Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Kämpfer im Auge zu behalten. So konnte er seine Pflichten in einem Bruchteil der Zeit absolvieren. Lediglich an Versteigerun g stagen musste er darauf achten, dass er nicht durch Schwäche oder Kran k heit verhindert war. Ansonsten erlaubte ihm sein Sy s tem zu erscheinen, wann immer es ihm in den Kram passte, und er gewöhnte sich an, aufgrund zufäll i ger Beobachtungen Lob oder Tadel zu verteilen. Er b e kam ein Gespür für die Leide n schaften und den Ehrgeiz der Ausbilder, er lernte, sich dies für seine Zwecke nut z bar zu machen. Unvorherg e sehene Beförderungen oder Degradierungen hielten seine Truppe in atemloser Spa n nung, so dass bald alle versuchten, sich bei ihm einz u schmeicheln oder dem jeweiligen Rivalen den Todesstoß zu versetzen. Er perfe k tionierte sich in der Kunst, zwei gleich starke Konkurrenten gleic h mäßig zu protegieren, bis sie zu unversöhnlichen Feinden wurden. Auf diese Art schaffte er es, das Letzte aus seinen Angestellten herauszuholen, ja, er hatte es bald nicht mehr nötig, e i nen Befehl auszusprechen, man versuchte seinen Wü n schen zuvor zu kommen, um sich einen Vorteil gegen die Mitbewerber zu verscha f fen. Das Tempo wurde schneller und niemand zögerte, den Druck, unter den sie alle g e setzt waren, an die Gefa n genen weiterzugeben. Das Training wurde härter, Bestr a fungen kamen nun noch wesentlich häufiger vor.
Früher hatten die Wächter und die Trainer immer wieder versucht, die Nebeneinnahmen an Audatus vorbeiz u schleusen und ihn um seinen Anteil zu b e trügen. Das würde nun keiner mehr wagen, weil er damit rechnen musste, dass sein unmittelbarer Konkurrent die Gelege n heit wahrnahm und ihn beim Leiter anschwärzte. Die Oberaufseher der beiden kleinen Höfe kamen nun r e gelmäßig, um Audatus seinen Anteil vorzurechnen und ausz u zahlen. Es war zwar kein Vermögen, aber es ging ihm einfach um das Prinzip. Außerdem fand der Leiter es amüsant, sich über die Entwicklungen in diesem Sektor i n formieren zu lassen. Heute stand nun der Aufseher des zweiten Hofes vor ihm und lieferte seinen Bericht ab.
„Seit den letzten Spielen ist die Nachfrage wieder stark gestiegen. Die Wächter mussten Listen führen, um dem Andrang Herr zu werden und die Ka m mern oft dreimal pro Nacht belegen. Mit Verlaub, Herr, es wäre wah r scheinlich besser, einmal beso n dere Räume anzubauen, um den Wächtern zu e r sparen, den Dienst nächtelang unter freiem Himmel zu verbringen, weil die Wachstuben belegt sind.“ „Kommt überhaupt nicht in Frage. Was glaubt ihr, was das für ein Gerede geben würde. Irgen d jemand käme wahrscheinlich auch noch auf den Geda n ken, Steuern auf diese Einnahmen zu erheben, und was bliebe dann für euch? Lasst die Sache so laufen, wie sie schon immer läuft. In ein paar Wochen normali s iert sich der Andrang.“
„Du hast wie immer recht, aber im Moment sind die Weiber wie verrückt. Du wirst es kaum glauben, wir ha t ten sogar Anmeldu n gen für den Idioten!“
„Was sagst du da, das kann man sich ja kaum vo r stellen.“
„So unglaublich das ist, es ist wahr, die Wachen h a ben lange gezögert, man konnte ja nicht vorhers e hen, was der Barbar machen würde, aber irgen d wann haben sie es dann doch gewagt, und er hat sich sogar ganz gut ang e stellt. Wir hatten außerdem so viele B u chungen, dass wir den Tarif für ihn höher setzen konnten. Seine Verehr e rinnen haben ohne zu murren gezahlt. Dein Anteil b e trägt für diese Woche dreihundert Sesterzen, a b züglich der Kosten für Lampenöl.“
Es kam nun nicht mehr in Frage, dass ihn die Küche n sklaven für ihre Zwecke einspannten. O f fiziell gehörte er inzwischen zu den Insa s sen des mittleren Hofes, wo er seine Mahlzeiten einnahm und sein Trai n ing absolvierte. In den nächsten Monaten fanden einige Spiele statt, bei dreien mu s ste auch er in die Arena. Inzwischen war ihm die Situation schon vertrauter, so dass er es schaffte, sich vorzustellen, dass hier nichts anderes stattfand als eine Art härteres Training. Er achtete nicht mehr auf die Au s brüche von Panik unter den Anfängern, es gelang ihm sogar, die Geräusche des Publikums auszufiltern. Kr i tisch wurde es für ihn immer erst, wenn zuviel Blut den Sand rot färbte, denn davon ausgehend stahlen sich die Farben der Umgebung in seine Wahrnehmung und ze r störten die Schleier, die um seinen Geist lagen. Erst nach dem Kampf sah er die Arena und die Menschen auf den Tribünen, die Leichen und die dunklen
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