Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
war eben in Gedanken, was wusstest du von dem verstorbenen Marius zu berichten?“
Pompeius nahm Haltung an und wiederholte seine Wo r te: „Ich sagte, dass, wie wir ja alle wissen, der Brand des Jupitertempels in Rom zu einer Massenpanik in der B e völkerung g e führt hat. Viele Bürger sind ins Umland geflohen, und der Magistrat fü r chtet nun umso mehr, dass die Stadt dem Ansturm unserer Truppen nicht g e wachsen sein könnte. In s besondere, da der Brand auch die uralten Sybillinischen Bücher zerstört hat, weshalb die Priester sich nun nicht mehr auf den göttlichen Ra t spruch verlassen können.“
Lucius setzte sich ungeduldig in seinem Se s sel zurecht. Das war ja alles hinlänglich bekannt. Gnaeus Pompeius beeilte sich fortzufahren.
„Um ein Zeichen zu setzen und Handlung s fähigkeit zu demonstrieren, hat der Senat die Neuwahlen zu den Konsulaten vorgezogen. Der erste Kandidat dürfte keine Überraschung für euch sein. Es ist P a pirius Carbo.“
Lucius schnaubte. „Dieser Greis! Und natü r lich gilt das Römische Gesetz nichts mehr seit dieser Wahnsinnige es mit Füßen getr e ten hat. Da haben wir also wieder einmal einen Konsul in seiner dritten Amtszeit, obwohl die Ve r fassung nur zwei e r laubt.“
Pompeius beeilte sich zustimmend zu nicken.
„Das ist ein Teil des Skandals, aber nur der kleinere. Was glaubst du wohl, wer zum zweiten Konsul gewählt wo r den ist?“ Lucius schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Sprich von dieser Komödie doch nicht als von einer Wahl. Das ist doch alles erstunken. Aber so spa n nend wie du es machst, möchte man meinen, dass Marius aus dem Grabe auferstanden ist und seine achte Kons u latszeit angetreten hat.“
Gnaeus Pompeius lachte beflissen über di e sen Scherz. „Ganz so schlimm ist es nicht, aber i m merhin bist du ganz nah dran. Es ist Marius, der Sohn des Marius.“
Lucius blieb fast der Mund offen stehen. Als er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, schüttelte er den Kopf. „Dieser Jungspund...“
Pompeius räusperte sich indigniert, der „Spund“ war mit seinen sechsundzwanzig Jahren immerhin zwei Jahre älter als er selbst. Doch Lucius beachtete ihn nicht.
„Dieser Jungspund soll das wichtigste Amt des Staates einnehmen?“
Crassus schaltet sich ein: „Man hat wohl nach j e mandem mit militärischen Fähigkeiten gesucht und hofft nun, dass er das Talent seins Vaters geerbt hat.“
Pompeius ergänzte: „Außerdem hat er inzwischen eine beeindruckende Privatarmee aufgestellt, die er in den Dienst der bedrohten Heimat stellen wird.“
„Ja!“, sagte Crassus in ätzendem Ton, „die Gelder dafür hat er ja schon aus dem brennenden Jup i tertempel in Sicherheit bringen lassen, so besorgt war er um das Wohl des Staates. Wobei er unter ‚Sicherheit’ seine Privatsch a tulle versteht.“ Lucius hatte genug gehört. „Dass er es war, der den Schatz geraubt hat, wissen wir alle, aber beweisen wird es ihm wohl niemand so schnell kö n nen. Wie auch immer. Das Ganze gefällt mir gar nicht so schlecht. Wenn die Parzen mir schon den alten Marius vor der Nase we g geschnappt haben, so soll wenigstens seine Brut mir nicht davonlaufen. Dieser Marius wird mich kennen lernen.“
Die nächsten Wochen entwickelten sich so, wie die Ve r bündeten es erwartet hatten, der junge Marius zog mit seiner Privatarmee gegen das anrückende Heer und mit ihm die Truppen der Republik. Doch dann wurde die Lage unübersichtlicher. Der Krieg breitete sich vom S ü den Roms über die ganze Nor d hälfte der Halbinsel aus. Da Römer gegen Römer und Bundesgenossen der R ö mer kämpften, wurden die Verhältnisse zwischen Fr e und und Feind zunehmend verwickelt und undurchs i chtig. Immer häufiger kam es vor, das ganze Truppe n teile plötzlich zur anderen Seite überliefen, wo sie dann von einem Tag auf den nächsten gegen ihre ehemaligen Mi t streiter antraten. Diese fortwährende Ve r mischung der Fronten führte aber kein e swegs dazu, dass die Kämpfe an Intensität abnahmen. Im Gegenteil, immer brutaler gi n gen die Gegner aufeinander los, immer härter wurden die Scha r mützel geführt.
Südöstlich von Rom kam es zum Zusammenstoß zw i schen dem jungen Marius und Lucius. Marius musste sich geschlagen zurückziehen. Er schaffte es noch, sich in der schwer befestigten Stadt Praeneste zu verschanzen, so war er zunächst seinem rac h gierigen Kontrahenten entzogen. Obwohl die Stadt an und für sich von nicht allzu großer
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