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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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hatte, und trampelte quer durch Dickicht direkt auf sie zu. Der zweite verdrehte die Augen, folgte ihm aber.
    Wir müssen hier weg!
, dachte Nick.
Jetzt, solange wir noch können!
    Eine neue Rauchwolke hüllte sie ein und verdunkelte die Sicht. Sekeu, Abraham und Blutrippe zogen mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen ihre Schwerter. Ihre Augen warenfest auf die verschwommenen Gestalten der Wachtposten gerichtet, und sie warteten gespannt und sprungbereit.
    Herrje
, dachte Nick,
jetzt geht’s los
. Er hatte das Gefühl, als würde ihm gleich das Herz in der Brust explodieren.
Nein
, dachte er.
Nein, das geht nicht. Noch nicht. Nicht ohne Peter. Die werden uns abschlachten
.
    Nick hörte direkt vor sich das nasse, saugende Geräusch schwerer Stiefel im Schlamm. Der Rauch wurde beiseitegetrieben, und keine zwei Schritte entfernt stand der Wachtposten. Nick erstarrte. Er konnte sich nicht rühren, nicht einmal schreien. Mit eisiger Klarheit betrachtete er die schuppige, knorpelige Krötenhaut des Mannes, jede Narbe, jede Falte und Warze, sah die Hellebarde, die direkt auf ihn gerichtet war. Die Augen des Mannes weiteten sich, und Nick sah seinen eigenen Tod in den beiden höllenroten Bällen.
    Da sprang Sekeu nach vorn, ihr Schwert blitzte auf, der Hals des Wachtpostens klaffte auf, und sein Kopf segelte durch die Luft. Nick sah einen Moment lang das Knochenweiß seiner Wirbelsäule, sah jede Ader und Arterie so klar wie bei einer Autopsie. Dann sprudelte schwarzes Blut empor wie aus einer Ölquelle. Er hörte das feuchte Geräusch, als der Kopf im Schlamm landete, und dann, wie der Rumpf rückwärts zu Boden stürzte.
    Der zweite Wachtposten sprang nach hinten weg und richtete seine Axt auf Sekeu aus. Blutrippe griff ihn von der Seite an. Der Mann holte nach ihm aus, doch Blutrippe tauchte unter der schwerfälligen Waffe weg und schlitzte dem Mann die Kniekehlen auf. Der Fleischfresser ging mit einem Aufschrei zu Boden, und Abraham war über ihm, fast bevor er lag, und hackte ihm die Kehle durch.
    Wie auf Kommando erhob sich plötzlich am anderen Ende der Lichtung lautes Geschrei. Durch den Rauch konnte Nick nichts erkennen, aber er wusste, dass es Peter war, dass der Angriff begonnen hatte.
    »JETZT!«
, schrie Sekeu.
    Auf das Kommando hin rannte Nick, so schnell er konnte, durch den Schlamm, um mit der langbeinigen Sekeu Schritt zu halten. Das Adrenalin übernahm die Kontrolle über ihn und verdrängte die Angst aus seinem Kopf, als er zwischen Baumstümpfen umherflitzte und über Wurzeln und Äste hinwegsetzte, mit nur einem Gedanken im Kopf: die Fässer umzuwerfen und zum Teufel noch mal von hier zu verschwinden.
     
    »JETZT!«
, schrie Peter, und wie ein Mann sprangen sie auf die Beine, schlugen ihre Schwerter aneinander und heulten wie wilde Hunde.
    Peter wusste, dass es ihr Ziel war, den Feind abzulenken, ihn in einen Kampf zu verwickeln und wieder zu verschwinden, aber die Todesschreie der Bäume hatten sein Blut zum Kochen gebracht. Er wollte töten, und er würde sich nicht davon abhalten lassen.
    Etwa sechs bis sieben Baumverbrenner und vier Wachtposten befanden sich direkt vor ihnen.
Diese Dämonen mit ihrem Öl und ihrem Feuer
, dachte Peter.
Zumindest die hier werden heute sterben
. Peters Gesicht verzog sich zu einer Fratze des Hasses, und er stürmte vor und schlug dem ersten Wachtposten den Kopf von den Schultern, sodass er im hohen Bogen davonsegelte, bevor der Mann auch nur dazu kam, sein Schwert zu ziehen. Ein anderer schwang seinen öligen Besen nach Peter. Der wich dem Schlag aus und schnitt dem Mann den Fuß ab. Der Fleischfresser brüllte und klappte zusammen. Peter stieß ihm das Schwert ins Gesicht, direkt zwischen die Augen, und wirbelte herum, begierig nach mehr Fleisch. Doch die Teufel und Elfen hatten mit tödlicher Effizienz angegriffen, und alle Fleischfresser lagen tot oder sterbend zu ihren Füßen.
    Hörnerschall erfüllte die Luft. Von allen Enden der Lichtung drangen Schreie, als sich die Fleischfresser eilig sammelten.
    Peter ließ den Blick über die Lichtung schweifen und fand, was er suchte: vier geduckte Gestalten, ein gutes Stück hinter den Soldaten, die die Anhöhe hinauf auf die Fässer zurannten.
Bestens
, dachte Peter und gestattete sich die Hoffnung, dass dieser Tag vielleicht doch noch ein gutes Ende nehmen würde. »Da kommen sie«, brüllte er. »Bleibt standhaft.«
    Ein Ruf erscholl von einem hochgewachsenen Mann mit dünnem Schnurrbart und Ziegenbärtchen, der ein

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