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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Lucius hatte an der Spitze von sechs Legionen Rom verla s sen. Für einige Wochen sah es so aus, als wäre die kri s engeschüttelte Hauptstadt des Imperiums zur Ruhe gekommen. Theateraufführu n gen wurden a n beraumt, die Buchmacher nahmen erste Wetten für die neue Rennsaison entgegen. Agnar war in seinen kleinen Hausstand zurückgekehrt, der die Unr u hen der vergangenen Wochen nahezu unbeschadet übe r standen hatte. Trotz der unruhigen Zeiten konnten sich die Musiker kaum vor Aufträgen retten, denn die Obe r schicht und auch die ei n facheren Bürger waren wie von einem Fieber e r fasst, von einer Sucht nach Feiern und Vergnügungen. Timaios betätigte sich unverdrossen we i ter als Kopist, während er an seinem Hauptwerk arbeit e te, der Komödie über die römischen Eliten. Der Phil o soph weinte fast, als er seinen Schüler eines Morgens wohlbehalten vor dem Tor der Villa au f tauchen sah. Die beiden umarmten sich und Timaios zog Agnar ins Tricl i nium, wo er seinem Lehrer die Geschichte der abenteue r lichen Rettung und der Flucht mit dem damals so glüc k losen Konsul erzählte. Timaios konnte sich über die ga n ze Angelegenheit kaum fassen und fragte nach immer weiteren Einzelheiten. Auch wollte er ganz genau wissen, wie es denn nun in der Villa über dem Golf aussähe und ob es irgendwelche interessanten Neui g keiten von dort gäbe. Agnar konnte ihn ber u higen, soweit er informiert wäre, seien alle, die sie dort bei ihrer Rückkehr nach Rom zurückgelassen hätten, bei bester Gesundheit. Auch wü r den sie nach wie vor einen kleinen Nebenverdienst aus dem Verkauf der Überproduktion des Hofes erwirtscha f ten. Das Meer wäre noch genauso blau wie bei ihrer A b reise, und die alte Platane erfreue sich bester Gesundheit. Als Timaios Neugierde endlich befriedigt war, konnte er seinerseits einen genauen Bericht über die Ereignisse in Rom abliefern. Die Gefahr der Feuersbrunst wurde g e nauso gewürdigt, wie die U m gestaltung der Verfassung und die Wahl der neuen Ko n suln. Halb amüsiert und mit einem Achselzucken erzählte Timaios: „Natürlich ist es den Aufwieglern gelungen, sich aus Rom davonzum a chen, bevor die Schergen sie erwischen konnten. All e samt sind sie verschwunden, irgendwohin in die Provinz. Natürlich sind sie für voge l frei erklärt worden, aber wenn sie eh keiner kennt...“
    Er nahm einen Schluck Wein, bemerkte aber nicht, dass Agnars Gesicht sich etwas verfinstert hatte. Unbekü m mert erzählte er weiter: „Der erste, der verschwand, war natürlich Marius, der alte Fuchs. Man kann ihn fast b e neiden. Siebzig Jahre soll er schon alt sein, aber noch immer ist er listig und g e wandt wie ein junger Legionär.“
    Agnar hatte sich bei diesen Neuigkeiten fast ve r schluckt. Sicherheitshalber fragte er nach: „Wie bitte? Marius ist dem Todesurteil wieder entko m men?“
    „Ja, wie ich dir bereits sagte. Er selbst, sein Sohn und zehn weitere Verurteilte verschwanden, bevor die W a chen sie aufspüren konnten. Man munkelt, dass sie in Nordafrika bei den dort angesiedelten Veteranen Unte r schlupf gefunden haben...“
    Timaios wollte noch ein paar Details anfügen, doch er kam nicht weiter. Agnar war wortlos aufgesta n den und aus dem Raum gestürmt. Timaios blieb ratlos und en t täuscht im Tr i clinium zurück. Einen kurzen Moment lang hatte es so ausgesehen, als könnten sie einfach Freunde sein. Doch wieder einmal hatte Agnar auf die u n verfänglichsten Neuigkeiten in einer Art reagiert, die Timaios nicht einor d nen konnte. Die Laune war ihm ruiniert, die Stimmung vergiftet.
    Agnar stand in dem kleinen Garten hinter dem Haus und kämpfte mit seinem inneren Aufruhr. Noch immer und nach all den Strapazen und Gefahren, die er auf sich g e no m men hatte, war sein Feind unbesiegt. Das Blut rauschte in seinen Ohren, er fühlte sich einem Zusa m menbruch nahe. Wann endlich würde er diesen Mann vernichten können? Immer wieder fand Marius Freunde und Unte r stützer, die ihm weiter halfen, aber sie alle würden Agnars Rache zu spüren bekommen. Nicht nur Marius würde ihn kennen lernen, sondern die ganze Brut, die sich wie die Giftschlangen in einem Nest zueinander fa n den. Ein scharfer Schmerz an seiner Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. Einer der be i den Raben hatte ihn wiedererkannt und sich auf seiner Schulter niedergela s sen. Die scharfen Krallen zerkratzten Agnars Haut durch die dünne Tunica. Er nahm den Vogel auf die Faust und streichelte das Gefieder an der

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