Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
würde, um den E r oberungsfeldzug gegen Rom zu einem Erfolg zu machen. Doch er fand zu seiner alten Stärke zurück, so dass es ihm gelang, den Enth u siasmus, der aus allen Landstrichen nach Nola ströme n den Italiker, Samniten und anderen Neubürger zu bü n deln und zu dem Kampfgeist zu formen, der sie unübe r windlich m a chen würde. Was noch an Köpfen fehlte, an mäßig ausgerüstetem Fußvolk, gegen das man den ersten Ansturm der Feinde würde laufen lassen können, so b e half er sich mit Sklaven, die er aus allen Gütern und Bergwerken, aus allen Feldern und Tretmühlen der U n terstützer rekrutieren konnte. Schließlich hatte er eine Armee geformt, die er mit Stolz Cinna und dessen Ve r bündeten präsentieren konnte. Er wusste, dass er damit den Erfolg garantieren ko n nte, und nur manchmal fragte er sich fast ver z weifelt, wieso diese seine Fähigkeiten ihn im ve r gangenen Krieg im Stich gelassen hatten. Doch nun konnte er sich wieder auf sich selbst ve r lassen. Er hatte gearbeitet wie ein Besessener. Je mehr er sich z u mutete, umso mehr Kraft zog er aus seiner A r beit, und nach unglaublich kurzer Zeit sah er sich nun wieder ei n mal an der Spitze eines Heeres, das er in seine grandi o seste Schlacht führen würde. Keine verschlagenen Wü s te n völker oder primitiven Barbaren würden diesmal seine Gegner sein, sondern die besten und gefährlichsten So l daten der Welt – Römer.
Nachdem das Heer des alten Feldherren vor den Toren Aufstellung genommen hatte, fand es jedoch nur wenig Gelegenheit, seine Stärke zu beweisen. Mehr noch als die L e gionen, die Marius um sich geschart hatte, wirkte der Glanz seines Namens auf die B e wohner Roms, die sich hinter den Mauern der Stadt verschanzt hatten. Zwar gab es genügend Bürger, die Marius weit weg wünschten, doch sie kamen nicht auf gegen die alten Kämpfer, die in den Gassen der Stadt dahinvegetierten als der A b schaum des hauptstädtischen Proletariats. Jene Veter a nen sahen in ihm die Verkörperung ihrer großen, siegreichen Taten, die Rom ihnen nie angemessen honoriert hatte. Jeder Ve r such der Verteidigung durch römische Bürger, die Marius und seinen Ve r bündeten nicht als die rettenden Lichtgestalten anerkennen wollten, wurde noch im Inn e ren der Stadtmauern aufs heftigste bekämpft. Doch es fa n den sich ohnehin nur wenige Bürger zur Verteidigung ihrer Stadt bereit. Der Schock von Sullas Angriff saß noch tief und die Vorstellung einer weiteren Schlacht in den Straßen der Hauptstadt ließ die meisten Bürger voll Entsetzen zurückschauern. So zogen sie vor, sich z u sammen mit ihren F a milien, den Ahnenbüsten und ihren Wertsachen in den Kellerräumen der Häuser zu ve r schanzen. Die wenigen, die es wagten, Wide r stand zu leisten, waren schnell ve r nichtet. Die Tore der Stadt wurden geöffnet, und bald ritt Marius an der Spitze se i nes Heeres durch die Via appia zum Forum, in das Zen t rum der römischen Republik. Zu B e ginn seines Weges, nahe der umkämpften Stadtmauern, standen die alten Soldaten. Sie jubelten, riefen Vivat und fielen sich glück s selig in die Arme. Fast glich Marius Einzug einem Tr i umph. Doch je weiter er ins Innere der Stadt kam, desto stiller wurden die Menschen, die seinen Weg säu m ten. Marius tat so, als bemerke er das betretene Schwe i gen nicht. Er ritt langsam, während er seine Augen nach links und rechts schweifen ließ um über die Massen am We g rand zu blicken. Befriedigt registrierte er, dass die G e sichter der versammelten Menschen wenig Ausdruck zeigten. Erwartungsvoll und ratlos sahen sie zu ihm auf, als wären sie von seinem E r scheinen hypnotisiert.
Marius hatte das Forum fast erreicht, als ihn völlig une r wartet und unvermittelt ein Gefühl des Unbehagens e r eilte. Als alter Feldherr hatte er sich einen sechsten Sinn für Gefahr bewahrt, und hier spürte er sie so deu t lich wie nie zuvor in seinem Leben. Er unte r drückte den Impuls, seinem Pferd die Sporen zu geben und nach vorne au s zubrechen, sondern versuchte stattdessen, in der Menge die Ursache dieser Empfindung ausfindig zu machen. Doch um sich herum sah er nur die gleichförmigen, le e ren Gesichter, deren Au s druckslosigkeit die Menge wie eine Herde Schafe wirken ließ. Plötzlich nahm er aus dem Augenwinkel etwas wahr. Schnell dr e hte er den Kopf, und sein Blick tauchte in ein Auge n paar, dessen Schärfe sich schmerzhaft in ihn zu bohren schien. Marius ereilte ein Schwindel, als fiele er durch diese Augen
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