Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
beantworteten. Schon lange hatte er sie nicht mehr nach ihren Beobachtungen g e fragt, und bis alles erzählt war, war der Vormittag fast um. Die Unterredung endete damit, dass A g nar sich die Einnahmen der vergangenen Wochen vo r rechnen ließ und neben den sonst üblichen Anteilen einen zusätzl i chen Betrag außer der Reihe erhob. Die Musiker wagten nicht zu maulen, und Agnar eröffnete ihnen gleich, dass auch in Zukunft höhere Abgaben fällig werden würden.
Mit dem Geld schickte er seinen Aufseher in den Hau s halt Hilds, um die Magd von ihren bisherigen B e sitzern abzukaufen. Der Betrag war für einen Küche n magd mehr als genug, und so kam der Haushofmeister auch nach kurzem mit der Frau zurück, die vor ihrem neuen Herrn demütig in die Knie sank. Agnar winkte ihr auf und nahm sie mit in sein Zimmer, um mit ihr ihre weit e ren Aufgaben zu besprechen. Nervös wie ein Rau b tier im Käfig lief Agnar in seiner Kammer auf und ab, während die Magd still auf einem Schemel saß.
„Natürliche wäre es unauffälliger gewesen, wenn du wie bisher bei deinen römischen Herrn geblieben wärst. Aber das Risiko war mir inzwischen zu hoch. Du bist zu einer u n schätzbaren HIlfe geworden.“
Agnar hielt kurz inne und bedachte Hild mit einem ane r kennenden Blick. Die Magd e r rötete.
„Es wäre ein unersetzlicher Verlust, wenn man dich aus einer Laune heraus verkaufen würde. Du wirst auch in meinem Haus als Küchenmagd arbeiten – offiziell! In Wirklichkeit aber wirst du deine Kontakte weiter ausba u en und auch mit Geld nac h helfen, falls nötig. Geld ist genug da. Wenn es nicht reicht, sag einfach nur B e scheid.“
Hild nickte zustimmend.
„Und was ist für dich von Belang?“
„Alles, was die Anhänger des Marius betrifft. Wer sie sind, was sie vorhaben, wer sich nicht offen be k ennt, sondern vorgeblich einer anderen Partei a n hängt. Ganz besonders wichtig sind alle Inform a tionen über Marius’ Sohn. Selbst die kleinste Kl e inigkeit kann von Bedeutung sein, verstehst du mich?“
Hild verneigte sich wie üblich, und als sie ihr „Ja, mein Fürst!“ flüsterte, zuckte Agnar zum ersten Male nicht zusammen sondern lächelte kühl.
Er schickte Hild aus dem Zimmer und wic k elte sich in Wolldecken, um Kontakt zu Lucius aufzune h men, doch so sehr sein Geist auch suchte, die Ve r bindung war in den ve r gangenen Wochen endgültig abgerissen. Doch selbst dieser Fehlschlag konnte ihn nicht herabstimmen. Er wusste, dass Lucius auf dem Weg zurück nach Rom war, und er war sich sicher, dass er wohlbehalten a n kommen würde. Bis dahin hatte er Zeit, seine Netze in Rom auszubr e iten und mit Hilds Hilfe Augen und Ohren in jedem Haushalt der Hauptstadt für sich zu gewinnen.
Mehrere Monate verstrichen. Die Hitze des So m mers war in einen ungewöhnlich nassen und kühlen Herbst übergegangen. Lucius dirigierte inzwischen ein unübe r sichtliches riesiges Unternehmen, das fast die ganze Halbinsel überzog und täglich neue Entscheidungen e r fo r derte. Er saß in seinem Zelt mit Crassus und besprach die Abläufe des ko m menden Tages, als der junge Gnaeus Pompeius den Vorhang vor dem Eingang zurückschlug und sich zu den be i den gesellte. Man sah ihm an, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte, das Gespräch der beiden nicht zu unterbrechen. Lucius half ihm: „Crassus, es scheint, als gäbe es gewichtige Neui g keiten. Lass uns das leidige Tagesgeschäft unterbr e chen und lieber hören, was unser junger Freund so Wichtiges zu berichten hat.“ Crassus machte eine einladende Handbewegung, Lucius sah seinen jün g sten Offizier erwartungsvoll an. In seinem Inneren wunderte er sich zu wiede r holten Male, dass er den gutaussehenden Pompeius nicht im Mindesten ei n nehmend oder schön finden konnte. Er hatte schon ein i ge Male darüber nachgegrübelt, denn e i gentlich war der junge Mann mehr als anziehend, mit der straffen Ha l tung, der schlanken Figur und dem w a chen Blick. Aber wah r scheinlich lag es daran, dass der junge Mann sich seines vorteilhaften Aussehens einfach zu sehr bewusst war. Außerdem spürte man zu deutlich, wie eh r geizig und karrier e bewusst Pompeius war. Lucius seufzte, dem Mann fehlt einfach jene schlichte Selbstve r ständlichkeit, die die Basis wahrer Eleganz war. Lucius’ kurzer geistiger Ausflug hatte ihn den Anfang von Gnaeus Pompeius Au s führungen verpassen lassen. Er schreckte hoch als er den Namen seines alten Feindes ve r nahm.
„Entschuldige, ich
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