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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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wieder Ruhe, maulend zogen sich die Gefangenen zurück. Man beschloss erst einmal abzuwarten, wie sich die ganze Angelege n heit entwickeln würde.
    Am nächsten Abend stand der Barbar also mit leerem Blick vor Urbicus im ersten Hof. Dieser hatte die übliche Übungsbewaffnung aus Stro h schild und Holzschwert bereitgelegt und versuchte in kurzen Sätzen dem Mann vor ihm klar zu machen, was er von ihm e r wartete.
    „Hör zu! Du sollst hier nichts anderes tun, als was du dein ganzes bisheriges Leben auch gemacht hast. Ihr Barbaren habt tapfer gekämpft, und nun sollst du hier noch einmal zeigen, was eure Horden so gefährlich g e macht hat. Also nimm die Waffen. Der Pfahl hier wird in den nächsten Wochen dein Gegner sein. Ich werde dir helfen. Nun fang an.“
    Er drückte dem Gefangenen das Schwert in die rechte und den Strohdeckel in die andere Hand. Dieser ließ die Linke hängen und bewegte die Rechte mit der Übung s waffe vor seinem Gesicht auf und ab. Nach einer Weile begann er zu lachen und ließ das hölzerne Schwert fallen. Dann ließ er den Schild fallen und wandte sich kichernd zum Gehen. Urb i cus’ Tritt traf ihn im Kreuz und warf ihn zu Boden. Während der Barbar sich aufrappelte, ha t te der Ausbilder seine Fassung wieder gewonnen und versuchte es noch einmal.
    „Du wirst jetzt so tun, als wäre dieser Pfahl vor deiner Nase dein Feind und wirst mir zeigen, wie du ihn a n greifst.“
    Der Blick, der ihn aus den blassen Augen traf, war ohne jedes Verständnis. Urbicus a t mete tief durch.
    „Gut, in Ordnung, du musst nachdenken. Ich werde dir Gelegenheit zum Nachdenken g e ben.“
    Er rief die Wachen, die den Gefangenen in eine unteri r dische Zelle brachten.
    Es dauerte zwei Wochen, bevor Urbicus wieder Zeit fand, sich den Barbaren nochmals vorzune h men, doch das Ergebnis war ebenfalls nicht ermutigend. Der Au s bilder versuchte es mit guten Worten genauso wie mit Bestrafungen, doch er schaffte es nicht, zu dem Mann durchzudringen. Als er einige Wochen später eine Unte r redung mit Aud a tus hatte, kamen sie auf den Fall zu sprechen, und Urbicus berichtete von dem totalen Mis s erfolg.
    „Möglicherweise,“ so äußerte er sich, „ist der Ba r bar kein richtiger Mann mehr. Vielleicht hat er eine Verletzung, die ihn um seine Männlichkeit gebracht hat.“
    Audatus erinnerte sich nicht daran, dass der Arzt irgen d etwas Dahingehendes geäußert hätte, aber man konnte sich ja auch darüber Klarheit verscha f fen.
     
    So ideal die kleine Insel auch war, so sehr bedauerte er immer wieder, dass sie ihm keinen Schutz vor unwil l kommenen Störu n gen bot. Anfangs war es noch harmlos gewesen, immer wieder war irgendjemand g e kommen, um ihm einen Löffel mit fadem Brei zwischen die Zähne zu zwingen. Er hätte am liebsten geschrieen um sich R u he zu ve r schaffen, doch er fand nicht die Kraft dazu. Irgendwann stellte er fest, dass er die Störenfriede lo s wurde, wenn er sich dreimal täglich mit großer G e schwindigkeit einen ganzen Napf von der Pampe in den Mund schaufelte. Dann aber kamen andere, die ihn b e tasteten, an seinen Armen zerrten und versuchten ihn aufzurichten. Es war zum Verzweifeln. Er ve r suchte, ihnen entgegenzukommen, folgte den ze r renden Händen ein Stück weit von seinem Lager weg in der Hoffnung, sie damit zufrieden zu stellen und wieder in Ruhe gela s sen zu werden. Wenn er die Augen öf f nete, um sich zu orientieren, überfiel ihn En t setzen, denn das graue Flimmern war nicht verschwunden. Es war ihm nicht möglich irgendetwas von seiner Umgebung zu erke n nen. Jeder Gegenstand, jeder Mensch seiner Umgebung hatte Farbe und Kontur verloren und war zu einem fahlen, vibrierenden Grau verwischt. Voll Angst schloss er die Augen und zog sich schnell in seine sandige Kuhle auf der Insel zurück. Hier gab es Farben und Hell und Du n kel. Schutzsuchend rollte er sich im Windschatten der Gräser zusammen.
    Doch nach einiger Zeit machte er eine Entdeckung: i m mer wenn etwas sich in seinem Blickfeld bewegte, konnte er eine Ahnung von Farbe oder Kontur erhaschen. Wenn j e mand zu ihm sprach, so tauchte ein bewegter Mund von vagem Rot vor ihm auf, eine Hand, die ihm die Sch a le reichte, leuchtete kurz auf und verschwand wieder im Grau. Sobald er aufstand um ein paar Schritte zu g e hen, ko n nte er einige Farbschlieren seiner Umgebung erkennen. Stand er still, war alles wieder ein einziger grauer Nebel. Doch es war schwierig und anstrengend, das Flimmern zu durchbr e chen, so

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