Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
dampfenden Kessel zu verhungern. Nach einiger Zeit war der Barbar soweit ge k räftigt, dass man ihn in den Hof treiben ko n nte, wo er allerdings schnell in einer Ecke zusammenbrach und sich kaum sitzend ha l ten konnte.
Das Personal der Schule wurde langsam etwas ungedu l dig, es war vollkommen unüblich, einen solchen Au f wand wegen eines Gefangenen zu tre i ben. Besser und naheliegender wäre es, den Mann an das Institut für Tierhatzen zu verkaufen, damit man sich wieder ung e stört den dringenderen Au f gaben widmen konnte. Doch der Schulleiter hatte den Ehrgeiz, seine Wette zu gewi n nen.
Nach außen hatte Audatus es geschafft, das Ans e hen seiner Schule zu wahren indem er, wie geplant, einen Posten Gallier als nordische Barbaren bezeichnet und bei zwei Auftritten vollständig au f gebraucht hatte. Doch sein Vorhaben war es nun, genau di e sen Mann zum ersten Kämpfer seiner Höfe auszubilden, wobei der Floh, den ihm Bolanus ins Ohr gesetzt hatte, nicht wenig zu seiner Hartnäckigkeit beitrug. Trotzdem b e gann auch er sich langsam wegen des phlegmatischen, abwesenden Verha l tens seines zukünftigen Helden Sorgen zu m a chen. Eines Nachmittags ließ er seinen e r fahrensten Lehrmeister, den ehemaligen Gladiator Urbicus, zu sich kommen, um die Ang e legenheit ein wenig voran zu bringen. Urbicus war zwar schon längst über die Sch u lung der Anfänger hinaus und kümmerte sich um die Männer des primum und secundum palum, aber Audatus wollte eben nichts u n versucht lassen. Nachdem er die entsprechenden Anwe i sungen gegeben hatte, ve r sprach Urbicus, sich in den nächsten Wochen um den seltsamen Zugang zu kü m mern - sobald seine sonst i gen Pflichten ihm die Zeit dazu ließen.
Nicht wenig verstimmt über die zusätzliche Bela s tung, die ihm hier aufgebürdet wurde und die Zumutung, wi e der im Anfängerbereich tätig werden zu müssen, ve r ließ U r bicus das Arbeitszimmer seines Chefs und machte sich auf den Weg in Richtung Küche, um sich seinen neuen Schützling einmal aus der Nähe anzusehen. Die Wachen und die Ausbilder des großen Hofes machten ihm r e spektvoll Platz, denn Urbicus genoss in der abgeschlo s senen Gesellschaft der Kaserne allerhöchstes Ansehen. Jeder Kämpfer b e trachtete es als einen riesigen Schritt in Richtung Freiheit, wenn er von ihm trainiert wurde, wä h rend jeder Ausbilder versuchte, seine Methoden nachz u ahmen. Dass der allseits bewu n derte Urbicus sich nun herabließ, einen Neuzugang auch nur eines Blickes zu würdigen, sorgte für einige Aufregung. Als er an das L a ger trat um sich den Barbaren a n zusehen, hatte sich schnell ein Kreis von Neugierigen um die beiden ve r sammelt, die das Ergebnis der Untersuchung mit Spa n nung erwarteten. Urbicus puffte den Mann in die Seite, der dösend auf seinem Strohlager neben dem Herd lag und kniete sich neben ihn. Der Barbar drehte sich um und öffnete die Augen, um den Störenfried erstaunt und offen zu betrachten.
„Verstehst du was ich sage?“, raunzte Urb i cus ihn an. Der Barbar schloss die Augen und machte A n stalten, sich wieder auf die Seite zu drehen, doch Urbicus boxte ihn erneut in die Rippen. Ein wide r williges Kopfnicken war die Antwort. Urbicus hatte keine Lust sich im M o ment noch länger mit dem Mann aufzuhalten. Er b e trachtete kurz den Körper des Liegenden und kam zu dem Schluss, dass dieser eigentlich ausreichend gekräftigt war, um mit dem Training beginnen zu können. „Bringt ihn morgen Abend in den ersten Hof“, befahl er kurz bevor er sich a b wandte. Er hatte sich einen tief sitzenden Widerwillen gegen die Gerüche, den Schmutz und die Enge des großen Hofes bewahrt und dachte nicht daran, sich dort mit dem Neuen zu befassen. Bei den Umst e henden allerdings löste diese Entscheidung einen nur schwer zu unterdrückenden Sturm der Entrüstung aus. Dieser nutzlose Esser, der noch nicht ein einziges Mal ein Schwert in der Hand gehalten hatte, sollte die Vorz ü ge des ersten Hofes und einen erstklassigen Au s bilder genießen? Alles, was sich jeder andere unter Einsatz se i nes Lebens erkämpfen musste, sollte der einfach so g e schenkt bekommen? Die Empörung setzte sich im Inn e ren des Hofes fort, eine gefährliche Unruhe, beg e leitet von Murren und Schmährufen griff um sich. Doch bevor es zu irgendwelchen Handgreiflichkeiten kommen kon n te, hatten die Wachen einige besonders aufgeregte Mä n ner herausgegriffen und kurzerhand in die unte r irdischen Zellen gesteckt. Schnell war
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