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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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ihn aus dem Gleichgewicht. Sein Holzbein verfing sich in einer Wurzel, und er purzelte den steilen Hang herunter, wobei er ohne Unterbrechung fluchte.
    Nick hechtete auf das Fass zu und stemmte sich mit der Schulter dagegen. Es rührte sich kaum.
»SCHEISSE!«
, schrie er und probierte es noch einmal. Es bewegte sich nicht von der Stelle.
    In Nicks unmittelbarer Nähe bohrte sich ein Speer in einen Baum. Die Wachen hatten sie beinahe erreicht, ein paar waren sogar schon dabei, die steile, schlammige Anhöhe hochzuklettern. Nick wollte gerade aufgeben und wegrennen, als Leroy das Fass erreichte. Sie drückten gemeinsam. Das Fass neigte sich ein wenig, rutschte jedoch wieder zurück.
»NOCH MAL!«
,brüllte Nick, und gemeinsam stemmten sie die Schultern gegen das Fass. Diesmal kippte es um, und glitschiges Öl ergoss sich über den Hügel, als das Fass den Hang hinabpolterte und dabei mehrere Wachen mitnahm.
    Leroy und Nick sprangen auf das zweite Fass zu, nur um sich einem massigen Wachtposten gegenüberzusehen. Mit rot funkelnden Augen hob er eine große Machete und stürmte ihnen entgegen. Nick stieß bei seinem Fluchtversuch mit Leroy zusammen, sodass sie beide zu Boden gingen. Der Wachtposten stieß ein Siegesgeheul aus, doch dann bohrte sich eine Schwertklinge von hinten durch seinen Hals. Er ließ seine Waffe fallen, griff sich an die Kehle und sackte zusammen. Hinter ihm stand Abraham.
»DAS FASS!«
    Nick und Leroy sprangen auf und warfen sich gegen das verbliebene Fass. Da es schon halb leer war, kippte es sofort um und hätte Nick dabei fast mitgerissen. Es polterte und kullerte den Hang hinab, wobei es mindestens drei Wachleute umwarf und mehrere andere mit Öl übergoss. Aber die Männer waren schnell wieder auf den Beinen, und mindestens ein Dutzend von ihnen kletterte über die Ölspur hinweg weiter den Hügel hoch.
    Abraham stieß mit einem Tritt den Kessel um, sodass das heiße Öl dem ersten Wachtposten ins Gesicht spritzte. Nick hörte das Zischen verkohlter Haut, als das Öl dem Mann die Augen ausbrannte, und er vernahm das gurgelnde Keuchen, als der Mann versuchte, mit einem Mund voll kochenden Öls zu schreien.
    Abraham nahm ein Scheit aus dem Feuer und stellte sich am Hang auf. Die Wachen sahen die offene Flamme und das Öl an der Hügelflanke und auf ihren Körpern, und mit einem Mal begriffen sie, was ihnen blühte. Da warf Abraham auch schon das lodernde Scheit auf den ölgetränkten Hang.
    Im ersten Moment geschah überhaupt nichts. Teufel undWachleute warteten einen Herzschlag lang wie erstarrt. Dann flackerte eine blaue Flamme auf und tanzte über das Öl. Nick bemerkte das Entsetzen in den Augen der Männer, den Blick von Menschen, die sich ihrem Ende gegenübersahen und wussten, dass es ganz und gar nicht schön werden würde. Das Öl brannte mit hellroten Flammen, und Nick rannte los, fort von den zuckenden, brennenden Menschen, fort von ihren Schreien.
     
    Die Fleischfresser hatten sie fast erreicht.
    »Auf die Positionen«, schrie Peter, und die Teufel und Elfen verschmolzen mit dem Wald, wechselten von Schwertern zu Speeren und suchten zwischen Bäumen und Felsvorsprüngen Deckung. Peter war sich nur zu bewusst, dass die Teufel in der offenen Feldschlacht keine Chance gegen die Fleischfresser hatten, nicht gegen die langen Hellebarden, dicken Rüstungen und schweren Waffen ihrer Feinde. Aber wenn sie sie in den Rauch locken konnten, zwischen die Bäume, wo es auf Beweglichkeit ankam, dann konnten sie ein tödliches Versteckspiel spielen, bis auch der letzte Fleischfresser zur Strecke gebracht war.
    Der Kapitän blieb in etwa dreißig Meter Entfernung stehen, gerade außerhalb der Reichweite ihrer Wurfspeere, und formierte seine Männer eilig zu vier Zehnerkolonnen. Peter hatte auf einen chaotischen Fleischfressermob gehofft, der planlos in den Wald stürmte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Kapitän seine Männer so schnell sammeln würde.
    »Worauf wartet ihr?«, flüsterte Peter. »Kommt und holt uns.«
    Doch der Kapitän schien es nicht eilig zu haben. Sein Blick suchte das Gelände ab. Peter konnte erkennen, dass er seinen nächsten Schritt sorgfältig überdachte. Das gefiel dem Jungen gar nicht. Er wusste, dass dieser Mann die Lage zu seinem Vorteil wendete, wenn er ihm die Gelegenheit dazu gab.
    Der Kapitän blaffte eine schnelle Befehlsfolge, und zwei Kolonnen lösten sich vom Rest der Truppe und rückten seitlich vor, auf Peters Flanke zu.
    Peter sprang auf,

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