Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
ganze Gruppe me i ner Sklaven.“
Agnar lachte.
„Vier Mädchen und drei Jungen, von denen im Zweifel wohl eher weniger Kampfgeist zu erwarten ist als von ihren Kolleginnen. Du solltest Merkur ein Opfer dafür bringen, dass du bisher ungeschoren davon gekommen bist.“
Sie wusste, dass er Recht hatte, aber sie wollte nach den langen Abenden niemanden mehr sehen und ging lieber allein nach Haus, als sich begleiten zu lassen. Seltsame r weise störte sie seine Anwesenheit aber nicht b e sonders. Sie schwiegen den Rest des Weges, ohne dass die Stille diesmal zu einer Belastung geworden wäre. An der Hau s tür bedankte sie sich. Er wünschte ihr freundlich eine gute Nacht und verschwand in der Dunkelheit der Ga s sen.
In den folgenden Nächten hatte sie verschiedene Eng a gements, nach denen ein besonders interes s ierter und in finanzieller Hinsicht auch interessanter Verehrer d a rauf bestand, mit ihr die Gesellschaft zu verlassen und sie nach Hause zu begleiten. Zwei Abende lang schaffte sie es, ihn an der Haustür a b zuwimmeln, doch dann musste sie ihn einlassen. Sie konnte ihn nicht mehr a b weisen, ohne ihre Geschäfte zu gefährden, so nahm ihn mit in ihre Villa. Nur zu deutlich spürte sie, dass sie jeden A bend aus der Dunkelheit heraus beobachtet wurde. Am liebsten hätte sie eine Erklärung in die Nacht geschrieen: „Was soll ich denn machen? Hat mich denn jemals j e mand gefragt? Soll ich verhu n gern, soll ich betteln oder Wäsche waschen im T i ber? Geh und lass mich allein! Du störst hier! Was soll ich mit dir anfangen? Verschwinde!“
Natürlich tat sie es nicht. Stattdessen litt sie stumm, und sie liebte ihre Leiden. Sie nahm Engagements an, nur um das Fest zu verlassen und ihn aus der Dunkelheit aufta u chen zu sehen. Ihre Begegnungen waren kurz und end e ten regelmäßig an ihrer Haustür. Und doch genügte die Aussicht auf die wenigen Minuten des Weges durch die dunklen Straßen, ihr den ganzen Abend zu versüßen. Sie war daran gewöhnt, ihre Garderobe mit Sorgfalt zusa m menzustellen, doch bald tat sie es für ihn. Sie ließ die Blumenkränze der Festmähler auf ihrem Haar, weil sie ihr so gut zu Gesicht standen, auch wenn sie drückten und ihr schwerer Duft Kopfschmerzen ber e itete. Die Zweifel zernagten ihr das Herz, sie war es seit Jahren gewohnt, jeden Mann vor sich winseln zu sehen, doch seine gleichble i bende Freundlichkeit, die sie am Anfang als so wohltuend empfunden hatte, machte sie langsam verrückt. Nie versuchte er einen Umweg zu gehen oder sie einzuladen. Nie bat er darum, mit ins Haus kommen zu dü r fen. Er war jeden Abend zur Stelle, und wenn er sie nach Hause gebracht hatte, ve r schwand er in der Dunkelheit. Ihre Verehrer hatten seine Gleichgültigkeit auszubaden. Noch nie war sie so anspruchvoll und schwierig gewesen. Die teue r sten Geschenke wurden zurückgegeben, lukrative Einladungen abgewiesen und völlig unbede u tende mit Freuden angenommen. Keiner konnte sie mehr einschätzen, und umso a t traktiver wurde sie für ihr verwöhntes Publikum, das sie wie einen neua r tigen Gaume n kitzel begehrte.
Er spürte, wie er langsam immer mehr Ei n fluss über sie gewann. Er hatte ein Gefühl für die Veränderung in ihrer Stimme, die anfangs barsch und gereizt gewesen war und die nun weich, leise und fast unsicher klang. Manchmal wartete er einige Momente in den Schatten der Nacht, bevor er zu ihr trat, um sich ihrer suchenden Blicke zu vers i chern. Über kurz oder lang könnte er einen Schritt weiter gehen, öfter bei ihr auftauchen, und so zu einem konstanten Faktor in ihrem Leben zu we r den. Der liebe Freund des Hauses, treu wie Gold, auf den man sich in jeder Lage verlassen konnte. Das war die Rolle, die ihm vorschwebte, die ihm für sein weiteres Vorhaben am geeignetsten erschien.
Das Gastmahl an diesem Abend dauerte lange, ihm war es gleichgültig. Es machte ihm wirklich nichts aus, fast jede Nacht unter den Toreinfahrten der Villen zu ve r bringen. Er hatte auch nicht gelogen als er sagte, dass er nachts nicht schlafen könne. Seine Arbeit bei Trebat i us bot ihm wenig Möglichkeit, sich körperlich zu erm ü den, und so fiel es ihm schwer, seine Gedanken in der Nacht im Zaum zu halten. Seine Erinnerungen bedrän g ten ihn, und nur mit Mühe konnte er bei seinen langs a men, sorgfältigen Vorbereitu n gen bleiben. Seinen Schlaf hatte er inzwischen in die frühen Morgenstunden ve r legt, wobei ihm drei oder vier Stunden vollauf genügten. Rom bei Tag war
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