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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Wasser willkommen geheißen. Aber es war umsonst gewesen, er war noch immer hier.
    Nick wischte sich das Wasser aus den Augen und sah, dass er am Teichufer lag und Leroy neben ihm saß. Leroys Augen waren gerötet, und sein Gesicht war totenbleich. Vor ihnen hatten sie Blutrippe auf den Boden gelegt, die Hände über der Brust gefaltet. Zwei Frauen schlugen ihn in eine schäbige Leinendecke ein.
    »Zeigt euch«, befahl der Älteste. Er starrte Nick in die Augen, als wollte er bis auf den Grund seiner Seele blicken. Dann drehte er sich zur Menge um und winkte ein dünnes Gespenst heran. »Eva.«
    Die Frau ging ängstlich auf Nick und Leroy zu, so wie man auf zwei Giftschlangen zugehen würde. Sofort erkannte Nick in ihr die Frau, die Peter angespuckt hatte. Sie trug das gleiche lange, schlichte Kleid wie alle Frauen hier, doch ihr Haar war wild und ungekämmt und hing ihr in langen, fettigen Strähnen ins Gesicht. Sie beugte sich über Nick, sodass er das gute Dutzend Kreuze um ihren Hals aus nächster Nähe sehen konnte. Er erkannte, dass die Kreuze aus Knochen bestanden – der Formnach Menschenknochen, allerdings winzig, und er begriff, dass sie vom kleinen Volk stammen mussten, von Pixies, Feen und dergleichen.
    »Eva«, sagte der Prediger. »Sind sie frei? Sind die Dämonen aus diesen Kindern hinausgefahren?«
    Eva streckte die geöffnete Hand aus und ließ sie direkt vor Nick und Leroy verharren. Dann drückte sie die andere Hand an ihre Wange, ihre Augen verdrehten sich, und sie fing an zu stöhnen. Ihre Hand zitterte, die Zunge schlackerte ihr aus dem Mund, und ein Gackern entrang sich ihren Lippen.
    Die Menge verstummte und verfolgte jede ihrer Bewegungen.
    Plötzlich packte die Frau sich an den Hals, und ihre Augen weiteten sich, als würde sie gewürgt. Sie taumelte einige unsichere Schritte zurück und brach dann zusammen.
    Nick starrte sie ungläubig an.
    Zwei Frauen eilten herbei und brachten Eva in eine sitzende Position. Sie richtete einen langen, knotigen Finger auf Nick und Leroy und sagte rau krächzend: »Dämonen haben mich verbrannt! Haben mir Kehle verbrannt!«
    Wie auf Kommando griffen die beiden Frauen, die die Gestrauchelte stützten, sich an die Kehle, wehklagten und fielen auf die Knie. Ein nervöses Murmeln ging durch die Menge. Andere Frauen schauten einander beunruhigt an, kurz darauf fiel eine weitere auf die Knie und griff sich ebenfalls an die Kehle und dann noch eine und noch eine. Bald umklammerten die meisten anwesenden Frauen ihre Kehlen und stöhnten, als litten sie unerträgliche Schmerzen.
    »SO EIN BLÖDSINN!«,
schrie Nick. »Ihr spinnt doch!«
    »Bringt sie an den Pfahl«, befahl der Prediger.
    An den Pfahl?
, dachte Nick.
Was wird das jetzt?
    Einen Augenblick später fand er es heraus, als drei Männer ihn über eine freie Fläche auf der anderen Seite des Teichs zogen. Dort standen mehrere verrußte Pfähle, um die schwarzeHolzscheite und Aschehaufen verstreut lagen. Die Männer fesselten Nick die Arme hinter dem Rücken und banden ihm dicke Seile um Hals, Fußgelenke und Unterleib. Dann taten sie das Gleiche mit Leroy. Der Junge schien kaum etwas davon zu bemerken oder sich zumindest nicht dafür zu interessieren. Sein verwirrter Blick ging in die Ferne, ins Nichts.
    Die Menge war ihnen gefolgt und machte jetzt den Weg für zwei Männer mit einem großen Kohlebecken frei, genau das Becken, das neben Peter gestanden hatte. Nick betrachtete die schwelenden Kohlen und das Brandeisen.
    Seine Beine begannen zu zittern.
Das halte ich nicht aus
, dachte er.
Ich muss hier weg. Ich muss hier sofort weg!
Mit hektischen, panischen Bewegungen zerrte er an seinen Fesseln und spürte kaum den Schmerz, als ihm die Seile in die Haut schnitten. Die leisen, wimmernden Laute, die über seine Lippen kamen, und den Speichel, der ihm übers Kinn lief, nahm er überhaupt nicht wahr.
    Der Älteste packte Nicks Unterkiefer mit seinem Schraubstockgriff und hielt seinen Kopf fest. Er starrte Nick in die Augen und zischte: »Ich sehe dich, Dämon. Ich sehe dich ganz deutlich. Genau wie deine Angst. Jetzt verlasse diesen Jungen«, brüllte er. »Verlasse ihn und erspare dir den Schmerz von Gottes Zeichen!«
    »Du spinnst!«, brüllte Nick. »Du bist total verrückt! Begreifst du denn nicht, dass es hier keinen einzigen Dämonen gibt außer dir?«
    Der gesunde Mundwinkel des Predigers hob sich zu einem Lächeln. Ganz offensichtlich verstand er die Worte des Jungen als Bestätigung.
    Nun konnte Nick

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