Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Patrizierfamilie wegen einer neuen Heirat. Er liebte diese Akti v itäten, das Gefühl, viele Fäden zu einem Netz zu verw e ben und sein Spiel zu spielen.
Neära Candida war in eine Familie von langer Tr a dition und bescheidener Gegenwart geboren wo r den. Ihre Kindheit verbrachte sie zusammen mit ihren vier Br ü dern und mehreren Cousins in einer kleinen Stadtvilla, wo ihre Eltern, Tanten und Onkel gemeinsam die B e schränktheit ihrer Verhältnisse zu einem Ausdruck röm i scher Tugendhaftigkeit und Bescheidenheit stilisie r ten. Der Hauslehrer, der zur Ausbildung der Knaben aus gemeinsamen Mitteln angeschafft wo r den war, hatte strengste Anweisung, in seinem im Unterricht vor allem auf die Vo r bilder aus der großen Vergangenheit Roms einzugehen, um so den Knaben Zucht und Or d nung als die obersten Prinzipien der Ari s tokratie zu vermitteln. Die Jungen wurden schon sehr früh für eine militärische Laufbahn erzogen, alles was mit Kampf, Härte und Ta p ferkeit zu tun hatte, wurde bewundert und gelobt. Für Neära als dem einzigen Mädchen wurde kein eigener Lehrer abgestellt, stattdessen musste sie sich damit b e gnügen, dem Unterricht der Knaben von einem Nebe n raum aus zuzuhören. So kam es, dass auch in ihrer Brust die Bewunderung für mannhafte Tapferkeit und die Sehnsucht nach Heldentum keimten. Da sie schlau genug war einzusehen, dass ihr eine aktive Rolle für i m mer verwehrt wäre, begann sie sich als die Gattin eines röm i schen Feldherrn zu sehen, die ihrem Gemahl beim Au f bruch in die Schlacht nachwinkt. Noch berauschender fand sie bald die Vorstellung, wie ihr ihre Söhne, die sie natürlich in großer Zahl in die Welt setzen würde, als gefallene Helden blutüberströmt und leblos ins Atrium ihres Hauses gebracht würden. Sie sah sich selbst daneben, mit versteinerter Miene, gefasst und b e herrscht und von Menschen u m geben, die sie als Römerin von altem Schlage bewunderten. Diesen Traum liebte sie ganz besonders, denn sie pflegte im Geiste den gefall e nen Helden die Gesichter ihrer Brüder zu geben.
Sie hatte umso mehr Grund, sich in die Welt ihrer hero i schen Tagträume zurückzuziehen, da die Verhäl t nisse in der Villa im Laufe der Jahre en t setzlich beengt geworden waren. Als ihre Mutter Neära an ihrem fünfzehnten G e burtstag eröffnete, dass ein Ehemann für sie gefunden worden war, weinte sie vor Glück, dem Chaos in dem viel zu kleinen Haus entgehen zu können. Erst ihr näch s ter Gedanke galt der Person des Bräutigams, doch ihre Mutter beeilte sich, ihre Bedenken zu zerstreuen. Horat i us Canidius war von feinstem a l trömischen Patriziertum, seine Familie hatte immer wieder b e deutende Feldherren hervorgebracht, und auch der noch junge Canidius zeigte schon deutliche Neigung zu männlicher Beschäftigung. Neära war erleichtert, eine so gute Ausgangspos i tion für die Umsetzung ihrer heroischen Träume gewinnen zu können. Freudig sti m mte sie der Heirat zu, die allerdings auch ohne ihre Ei n willigung schon längst beschlossene Sache war. Mit der festen Absicht, ein Vorbild römischer Tugend zu we r den, zog sie in das Haus ihres Bräutigams. Die Ehe begann vielve r sprechend. Horatius war von seinen Eltern von Kindesbeinen an in demselben Sinne erzogen wie Neära, und die beiden freuten sich über die Übereinstimmung ihrer Auffassungen. Horatius bewies römische Standha f tigkeit, indem er sich wiederholt auf seine jugendliche Gattin warf, die er im Grunde seines Herzens wenig a t traktiv fand, so dass sich dann auch bald der erhoffte Kindersegen einstellte, leider au s schließlich mit Mä d chen. Nach dem fünften Mädchen kamen erste Spa n nungen auf. Horatius lies seine Frau spüren, dass er von ihr enttäuscht war. Sie bezichtigte ihn, eine Erbkran k heit verschwiegen zu haben, da in ihrer Familie die Geburt von Knaben die Regel sei. Da r aufhin weigerte sich Ho r atius, das nächste neugeborene Mä d chen auf seinen Arm zu heben, was bedeutete, dass er die Vaterschaft nicht anerkannte. Der Säugling wurde schleunigst in den Tiber geworfen, doch Neära, die ihrem Gatten diese Beleidigung lange nicht verzeihen konnte, bedachte ihn bei jeder Gelegenheit mit scharfen Blicken und spitzen B e merkungen, was er ihr dadurch vergalt, dass er einige Wochen ihrem Gemach fernblieb. Obwohl Neära innerlich kochte, bewahrte sie nach außen die Ha l tung und das Auftreten einer immer beherrschten Patr i zierin. Sie hoffte darauf, dass Ho r atius wenigstens in
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