Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
geleitet hat. Nein, ohne ihn gäbe es vielleicht auch keine römische Republik mehr. Muss ich die e h renwerten Senatoren wirklich daran eri n nern, dass wir es einzig und allein diesem Marius zu verdanken haben, dass die keltischen Barbarenhorden zurückgeschl a gen und vernichtet wurden? Soll das der Dank Roms sein? Ich kann euch nur beipflichten, dass die Unruhen bee n det werden müssen und dass die Anführer bestraft we r den sollen, doch einen der ganz Großen mit zu verda m men, e r scheint mir ungeheuerlich. Ich protestiere und werde mich nicht zu di e sem Schritt hergeben.“
Mucius nahm seinen Platz wieder ein. Raunen und Scha r ren erfüllte den Saal wie das Summen eines Biene n schwarms. Die Senatoren erwogen eine A m nestie für Marius nur kurz. Ein Blick in das Gesicht des vor i h nen sitzenden Konsuls belehrte sie sofort darüber, dass Milde hier nicht erwünscht war. In der Tat sah Lucius erschr e ckend aus. Das Blut schien vollständig aus seinem G e sicht entwichen, die fest zusammengekniffenen Li p pen hatten eine bläuliche Farbe und die Brauen schoben sich düster zusa m men. Es war unübersehbar, dass sich hier ein Wutanfall vorbereitete. Der Bann wurde nahezu ei n stimmig über alle zwölf Angeklagten au s gesprochen.
Als die Entscheidung auf dem Forum verkündet wurde, waren die meisten der Ve r urteilten schon längst aus Rom verschwu n den. Lediglich Sulpicius hatte nicht schnell genug reagiert. Noch am selben Abend kam eine selts a me Frau mit hellblondem Haar zur Villa des Pompeius. Nachdem sie mit dem Hausherrn gesprochen hatte, ve r schwand sie schnell und unauffällig, und die Leibwache des Konsuls schwärmte aus, um in dem Haus nachzus e hen, das sie ihm bezeichnet hatte. Als sie die Villa durc h suchten, fanden sie Sulpicius, als Küchensklaven verkle i det, in einem Versteck im Vorratskeller. Die W a chen erfüllten ihre Pflicht und töten den V o gelfreien auf der Stelle. Die Leiche nahmen sie mit sich, um vor dem S e nat den Beweis für den Tod des Verräters liefern zu kö n nen.
In den folgenden Tagen sahen sich die Sen a toren mit einer straffen Tagesordnung konfrontiert. L u cius hatte schon am zweiten Tag den Mantel des Feldherrn abg e legt und war wieder in Toga als Konsul erschienen, aber die Legionäre, die ihn in voller Ausrüstung begleiten, ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass er immer noch fest entschlossen war, alles zu wagen, um Rom und die Republik nach seinen Vorstellungen zu formen. Z u sammen mit Pompeius brachte er eine Reihe von Gese t zen ein, die prompt und bereitwillig vom Senat gene h migt wurden und die sich durch Ve r nunft und überlegte Planung auszeichneten. Alles zielte darauf ab, eine Or d nung zu erzwingen und für Ruhe zu sorgen. Die Zinssä t ze wurden beschränkt, der Handlungsspielraum der Volkstri b unen eingeschränkt, um den Popularen ein Machtinstrument aus den Händen zu nehmen. Schlie ß lich kam die Frage des Oberkommandos über die Tru p pen zur Abstimmung, die in die Ägäis ausgesendet we r den sollten. Natürlich wurde Lucius wieder in sein Kommando eingesetzt. Der A b schluss seiner Amtszeit rückte nun näher, und als Zeichen dafür, dass ihm nur die Wiedererste l lung der verfassungsgemäßen Ordnung am Herzen läge, leitete Lucius die Neuwahlen für alle Ämter des folgenden Jahres. Als die E r gebnisse für die beiden Konsuln verkündet wurden, zeichnete sich wieder Konfliktpotential ab. Nur einer der beiden neuen Ko n suln, Gnaeus Octavius, war auf der politischen Linie von Lucius und Pompeius. Der andere, Cornelius Cinna, galt als dezidierter Populare. L u cius sah die Probleme, doch wenn er sich nicht selbst unglaubwürdig machen wollte, musste er die Wahl akzeptieren. Zudem drängte sein Auftrag in der Ägäis, wo vor wenigen Monaten ein Ma s saker an den dort lebenden Römern und Italikern stattg e funden hatte. Angeblich waren fast achtzigtausend Me n schen von den Verbündeten und Anhängern des Mithr i dates getötet worden. Wenn Rom die Provinzen nicht verlieren wollte, musste er nun schleunigst mit seinen Truppen in die Region vorstoßen. Also griff er zum let z ten Mittel und versuchte den pote n tiellen Störenfried Cinna durch einen Eid an die Ordnung zu binden, die er den Dingen gegeben hatte. Der frisch ernannte Konsul leistete diesen Schwur auch erstaunlich wi l lig, und so gab es nun nichts mehr, was Lucius von seinem Feldzug g e gen Mithridates zurückhalten konnte.
Es war Frühling geworden.
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