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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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sein.«
    Nick starrte Sekeu an. »Wovon redest du? Und wo ist Peter? Wo ist dieser
Mistkerl
bloß hin?«
    Sekeus Augen verengten sich. »Wähle deine Worte mit Bedacht, Nick. Manche hier würden dich dafür töten, dass du Peter so bezeichnest.«
    Ihrer Miene nach zu urteilen war Nick sich ziemlich sicher, dass Sekeu zu diesen Leuten gehörte. Er stieß ein frustriertes Seufzen aus.
    »Peter ist unterwegs, um mehr Kinder für den Clan zu suchen.«
    »Was?« Nick blieb fast die Spucke weg. »Du meinst, um mehr Kinder zu entführen.«
    Sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Rede mit ihnen.« Sekeu wies auf die in der Halle verteilten Kinder. »Frag sie, was sie erlebt haben. Peter findet die Verlorenen, die Zurückgelassenen, die Missbrauchten. Bist du nicht auch deshalb hier? Hat Peter dich nicht gerettet?«
    »Er hat mich reingelegt.«
    »Was wäre letzte Nacht passiert, wenn Peter nicht aufgetaucht wäre? Wo wärst du hingegangen, wo hättest du gegessen und geschlafen?« Erneut zeigte sie auf die anderen Kinder. »Wenn das, was sie sagen, wahr ist, wie lange hätte es dann gedauert, bevor du Drogen verkauft hättest oder, wie sie es ausdrücken, bevor dich ein Lude aufgegabelt und auf den Strich geschickt hätte? Oder wärst du etwa nach Hause zurückgegangen? Möchtest du vielleicht jetzt nach Hause?«
    Nach Hause
, dachte Nick. Er konnte nicht nach Hause. Nie wieder. Aber das hieß noch lange nicht, dass er auf irgendeiner Monsterinsel gefangen gehalten werden wollte. »Wo genau sind wir hier? Was ist das für ein Ort?«
    »
Das hier
ist die Insel Avalon, Heiligtum der Sidhe und das Reich von Königin Modron, der Dame vom See.
Das hier
ist die Zuflucht der letzten Zauberwesen dieser Welt.« Sekeu blickte ihm in die Augen, und ihr Tonfall wurde immer eindringlicher. »
Das hier
ist der Teufelswald, das Reich des Teufelsclans, der Kinder der Wolfsmaske. Wir sind die Verlorenen, die Wilden, die Unbezähmbaren. Wir sind die …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach sie Nick und verdrehte die Augen, als ihm klar wurde, dass er so nicht weiterkam. »Hör mal, du kannst mich nicht dazu
zwingen
, dieses alberne Spiel mitzuspielen. Kapierst du? Ich will
nichts
damit zu tun haben.«
    Sie lachte – es war ein schneidender, kalter Laut. »
Narr
. Niemand wird sich die Mühe machen, dich zu etwas zu
zwingen
. Du begreifst es noch immer nicht. Es ist kein Geschenk. Du musst es dir verdienen. Peter hat dich unter großen Risiken hierhergebracht. Was du von nun an tust, liegt ganz bei dir. Wenn du gehen willst, dann
geh

    »Ich bin kein Gefangener? Ich kann einfach abhauen?«
    »Wenn es das ist, was du wirklich willst.«
    Nick lachte und schüttelte den Kopf. »Soll das ein Witz sein? Ich bin praktisch schon
weg

    Sie starrte ihn finster an. »Das ist das Problem mit euch Ausreißern. Ihr glaubt immer, dass ihr vor euren Problemen davonlaufen könnt.«
    »Ich bin nicht davongelaufen«, knurrte Nick.
    Jetzt war sie diejenige, die den Kopf schüttelte.
    »Na schön, ich bin weggerannt. Aber nicht so. Hör mal, du weißt überhaupt nichts über mich.«
    Doch sie sah aus, als wüsste sie sehr wohl über ihn Bescheid, alshätte sie all das schon viel zu oft gesehen. »Man kann niemanden dazu zwingen, ein Teufel zu werden, ein Feenkind. Es ist schon schwer genug, wenn man es von ganzem Herzen will. Du musst die Herausforderung aus freien Stücken annehmen, sonst wird sich der Geist des Waldes niemals mit dir verbinden.«
    »Ja, in Ordnung. Von mir aus. Kannst du mir jetzt bitte sagen, wie ich hier rauskomme?«
    Sie bedachte ihn mit einem langen, prüfenden Blick und zeigte dann zu einer großen, runden Tür am anderen Ende der Halle.
    Nick setzte seine Schüssel ab und stand auf. Er wischte sich die Hände an der Hose ab, strich sich die Haare aus dem Gesicht und ging auf die runde Tür zu. Während er durch den Raum schritt, hielten die Kinder nach und nach in ihren Tätigkeiten inne und beobachteten ihn.
    Ein schwarzer Junge schloss zu ihm auf. Er war ein paar Zentimeter kleiner als Nick und hatte genau oberhalb vom Gelenk die linke Hand verloren. Er wirkte jünger als der Rest, vielleicht erst zehn. Mit Sicherheit ließ sich das kaum sagen. Er hatte ein ehrliches, offenes Gesicht und freundliche Augen, und sein Haar war zu zwei Zöpfen zusammengefasst, in deren Enden lange blaue Bänder geflochten waren.
    »Du gehst schon?«, sagte er mit leichtem Südstaatenakzent.
    Nick lief einfach weiter.
    »Hier.« Er

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