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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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wurde zur Essenspause unte r brochen.
    Im großen Hof stellten sich die Gefangenen in einer la n gen Schlange an, um sich ihre Schale mit Brei abzuholen, die sie dann auf dem Boden hockend verzehrten. Die Küchensklaven hatten den Idioten inzwischen so weit, dass er den schweren Kessel in den Hof schleppte und mit der Kelle die Zuteilu n gen in die einzelnen Schalen übernahm. Er schaffte das mit der Gleichmäßigkeit eines Wasserrades, ohne mit den Augen zu ko n trollieren, ob der Brei auch wirklich in einer Schale gelandet war. Wem es nicht gelang, seinen Napf rechtzeitig an die richtige Stelle zu bringen, ging eben leer aus. Ein kleiner Scherz der Küchensklaven, die sich zusa m men mit den Wachen jeden Tag dreimal darüber amüsierten. In den anderen beiden Höfen wurden zur Esse n szeit Bänke für die Kämpfer aufgebaut. Im zweiten Hof konnten sich die Gefangenen bequemer setzen nachdem sie sich ihre R a tion abgeholt hatten, im ersten Hof wurde ihnen die g e füllte Schüssel sogar an ihren Platz gebracht, eine Aufg a be, die dem Barbaren sichtlich schwer fiel. Mit konzen t riertem Gesichtsausdruck und zwischen die Zähne g e klemmter Zungenspitze stapfte er, zwei Näpfe kramp f haft festhaltend, in die Richtung, in die ihn die Küche n helfer schubsten. Mit der letzten Schüssel der heutigen Zute i lung tastete er sich zu einem Gefangenen, der unter dem Namen Tigris auftrat. Tigris war ein brutaler und wend i ger Kämpfer, von dem bereits jetzt feststand, dass er bei den anstehenden Spielen mit von der Partie wäre. Entsprechend gereizt war sein Seelenzustand, und es br a uchte nur wenig, um ihn in rasende Wut zu versetzen. Der wacklige Ba r bar machte ihn nervös, und als der Idiot ihm die Schale vorsetzte, sah er nur dessen Daumen, der in seiner Suppe badete. Er blickte auf den Daumen, dann in das leere Gesicht vor ihm, dann griff er nach der Schüssel.
     
    Lange hatten sie ihn in Ruhe gelassen und als sich wieder Menschen mit ihm befassten, waren sie fr e undlich und geduldig. Er hörte viel Gelächter, manchmal musste er mitlachen, ohne genau zu wissen, was der A n lass war. Man gab ihm ein wenig leichte Beschäftigung, die ihm aber die Muße ließ, auf seiner Insel weiter das Ziehen der Wolken zu beobachten. Er hatte sich an die grauen Schleier gewohnt, hinter denen seine Umgebung ve r schwand, nur ab und zu blitzte eine Bewegung vor ihm auf und vermittelte ihm einen Eindruck von den Farben seiner Umwelt. Die Tage verschwa m men in völliger Gleichförmigkeit, die Umwelt verwischte in undurc h dringlichem Grau. Gutmütig übernahm er ve r schiedene Aufgaben, und nur wenn er die Schalen mit Brei an den Tisch bringen musste, fühlte er sich etwas überfo r dert. Durch die grauen Nebel war es schwierig zu erahnen, wo das Ziel seines Weges war. In der Bewegung sah er zwar Schatten der Gegenstände, die ihn umgaben, aber es ko s tete ihn höchste Konzentration, daraus einen Gesam t eindruck zusamme n zusetzen um seinen Weg festzulegen. Er war immer froh, wenn er diese Aufgabe bewältigt hatte und wieder in seine Ecke zurückkehren konnte.
    An diesem Tag jedoch war alles noch schwieriger. Die Hitze setzte seinem Körper zu, die Umgebung war wie von einem nervösen Summen erfüllt. Das Grau war von Blitzen verschiedener Farben durchsetzt, so dass er am liebsten die Augen ganz geschlossen hätte. Endlich hatte er es geschafft und die letzte Schale sicher auf die hölze r ne Tischplatte gestellt, als er den Napf, den er gerade losgeworden war plötzlich mit unheimlicher Deutlichkeit auf sich zukommen sah. Er sah die Mas e rung der grob aus Holz geschnittenen Schüssel. In ihrer Höhlung schwappte der Brei, den sie alle dreimal täglich vorgesetzt bekamen. Er hatte noch nie das helle Graugelb der Su p pe gesehen, in der die braunen Bo h nenkerne trieben und stellte interessiert fest, dass die Schüssel von einer Hand gehalten wurde, die mit draht i gen schwarzen Härchen bewachsen war. Das Gelenk hinter der Hand wurde von einer ledernen Manschette umspannt, und dahinter setzte sich das Gelenk in einem Unterarm von beeindrucke n dem Umfang fort. Das Ganze bewegte sich eindeutig auf sein G e sicht zu. Er griff mit beiden Händen nach dem Arm und riss ihn zusammen mit dem d a zugehörigen Mann zu Boden. Er schaffte es gerade noch, einen Schlag in das Gesicht des Mannes zu platzieren, bevor die W a chen sich auf ihn stürzen und ihm die Arme auf den R ü cken drehen konnten.
     
    Urbicus, der den Vorfall beobachtet

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