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Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Kinderfänger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harvey
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an.«
    »Tut mir leid.«
    Sie lächelte. »Macht doch nichts.« Dann streckte sie ihm beide Hände hin. »Jetzt brauchen Sie nur noch aufzuhören, so mit dem Besteck herumzufuchteln.«
    »Tut …«
    »Ich weiß, dass es Ihnen leidtut. Entschuldigen Sie sich immer so viel, oder machen Sie das nur bei mir so?«
    »Tut mir leid. Ich werde versuchen, etwas beherzter zu sein.«
    »Gut«, sagte Alison, immer noch lächelnd. »Tun Sie das.«
    »Möchten Sie jetzt bestellen?«, fragte der Kellner.
    »Äh – wir brauchen vielleicht noch einen Moment«, sagte Patel.
    »Ja«, sagte Alison, »wir möchten bestellen.«
    Patel lächelte, dann lachte er.
    »So was hasse ich«, sagte Raymond.
    »Was?«
    »Wie die zwei dahinten«.
    Sara drehte den Kopf. »Und? Ich verstehe nicht …«
    »Das Mädchen mit dem Paki.« Raymond verzog das Gesicht. »So was hasse ich.«

15
    »Was ist los mit dir heute Morgen?«
    »Nichts. Warum?« An ihrer Schürze zupfend wandte sich Lorraine vom Küchenfenster ab.
    »Dreimal war ich jetzt hier, und jedes Mal stehst du da und starrst zum Fenster raus.«
    »Tut mir leid.« Hastig ging sie zur Spülmaschine und räumte das Geschirr von der Essenseinladung des vergangenen Abends ein, jede Gabel, jedes Glas, jeden Teller, ihr war schleierhaft, wie ihre Mutter so lange ohne so ein Ding ausgekommen war.
    »Es tut dir leid?«
    »Ich war in Gedanken.«
    »Woran?«
    »Ach, ich weiß selbst nicht. Nichts Besonderes.«
    Michael hob den Elektrokessel hoch, um zu prüfen, obgenug Wasser darin war, ehe er ihn einschaltete. »Das hat sie auch immer gesagt.«
    Lorraine verkniff sich die Frage, wen er meinte, denn sie wusste es natürlich.
    »Einmal kam ich herein, ich weiß nicht, wo ich gewesen war, irgendwo, keine Ahnung, hier in der Nähe, vielleicht hatte ich schnell was zum Sperrmüll gebracht, jedenfalls stand Diana vorn im Wohnzimmer. Sie trug ihren Regenmantel und den roten Schal, den sie schon seit Jahren besaß; sie stand vor dem Fenster, und in der einen Hand hatte sie eine Schaufel, so eine kleine Gartenschaufel mit blauem Griff. ›Diana‹, sagte ich, ›was machst du da?‹ Und sie drehte sich um und lächelte, als wäre ich der letzte Mensch, den sie zu sehen erwartete. ›Was machst du da?‹ Sie war nackt unter dem Mantel, splitterfasernackt. ›Nichts‹, sagte sie. ›Gar nichts eigentlich.‹ Und dann: ›Es wird ziemlich kalt. Würde mich nicht wundern, wenn wir Regen bekommen.‹«
    Lorraine konnte ihrem Mann nicht ins Gesicht sehen, während er sprach, sie konzentrierte sich auf seine Hände, die langsam Kaffeepulver in die beiden Henkelbecher löffelten und, nachdem sich der Kessel abgeschaltet hatte, Wasser hinzufügten, dann einen Löffel Zucker pro Becher und Milch.
    »Ich weiß, was sie vorhatte«, sagte Michael. »Sie wollte anfangen zu graben. Sie wollte nach James graben.«
    Sie hätte ihn so gern in die Arme genommen und an sich gedrückt, ihm gesagt, ist ja gut, ist ja gut, ich weiß, wie sehr es dich immer noch mitnimmt, das ist doch ganz normal, ich verstehe das. Aber sie wusste, wenn sie das täte, würde er sie abschütteln und stirnrunzelnd mit einem Blick ansehen, der sagte, hör auf, lass mich einfach in Ruhe.
    Sie strich ihm also nur leicht über die Hand und nahm sich ihren Kaffee von der Arbeitsplatte.
    »Entschuldige«, sagte er.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
    »Als ich reinkam und dich sah …«
    »Ich bin nicht Diana.« Lorraine wischte über die Arbeitsplatte, auf der die Becher feine Ringe hinterlassen hatten. »Ich bin ganz anders.«
    »Ich weiß.«
    »Also.«
    Michael trank von seinem Kaffee; er war immer noch zu heiß.
    »Er ist nur acht Tage alt geworden. James. Ganze acht Tage.«
    Abgesehen von dem gedämpften Kreischen einer Motorsäge war es einen Moment still; dann plötzlich helles Gelächter, Emily, die sich das Sonntagmorgenprogramm im Fernsehen anschaute. Lorraine stellte ihren Becher ab und ging durch die Küche, um die Spülmaschine einzuschalten. »Wenn ich das Gerümpel hinten noch wegbringen will«, sagte Michael, »fang ich jetzt besser an.«
    Wenn es Gottes Wille gewesen wäre, dass ich Installateur werde, dachte Millington, hätte er mich mit einem kompletten Satz Dichtungen und einem Hals in die Welt gesetzt, der sich geschmeidig um jedes Abflussrohr windet.
    »Graham«, rief seine Frau vom Fuß der Treppe. »Kriegst du es hin?«
    Millington vertraute seine Antwort der Spinne an, mit der er die finstere Höhle unter der Badewanne

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