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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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geworden und die Hand zitterte leicht, als sie Lynn das Wechselgeld gab.
    »Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
    »Nicht hier.«
    »Möchten Sie lieber auf die Dienststelle kommen?«
    Saras Schultern verkrampften sich, als sie schnell den Kopf schüttelte.
    »Wann haben Sie Pause?«
    »Ich habe heute früher Mittag.«
    »Wie früh?«
    »Halb zwölf.«
    Früh genug, um als spätes Frühstück durchzugehen. »Ich warte draußen auf Sie. Wir können uns irgendwo hinsetzen.«
    Sara nickte und nahm die Tüte der nächsten Kundin entgegen, um sie auf die Waage zu legen. Lynn schob ein Seidenkissen in den Mund und ging.
    »Und die Waffe?«, fragte Patel.
    »Es war eine Pistole.«
    »Ja. Sie sagen, er hat sie aus der Tasche gezogen?«
    »Aus der Innentasche, ja. Es war eine blaue Jacke – ich glaube, man nennt sie Donkeyjacken.«
    »Eine Art Arbeitsjacke?«
    »Modischer. Ich meine, er sah nicht aus, als wäre er mal kurz von der Baustelle herübergesprungen. Außerdem hatte sie keine Verstärkungen an den Schultern wie die richtigen Arbeitsjacken.«
    Patel nickte und notierte sich etwas.
    Der stellvertretende Filialleiter hatte sich als stellvertretende Filialleiter in entpuppt. Patel hatte am Informationsschalter gewartet, bis der Summer ertönte und er durchgewinkt und in einen schmalen, fensterlosen Raum begleitet wurde, der kaum groß genug war für einen Schreibtisch und zwei Sessel. Auf den Sesseln saßen sie jetzt, Patel und Alison Morley. Als er nach ihrem Namen fragte, deutete sie nur auf das Schildchen, das über ihrer Brust angesteckt war.
    »Sie wissen nicht, was für eine Pistole es war?«
    »Nein. Außer dass sie …«
    »Ja?«
    »Dass sie schwarz war. Sie war schwarz.«
    »Lang?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht besonders.« Eine Pause. »Ich meine, es kommt wahrscheinlich darauf an, was Sie unter lang verstehen.«
    Patel legte seinen Stift nieder und zeigte mit den Händen eine Länge von etwa zwanzig Zentimetern an.
    »Ist das lang?«, fragte sie.
    »Kommt darauf an.«
    »Wissen Sie, ich habe diesen Film gesehen. Im Fernsehen. Mehr als einmal. Mit Clint Eastwood. Er kann seinen Hamburger nicht fertig essen, weil auf der anderen Straßenseite ein Raubüberfall stattfindet. Alle ballern rum, Autos krachen zusammen, und dann steht er da mit diesem Revolver oder was …«
    »Einer Magnum«, sagte Patel.
    »Ach, so heißt das Ding? Na, jedenfalls hält er sie auf diesen Bankräuber gerichtet oder was der Kerl sonst ist und tut so, als wüsste er nicht, ob überhaupt noch eine Kugel drin ist. Die Szene ist ziemlich komisch, finde ich, aber von ihm ist es eigentlich dumm; er ist schließlich Polizist, da muss er doch wissen, wie viele Kugeln er noch in seiner Waffe hat. Meinen Sie nicht auch?«
    Patel nickte. »Eigentlich schon …«
    »Ich meine, wenn Sie im Dienst wären und eine Waffe tragen würden, dann wüssten Sie doch, wie viele Kugeln noch drin sind, oder?«
    Patel, der im Dienst nie eine Waffe getragen hatte und von Herzen wünschte, er würde nie eine tragen müssen, antwortete, ja, das wolle er hoffen.
    »Na, jedenfalls«, sagte Alison Morley, »das war ein Riesending.«
    »›Eine .44er Magnum, die stärkste Handfeuerwaffe der Welt‹«, zitierte Patel so exakt er konnte aus dem Film. »Und die Waffe, die der Mann durch die Scheibe auf Sie gerichtet hielt, hatte diese Größe?«
    »Bei Weitem nicht. Aber Angst gemacht hat sie mir trotzdem.«
    »Sie hatten Angst?«
    Sie sah Patel mit einem dünnen Lächeln an. »Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht«, sagte sie.
    Lynn Kellogg und Sara Prine saßen auf einer Bank nicht weit von Saras Arbeitsstelle. Während sie miteinander sprachen, griffen sie immer wieder in Lynns Bonbontüte. Zuerst plauderte Lynn mit ihr ein bisschen über ihre Arbeit, um Sara die Anspannung zu nehmen, aber es half nichts.
    »Ich kann Ihnen nichts weiter darüber sagen. Ich meine, wie wir die Leiche des kleinen Mädchens gefunden haben.« Sara nahm sich ein Erdbeerbrausebonbon. »Ich bin es wirklich immer wieder durchgegangen.«
    »Ich wollte Sie eigentlich nach Ihrem Freund fragen«, sagte Lynn.
    »Nach meinem Freund?«
    »Ja. Raymond.«
    »Raymond ist nicht mein Freund.«
    »Oh, tut mir leid, ich dachte …«
    »Ich habe ihn an dem Abend erst kennengelernt.«
    »Oh«, sagte Lynn wieder. Sie sah Sara, die den Blickkontakt mied, von der Seite an. »Ich dachte …«
    »… ich würde ihn schon länger kennen?«
    »Ja …«
    »Weil ich mit ihm mitgegangen

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