Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
bedeutete hatten, hatte er zu seinen Gunsten entschieden. Und jetzt na h men ihm diese halbwilden Bergba u ern seine Heimat. Hier, nach all den Kämpfen, in Sichtweite seiner Stadt erlebte er seine große Niederlage. Er wusste nur zu gut, was seiner Stadt drohte, wenn die ersten Teile der Stad t mauer fallen würden: Plünderung, Mord und Bran d schatzung. Noch tobten die Kämpfe vor den Mauern, aber bald wären die Angreifer in der Stadt. Rom würde dem Erdboden gleichgemacht.
Lucius griff das Heft seines Schwertes fester. Er würde nicht auf den elenden Tod warten, den ihm seine Feinde zugedacht hatten. Er würde die Klinge gegen sich selbst richten. Am liebsten hätte er es hinter sich gebracht, doch das konnte er seinen Männern nicht a n tun. Er sah sich um und sah, wie ihn immer wieder Blicke trafen, und er spürte, dass sie immer noch an ihn glaubten. Das war er ihn noch schuldig, dass sie sich die Hoffnung bis zum letzten Atemzug bewahren konnten. Er selbst hatte aufgegeben.
Mitternacht war bereits vorüber, als sich die u n glaubliche Nachricht in ihrem Haufen ve r breitete. Crassus, der den rechten Flügel des Heeres befehligte und von den Tru p pen unter Sullas Kommando abgedrängt worden war, hatte einen vollständigen Sieg errungen. Der Großteil der Angreifer war zurückgeschlagen und nach Norden abg e drängt, die Schlacht war gewonnen. Die unverletzten und leicht verwundeten Legionäre auf der Anhöhe ri s sen sich hoch und gingen mit ihren letzten Kraftreserven gegen die Truppen vor, die noch zwischen ihnen und ihrer Stadt die Ste l lung hielten.
Die Bürger Roms, die schon ihr scheinbar unausweichl i ches Schicksal vor Augen g e habt hatten, konnten sich kaum fassen vor Erleichterung. Sie rissen die Tore der Stadt auf und luden sich die e r sten Legionäre auf die Schultern, die die Tore pa s sierten, um sie im Triumph durch die Straßen zu tragen. Die Frauen brachen we i nend zusammen und klammerten sich an ihre Kinder, die sie wenige Stunden zuvor schon in den Händen der Plünderer gesehen hatten.
Am Collinischen Tor traf Lucius auf Crassus. Er sprang vom Pferd und kniete vor dem ju n gen Mann nieder.
„Dir verdanke ich mein Leben. Dir verdankt Rom die Freiheit. Sei versichert, dass ich das nie vergessen we r de.“
Crassus, der völlig außer Atem war, konnte keine Erw i derung finden. Doch Lucius hatte keine Zeit abz u warten, bis sich der junge Mann gefasst hatte. Er hatte sich schon wieder auf sein Pferd gesc h wungen und gab die Befehle für das weitere Vorg e hen.
„Wieviele Gefangene habt ihr gemacht?“
„Wir haben an die dreitausend von diesen Hunden g e fangen genommen. Vor kurzem haben sich weitere dre i tausend auf Gnade ergeben. Alle werden hier in der N ä he b e wacht.“
„Gut, lasst sie sehen.“
Als Lucius mit Crassus die kurze Strecke zu dem Feld zurückgelegt hatte, auf dem die Gefangenen zusamme n gepfercht waren, ließ er seinen Blick über die sechsta u send G e fangenen schweifen.
„Bringt sie nach Rom und setzt sie dort fest. Wir werden sehen, was man mit ihnen a n fangen kann.“
Crasssus nickte, gab aber zu bedenken: „Sec h stausend sind fast zu viel, um sie in Rom unterzubringen. Bede n ke, dass deine Legionäre ebenfalls Gefangenen g e macht und bei Atemnae festgesetzt haben.“
Lucius bedachte den Einwand. Dann wurden seine A u gen schmal und als Crassus den neuen Befehl seines Feldherrn vernahm, schien ihm dieser plötzlich fremd und sehr weit entfernt. Eine Sekunde lang zögerte Cra s sus. Lucius ließ sich zu einer Erklärung herab.
„Das hier war keine normale Schlacht. Sie haben ve r sucht, unseren Staat zu vernichten. Wenn sie es einmal versucht haben und wir lassen sie gewähren, werden sie es immer wieder aufs Neue versuchen.“
Crassus war nicht wirklich überzeugt, doch er würde sich hüten, einen Befehl seines Fel d herrn in Frage zu stellen. Am allerwenigsten jetzt, wo dieser alle Macht in seinen Händen hielt und ihm selbst, Crassus zu höchstem Dank verpflichtet war. D e shalb winkte er einem Reiter, der die beiden esko r tiert hatte.
„Befehl des obersten Feldherrn Lucius Cornelius Sulla: Die Gefangenen, die vor Atemnae festgesetzt sind, we r den hingerichtet.“
Der Reiter zuckte zurück. Dieser Befehl war ang e sichts der Masse der dort versammelten Gefangenen eine U n geheuerlichkeit. Der Mann schaffte es nicht, sich zu b e herrschen, sondern völlig übe r rascht rutschte ihm eine Erwiderung zwischen den Lippen hervor:
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