Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Männer die Ursache für diesen Ausbruch erklären.
„Diese elenden Samniten haben uns her e ingelegt. Sie marschieren auf Rom!“
Nur kurz wechselten die Männer einen bestürzten Blick. Lucius ließ ihnen keine Zeit sich zu wundern.
„Sofort alle Truppen nach Rom! Niemand bleibt hier zurück! Sofort!“
Die Offiziere brüllten schon Befehle an ihre Untergeb e nen, die genauso vor den Kopf geschlagen waren, wie ihre Anführer. Ohne etwas anderes mitzunehmen als die Waffen, die jeder bei sich trug, hasteten erst die R e iterei und hinter dieser die Fußtruppen nach Rom.
Am späten Vormittag eines klaren und kalten Nove m bertages standen siebzigtausend Samniten vor Rom in der Nähe des Collinischen Tores. Jetzt zeigten die eh e maligen Bundesgenossen ihre wahre Ei n schätzung der römischen Verbündeten, und von Zusammenleben und gemeinsamer Zukunft war im Angesicht der sich biete n den Möglichkeiten nicht mehr die Rede. Die Anführer der Saminiten na h men sich noch die Zeit, ihre Truppen in einer hämischen Rede auf den Kampf einzustimmen. Rom wurde als Schlupfwinkel der römischen Wölfe b e zeic h net, die Römer selbst müssten vernichtet werden, um endlich den Frieden in Italien zu s i chern. Ein Jubel brandete auf, in dem sich die En t täuschung vieler Jahre Luft machte. Zu lange hatte Rom seine Unterstützer vertröstet, Hoffnungen geschürt und wieder ve r nichtet. Jetzt trennte sie nur noch die Stadtmauer vor dem Ziel ihrer Wünsche.
Ihr Vorsprung war beträchtlich. Lucius hatte Mühe, seine Armee in einem Gewaltmarsch hinterher zu führen. Se i ne kurze Schwäche war verflogen. Gegen Mittag ha t ten sie endlich das Collinische Tor erreicht, doch als L u cius gerade die Aufstellung der Reiterei kontrollierte, um dann den ersten Angriff in die Saminitischen Stoßtru p pen zu befehlen, hielt ihn Metellus auf. „Du bist wahnsinnig! Die Truppen sind erschöpft, ein Angriff ist der reine Selbstmord. Warte ab!“
Lucius schäumte vor Wut.
„Siehst du denn nicht, dass diese Wilden mit dem Sturm begonnen haben? Auf was willst du warten? Lass die Reiterei angreifen, das wird sie zum mind e sten nervös machen und ihren Angriff auf die Stadt aufhalten.“
„Wir sind zu wenige, die Fußsoldaten werden noch Stunden brauchen. Die Reiter werden zugrunde gehen.“
„Es gibt keine andere Wahl! Geh zu deinen Tru p pen!“
Metellus drückte das Kinn an die Brust und gab dem Pferd die Sporen. Sämtliche eintreffende Mä n ner wurden sofort unmittelbar nach ihrer Ankunft und ohne eine Möglichkeit du r chzuatmen in die Schlacht geschickt. Die Verluste waren riesig. I m merhin schafften es die Römer, den Vorstoß der Samniten zu ve r langsamen. Erst als am späten Nachmittag die Fußtruppen eintrafen, waren die Kräfteverhältnisse ausgeglichener. Die Kämpfe to b ten den ganzen Abend und bis spät in die Nacht.
Lucius wusste, was er seinen Legionäre a b verlangte. Und wie zum Vorbild stürzte auch er ohne Deckung und o h ne Rücksicht auf seine Sicherheit voran. Doch diesmal hätte ihn seine Schutzgöttin beinahe im Stich gelassen. Samnitische Reiter erkannten ihn und kesselten ihn ein. Ohne Besi n nung hieb er mit seinem Schwert um sich, doch es gelang ihm nicht, sich frei zu schlagen. Erst im letzten Moment gelang es seinen Lei b wächtern, den Ring der Angreifer zu sprengen und ihn herausz u holen. Doch damit war die Glückssträhne von L u cius’ Heer beendet. Die ehemaligen Bunde s genossen drängten Reiterei und Infanterie der Römer zurück. In dem allgemeinen Sog des Rückzugs schaffte es auch Lucius gerade noch, das Lager zu erreichen und sich vor dem Wüten der Samn i ten in Sicherheit zu bringen.
Die Nacht wurde zu einer der schwärzesten in seinem Leben. Seine Generäle und ihre verbli e benen Truppen hatten es geschafft, sich auf einem Höhenzug zusa m menzufinden. Den Samniten genügte es für den M o ment, Lucius’ Truppen han d lungsunfähig zu wissen. Sie hielten sie lediglich mit einem Teil ihrer Mannschaften auf ihren Rückzu g sort fest. Die übrigen setzten den Sturm auf die Stadt fort, aus der heraus die Bewohner ve r suchten, den Angriff zurückzuschlagen. Lucius stand inmitten seiner vollkommen e r schöpften Legionäre. Er war abgesessen, weil er nichts mehr sehen wollte. Die Schlacht um Rom war verloren. Er hörte das Schreien und Stöhnen der Verwundeten und dachte an die vielen Schlachten, die er für Rom geschlagen hatte. So viele Schlachten, die ihm im Grunde wenig
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