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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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ausgehalten hatte. Über mehrere Stu n den erlaubte sich Marius nicht die geringste Bewegung. Wie zu einer Statue erstart, verharrte er in der Geste des Greifens, während das Unheil durch den Raum wanderte, ohne ihn aufsp ü ren zu können. Die ersten Vögel ließen ihre Lieder e r klingen, als Marius spürte, wie das Unbekannte sich z u rückzog. Wenige Augenblicke später brach er über der Platte seines Schreibtisches zusammen. Seine Leibwäc h ter fanden ihn und brachten den völlig Erschöpften zu Bett, voll gerührter Bewunderung über seinen unermü d lichen Arbeitseinsatz.
    Die folgenden Tage sahen Marius in rastloser Täti g keit. Er schien wie von einer unheiml i chen Kraft beseelt, ja fast besessen. Er bewältigte ein Pensum, das jeden in Erstaunen setzte, und als wäre der Tag nur die Einsti m mung, nahm er sich zur Nachzeit noch große Stapel an Schriften mit in sein A r beitszimmer, um die Stunden der Nacht zum un g estörten Studium zu nutzen, wie er seinen Bewu n derern gegenüber erklärte.
    In Wirklichkeit hatte das Grauen in seinem Zimmer ihn in seinen Bann geschlagen. Wie von einer krankhaften Sucht befallen, suchte er die Herau s forderung, die die Bedrohung für ihn bedeutete. Ein fast kindisches Ve r gnügen am Versteckspiel trieb ihn abends in sein A r beitszimmer, und wenn es ihm wieder gelungen war, dem tastenden Suchen zu en t gehen, wusste er, dass er auch diesmal einen Sieg errungen hatte. Seine Umgebung sor g te sich wegen der fiebernden Energie, in die er verfallen war und die ganz offensichtlich an seiner Konstitution z e hrte, doch Marius wischte die Ermahnungen mit einer Handbewegung beiseite. Noch nie habe er sich so wohl gefühlt. Noch nie sei er sich seiner Kraft so bewusst g e wesen, sagte er, sein Gesicht glühte dabei und die Augen sprühten Funken.
    Bereits die zwölfte Nacht saß er in seinem Arbeitszi m mer. Starr wie ein steinernes Bildnis verha r rte er auch diesmal wieder in seinem Sessel und nur die umherwa n dernden Augen verrieten, dass hier in lebender Mensch saß. Das Grauen war hereing e brochen, als er seinen wundervollen Weinbecher umfasst hatte und so verharrte er nun, beide Hände um das Gefäß geschlungen, seit mehreren Stunden, während sein Herz in hartem Schlag gegen seinen Brustkorb anhämmerte. Das rhyt h mische Klopfen und das Rauschen des Blu t stromes in seinen Ohren halfen ihm, seine Konzentration aufrecht zu ha l ten.
    Das Haus lag in tiefer Stille, alle Bewohner waren eing e schlafen, nachdem sie keinen Laut mehr aus seinem Zimmer vernommen hatten. Er hatte strengstens verb o ten, ihn in seinen Studien zu stören, um sicher zu sein, dass sein Geheimnis u n entdeckt bleiben würde. Sein Atem ging flach und gleic h mäßig. Plötzlich zerriss das laute Krächzen eines Raben die Stille des Atriums. Mar i us schreckte zusammen. Im ersten Schrecken griff er nach den Lehnen seines Sessels. Zu spät erkannte er, dass er sich verraten hatte. Er spürte, wie das Grauen über ihn herei n brach. Ein rotes Meer überschwemmte sein Gehirn und trieb ihm die Augen aus dem Kopf. Die Flut riss sein Bewusstsein mit sich, das hilflos in der r o ten Unendlichkeit um das blanke Überleben kämpfte. Aus der Tiefe des blutigen I n fernos tauchte eine winzige Insel auf. Marius glaubte für einen kurzen Moment, hier Schutz zu finden zu können. Halt suchend ruderte er zu dem rettenden Eiland. Doch als er es soeben erreicht hatte, sprengte eine Eruption die Insel in Stücke. In e i nem Feuersturm drangen Tausende von Gestalten auf ihn ein. Ihre Münder bissen Fetzen aus seinem Verstand, ihre Hände ri s sen wie Klauen an seiner Seele, die sich vor Angst und Ekel wand. Der A n sturm drückte ihn unter die Oberfläche des Meeres. Blut drang in seine Lungen. Er fiel aus seinem Se s sel auf die Erde. Er versuchte mit beiden Händen die Gestalten abzuwehren, doch es gab kein Entkommen.
    Am anderen Morgen fanden ihn die Leibw a chen starr und kalt auf dem Boden zusammengekrümmt. Die Rec h te umkrampfte den steinverzierten Becher, sein G e sicht war zu einer Fratze verzerrt. Aus seinem Mund war der Speichel in einem dünnen Faden gero n nen und hatte sich zu einer kleinen Lache auf dem Boden gesammelt. Es wurde eine gründliche Untersuchung eingeleitet, doch die he r beigerufenen Ärzte konnten keinen Hinweis auf Gift oder Gewalt finden.
     
    Marius wurde in allen Ehren beerdigt. Doch Rom blieb in der Umklammerung seiner A n hänger, denn Cinna führte das Regime weiter. Noch

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