Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
um. Kriegsheld, Abgott der Legionäre, Retter und si e benfacher Konsul des römischen Reiches, des mächtig s ten Reiches der Erde. Siebzig Jahre war er jetzt alt, aber er fühlte sich stark und energiegeladen wie nie zuvor. Auch sein siebtes Konsulat würde nur eine weitere Stufe auf seinem Weg nach oben sein. Wenn er sich erst einmal von dem ehrgeizigen Cinna befreit hätte, würde ihn nichts mehr von der uneingeschränkten Macht trennen.
Er griff nach dem Pokal vor sich und trank einen Schluck von dem nur schwach verdünnten Wein. Lieb e voll betrachtete er die reiche Arbeit des G e fäßes, das aus Silber getrieben und mit verschiedenen Edelsteinen ei n gelegt war. Ein u n bekannter Bewunderer hatte ihm den Pokal übe r bringen lassen. Ein leises Lächeln stahl sich in sein Gesicht; wie lange er doch gebraucht hatte, um die Schönheit der Dinge lieben zu lernen. Immer hatte er seinen Blick auf Nüchternheit und Erfolg gerichtet, doch nun hatte er schließlich doch noch seinen Sinn für El e ganz und Luxus entdeckt. Seine Fingerspitzen streiche l ten den goldbraunen, gefleckten Bernstein, der die Vo r derseite des Gefäßes zierte. Das Juwel schien eine eigene vibrierende L e bendigkeit zu besitzen, so warm und glatt fühlte sich die Oberfläche an. Er u m schloss den Pokal zärtlich mit beiden Händen, trank n o chmals einen Schluck, dann stellte er den Becher auf die Tisc h platte zurück. Eine Öllampe tauchte den Raum in ein schw a ches goldenes Licht.
Nachdem er eine Weile die Stille genossen hatte, wollte er aufstehen, um in sein Schlafzimmer zu gehen, doch da überfiel ihn ein seltsames Gefühl. So als ob er nicht allein im Raum wäre. Er sah sich nervös um. Ni e mand war mit ihm in dem Zimmer, und doch glaubte er eine fremde Anwesenheit zu fühlen. Marius griff nach der Öllampe, um in die Winkel zu leuchten, und obwohl auch hier nichts zu entdecken war, wurde er sein U n behagen nicht los. Es war wirklich kein gutes Gefühl, das ihn da b e schlich. Marius meinte sogar, einen Hauch von Hass spüren zu können. Es war, als durchstreife etwas Fre m des den Raum und als wäre dieses Fremde auf der Suche. Auf der Suche nach ihm. Marius erstarrte, irgendwie war er sich jetzt fast s i cher, dass er in Gefahr war und dass diese Gefahr schlimmer war als alles, was er auf den Schlach t feldern erlebt hatte. Halt suchend tastete er sich zurück zu seinem Sessel und ließ sich langsam nieder. Er ve r suchte sich möglichst unbeweglich zu halten, um dem blinden, tastenden Suchen keinen Anhaltspunkt zu g e ben. Er versuchte sogar, so flach wie nur möglich zu atmen.
Quälend langsam verrann die Zeit. Eine U n endlichkeit lang spürte er die Bedrohung, die den Raum erfüllte, die hier in den dunklen Winkeln seines eigenen Hausse auf ihn la u erte. Erst nachdem die Stunden der Nacht zur Hälfte verstrichen waren, verflüchtigte sich der Schr e cken, so dass Marius sich zitternd aus seiner Ersta r rung lösen konnte. Er taumelte in sein Bett, und vor Erschö p fung fiel er sofort in einen ohmachtähnlichen Schlaf.
Seltsamerweise erwachte er am anderen Morgen so frisch und ausgeruht, als hätte er die ganze Nacht tief geschl a fen. Er stürzte sich mit Energie in die Aufgaben des T a ges, und als der Abend kam, lachte er über das sel t same Traumgespinst, dem er zum Opfer gefallen war. Es reizte ihn, sich selbst der Spinnerei zu überführen. D e shalb schickte er auch an diesem Abend alle Bediensteten d a von und e r ließ strengste Anweisung, ihn nicht zu stören. Er hatte sich Papiere mitgenommen, um an verschied e nen Entwürfen zu a r beiten, während er sich hin und wieder einen kleinen Schluck Wein gönnte. Es ging schon fast auf Mitternacht. Zufrieden mit seiner A r beit griff Marius nach der Öllampe, als er in der Bewegung erstarrte.
Das Gefühl der Bedrohung war diesmal noch realer und erdrückender als am Vorabend. Ein Panzer legte sich um seine Brust und verhinderte eine no r male Atmung. Panik schoss in sein Blut, das Hä m mern seines Herzens schien im ganzen Raum wiederz u hallen. Das, was hier mit ihm das Zimmer teilte, war von dem Verlangen getrieben, ihn aufzuspüren und zu vernichten. Er wusste, dass er sich nicht die geringste Regung e r lauben durfte, um das Grauen nicht auf sich aufmerksam zu machen und zu pr o vozieren.
Widerstand regte sich in ihm. Was ihn hier herausforde r te, kannte seine Energie nicht. Wusste nicht, dass er schon in au s sichtsloseren Momenten Stärke bewahrt und
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