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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Lederwams und einen breitkrempigen Hut mit einer zerfledderten Feder trug. Eiseskälte erfüllte Peter. Das war er, der Kapitän. Der Schnurrbärtige rannte der ausgefransten Formation entgegen, die seine Leute gebildet hatten, und traf sie auf der Mitte der Lichtung. Er hob sein Schwert und befahl ihnen, stehen zu bleiben. Die Wachtposten hielten inne.
    Was macht er da?
Peter beobachtete die Vorgänge genau. Er wusste, dass es nicht leicht war, dem Kapitän eine Nasenlänge vorauszubleiben. Wie oft hatte dieser Mann das Blatt schon gegen ihn gewendet? Peter wollte es gar nicht wissen.
    Der Kapitän ließ seine Männer Reihen bilden, brüllte und deutete mit dem Schwert hierhin und dorthin. Peter wurde das Herz schwer, als der Kapitän eine Abteilung von etwa zwanzig Wachleuten nach hinten zu den Fässern schickte. Der Kapitän rief erneut etwas, und die verbliebenen Soldaten rückten in gemäßigtem Lauftempo weiter auf Peters Trupp zu.
    Peter warf einen Blick in Richtung Fässer. Er sah die Jungen nicht mehr, aber er wusste, dass sie jetzt hinter der Anhöhe waren und wahrscheinlich nichts von der Veränderung der Verteidigungsformation mitbekommen hatten.
Schnell
, dachte er,
sie müssen schnell sein, sonst ist alles verloren
.
     
    Sekeu lief vorne, hinter ihr kam Blutrippe, dann folgten Leroy und Nick, und Abraham deckte sie nach hinten. Nick hatte gesehen, wie die Wachen sich gesammelt hatten, um aufPeter loszustürmen.
Es funktioniert. Es funktioniert. Es funktioniert
, sagte Nick sich, als könnte er den Erfolg ihres Plans so erzwingen. Während er in Zickzacklinien die Anhöhe hochrannte, hielt er die Augen fest auf das trügerische Gewirr aus Wurzeln, Schlamm und Ästen gerichtet. Er sprang auf einen Baumstumpf und riskierte einen Blick nach vorne. Da, direkt vor ihm, waren
die Fässer!
Er hörte ein Brüllen und sah drei Wachtposten, die auf sie zuhielten.
    Sekeu stieß sich von einem Ast ab und warf sich dem ersten Wachtposten entgegen. Sie schlug seine Pike beiseite und schnitt ihm den Arm am Ellbogen ab. Der Unterarm des Wachmanns flog mitsamt der Pike ins Gebüsch. Der Mann schrie und drehte sich weg, doch er gab nicht auf: mit dem anderen Arm zog er sein Schwert, doch bevor er zuschlagen konnte, war Blutrippe hinter ihm und schnitt ihm ein Bein unterm Leib weg. Der Mann stürzte. Blutrippe und Sekeu rannten weiter, ohne sich umzusehen. Nick biss die Zähne zusammen und setzte über den zuckenden Wachtposten hinweg, wobei er entsetzt bemerkte, dass der Mann noch immer aufstehen wollte.
    Sekeu und Blutrippe stürmten auf die nächsten beiden Wachen zu und drängten sie mit einem Wirbelwind von Schlägen und Stichen zurück, wie Stürmer, die den Weg für den Torschützen freimachten. Nick und Leroy schossen zwischen den Kämpfenden hindurch auf die Fässer zu.
    Nun stand nur noch der Bucklige mit dem Holzbein zwischen ihnen und den Fässern. Leroy erklomm das letzte Stück der Anhöhe und erstarrte. Nick stieß gegen ihn und wollte gerade fluchen, doch dann sah er, was vorging: Ein großer Trupp Wachen jagte Peters Bande zwischen die Bäume zurück, doch es war nicht das, was Leroy hatte innehalten lassen. Unter ihnen, keine fünfzig Meter weit weg, hielten mindestens zwanzig Wachleute direkt auf sie zu. Grimmig dreinschauende Männer, die sich schnell bewegten.
    Eine Minute
, dachte Nick. Eine Minute hatten sie vielleicht, bevor die Männer bei ihnen wären. Er riss sein Schwert aus der Scheide und brüllte: »Los!« Dann schubste er Leroy, und sie rannten beide, so schnell sie konnten, auf die Fässer zu.
    Der Bucklige hielt ein breites, gekrümmtes Schwert in einer Hand und die Ölkelle in der anderen. Er bleckte die schwarzschrundigen Zähne und rief: »Kommt schon, ihr kleinen Scheißer, dann schneidet euch Henry die Augen raus und steckt sie euch in den Arsch.«
    Nick täuschte einen Schlag zum Kopf des Mannes an, darauf erpicht, einmal mehr den Trick einzusetzen, der am vorigen Abend bei Leroy so gut funktioniert hatte. Doch der Bucklige fing Nicks Schwert am Knauf ab und schlug es ihm aus der Hand. Der Junge wäre so gut wie tot gewesen, doch der Bucklige wandte seine Aufmerksamkeit nun Leroy zu, um ihn aufzuhalten. Er holte mit der Kelle aus und erwischte Leroy am Hinterkopf, sodass er der Länge nach in den Dreck fiel.
    Nick griff nach seinem Schwert und schlug so fest zu, wie er nur konnte. Er traf den Mann an der Schulter, die Elfenklinge riss dem Buckligen eine hässliche Wunde und brachte

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