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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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zog. Sie lac h ten nicht mehr.
     
    Tief nachts lag sie wach neben ihm. Obwohl er i m mer betonte, wie wenig Ruhe er br a uchte, war er nun doch fest eingeschlafen. Die Luft war lau, so dass sie es riski e ren konnte, die Decke zurückzusc h lagen, um ihn in Ruhe zu betrachten. Seine weiße Haut war ihr gleich bei ihrem ersten Treffen aufgefallen und hatte sie neugierig g e macht. Später hatte sie versucht, die Konturen seines ebenmäß i gen Körpers unter der Tunika zu erahnen. Doch was sie heute zum ersten Mal sah, schnitt ihr ins Herz, und sie spürte, dass sie nicht mehr von ihm los kommen würde. Sein ganzer Körper war von Verletzu n gen gezeichnet. Eine breite Narbe zeichnete sich auf dem linken Oberschenkel ab, eine weitere an der Flanke, schmal, aber lang und gerade zog sie sich um die Hüfte. An der rechten Schulter nahe des Nackens war ein weit e rer Streifen, blass und irgendwie tot und dazu ein Netz feiner, weißer Striche über der Brust, die sich bis auf den Bauch zogen. Sie fürchtete, ihn zu wecken, sonst hätte sie jede einzelne Linie mit Küssen bedeckt. Zum ersten Mal konnte sie einen Mann als ein W e sen wahrnehmen, das genauso verletzlich war wie sie selbst. Jede Narbe an seinem Körper schien ihr ein Echo jener Verletzungen, die sie in ihrer Seele trug. Die Demütigu n gen von Jahren und die Tränen, die sie heimlich geweint hatte, konnte sie hier mit ihren Händen berühren. Er war wie sie. Ein O p fer seiner Zeit und der Welt, in die sie beide geworfen waren. Was hatte sein Leben ihm ang e tan? Bis heute Abend war es das Bild ihres Gönners und Retters Lucius gew e sen, das sie in ihrem Herzen getragen hatte, doch nun nahm sie ihn in anderem Licht war und sie hasste ihn plötzlich. Sie hasste ihn und seine Großzügigkeit, die gerade so weit reichte, wie es für ihn nützlich und b e quem war. Der die Menschen hin und her schob und sich fühlte wie ein launischer Gott, der seine Gaben so ve r teilte, dass sie die größtmögliche Verwi r rung stifteten. Sie hatte in Erfahrung gebracht, dass auch Agnar vor einigen Jahren von ihm freigelassen worden war, und nun war sie sich sicher, dass natü r lich ein Nutzen für Lucius damit verbunden gewesen war.
    Agnar - als sie den Namen das erste Mal g e hört hatte, hatte sie ihn als geradezu unanständig barbarisch em p funden. Wie eine Bestätigung der schlimmsten Geschic h ten, die man über die Menschen jenseits der A l pen hören konnte. Doch nun hütete sie diese Silben wie einen Schatz und war glücklich, dass er allgemein unter seinem Sklave n namen bekannt war. Sie streichelte über seine Wange und über die geraden Brauen, die die breite Stirn abschlossen. Die Lider waren über die große Iris gesenkt, deren Farbe sie von Anfang an fas z iniert hatte, dieses blasse wasserhelle Blau, das durch den scharfen dunklen Ring Ausdruck und Schärfe gewann. Gerührt stellte sie fest, dass der leicht geöf f nete Mund fein geschwungen war, fast wie bei einem Kind. Wieder spürte sie diesen Schmerz und schwor sich, ihn zu beschützen. Es war ihr ernst mit diesem Schwur, obwohl sie selbst nicht wusste, welchen Schutz sie für diesen einsamen Mann darstellen konnte. Sie zog fürso r glich wieder die Decke über seinen Körper und schmiegte sich an ihn. Als sie aufwachte, war er verschwunden.
     
    Es war noch früh am Morgen, doch im Osten kündigte bereits ein schmaler Streifen bla s sen Lichts den neuen Tag an. Langsam wanderte er durch die Gassen. Ein fr i scher Wind brachte einen leisen Geruch wie vom Meer. Hier in der klaren Luft empfand er den Duft b e sonders deutlich, den er nach dieser Nacht auf seiner Haut spü r te. Er hob den Arm ans Gesicht und schnu p perte in der E l lenbeuge. Er war froh, dass er es geschafft hatte, sich aus dem Haus zu schleichen ohne sie zu wecken, denn er hätte nicht gewusst, was er ihr hätte antworten sollen, wenn sie ihn wegen eines Wieders e hens gefragt hätte. Gestern Abend war alles so leicht und so selbstverstän d lich gewesen, doch nun e r schien ihm die Situation schwieriger, als er es sich ausgemalt hatte. Sein Problem war, dass sein wohlüberlegter Plan auch bei ihm selbst seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Schon nach der ku r zen Zeit, die er sie schl a fend verlassen hatte, sehnte er sich nach ihr. Als ginge ein Zauber von ihr aus, fühlte er sich in ihrer Gegenwart geborgen und sicher. Ein gefäh r liches Gefühl, aber er wusste, dass er nicht die Kraft h a ben würde, ganz auf ihre Nähe zu

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