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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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und hinuntersprang. Es war so kalt im Wagen, dass sie auf den Armen eine Gänsehaut hatte; zumindest glaubte sie, es läge an der Kälte.
    »Er ist der Vater des Kindes«, sagte Lynn.
    »Er benimmt sich nicht so.«
    »Dann solltest du vielleicht darüber mit ihm reden, ihm eine zweite Chance geben.«
    Debbie schaute wieder weg, starrte jetzt durch die Windschutzscheibe. Sie hatte ein hübsches Gesicht mit einem kleinen Mund und einer winzigen Narbe links vom Kinn.
    »Er war neulich Abend bei mir«, sagte Lynn leise. »Bei mir zu Hause. Es war spät.« Jetzt sah Debbie sie an, aufmerksam, um sich keinen Blick, kein Wort entgehen zu lassen. »Oh, es ist nichts passiert. Wir haben Kaffee getrunken und geredet. Über dich. Aber es hätte etwas passieren können, und irgendwann demnächst wird auch etwas passieren. Nicht mit mir, das meine ich nicht. Aber mit einer anderen Frau. Und nicht, weil Kevin es will. Aber er will jemanden. Er will dich und er will die Kleine, er kann es nur nicht sagen.« Lynn lächelte. »Debbie, du hast ihn geheiratet, du kennst ihn. Er braucht deine Hilfe, er muss wissen, dass du ihn zurückhaben willst, und im Moment sieht er nur, dass du ihn ausschließt.«
    Lynn berührte leicht Debbies Arm. »Du solltest ihn anrufen. Im Ernst. Und schiebe es nicht zu lange hinaus, Debbie.«
    Fast schon draußen auf der Straße drehte Resnick um und ging noch einmal in sein Büro hinauf. Er suchte die Nummer der Universität heraus und dazu Viviens Privatnummer, V. Nathanson, schön neutral. Am letzten Abend bei ihr war er miesepetrig und langweilig gewesen, es fiel ihm kein Zacken aus der Krone, wenn er sie anrief und ihr das sagte. Sich entschuldigte und, vielleicht, ein nächstes Treffen vorschlug.
    Er brauchte zehn Minuten, um zu merken, dass er nichts dergleichen tun würde. Er knüllte den Zettel zusammen, auf dem er beide Nummern notiert hatte, und warf ihn in den Papierkorb, bevor er das Licht ausmachte.
    »Na, großartig«, sagte Lynn Kellogg, als sie sich in ihrer Wohnung umsah. »Einfach umwerfend.«
    Auf beiden Sesseln lagen Haufen von Bügelwäsche. Hinter der Uhr klemmten unbezahlte Rechnungen, und die Uhr selbst war vor einer Stunde und zwanzig Minuten stehen geblieben, als die Batterie ihren Geist aufgegeben hatte. Auf dem Tisch lagen die beiden einzigen Briefe, die sie in der vergangenen Woche erhalten hatte, beide von ihrer Mutter, beide immer noch nicht beantwortet. Sie wusste, ohne nachsehen zu müssen, dass im Kühlschrank eine Pepsi Light und eine zusammengedrückte Tube Tomatenmark waren und nicht viel mehr. »Immer voll guter Ratschläge für andere, wirklich ein Jammer, dass du sie nicht zur Abwechslung mal selber beherzigst.«

44
    Resnick lag schon seit ein paar Minuten wach, ohne sich dessen voll bewusst zu sein; Gesprächsfetzen im Kopf, versprengt und ohne Zusammenhang. Malheur . Dizzy, der in dieser Nacht Resnick die Ehre gab, weil es draußen so kalt war, schob eine Pfote in das Laken über Resnicks Arm und begann laut schnurrend, mit ausgefahrenen Krallen, sich tiefer zu graben. Sagte heute doch fast kein Mensch mehr: Malheur … als das Malheur passiert ist. Vorsichtig entfernte er Dizzys Pfote und wurde dafür einmal kurz gebissen. Die Shepperds in ihrem Wohnzimmer, ihm gegenüber, wie sie erklärten, warum sie die Polizeizeichnung im Fernsehen nicht gesehen hatten. Mein voller Becher, wer hatte das gesagt, Stephen oder Joan? Eines ihrer Getränke war verschüttet worden. Richtig. Wie praktisch, hatte Resnick gedacht, das erinnerte er noch. Praktisch oder das Gegenteil. Das Getränk auf dem ganzen Teppich undda, der Fleck. Sie hatten ihn ihm wie zum Beweis gezeigt, ja, auch daran erinnerte er sich, der Fleck. Seine höfliche Äußerung des Bedauerns, zerstreut von sich gegeben, weil die Angelegenheit nur von der Sache ablenkte, um die es ging. Der Fleck.
    »So ein Pech«, hatte er gesagt, und Joan Shepperd hatte geantwortet: »Ja, er ist fast … wir haben ihn erst vor Kurzem neu verlegt.«
    Resnick war jetzt hellwach.
    Unter Gloria Summers’ Fingernägeln hatte die Spurensicherung winzige Fasern eines Textilgewebes gefunden, rot und grün. Was auch immer Gloria angetan worden war, sie hatte sich gegen den Täter gewehrt. Wo? Auf dem Teppich dieses Dreißigerjahre-Wohnzimmers, abgeschirmt von Spitzengardinen? Und wenn er dort gewalttätig geworden war, angefangen hatte, sie zu schlagen? Das Blut. Der Fleck. Wir haben ihn erst vor Kurzem neu verlegt. Resnick musste wissen,

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