Haus niederschlagen
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