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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Der kleinste Anlass, und der Krieg bricht von Neuem los.«
    Â»Ja und?«, fragte Teofilo. »Dann schlagen wir sie eben ein zweites
Mal.«
    Â»Glaubt Ihr das wirklich? Glaubt Ihr, dass der Himmel Euch noch
einmal einen Sieg schenkt?« Petrus da Silva schüttelte den Kopf. »Eure Mutter
hat Recht. Ohne das Erdbeben hätten die Sabiner niemals die Waffen gestreckt.
Darum sollten wir schleunigst Verhandlungen aufnehmen.«
    Â»Was Besseres fällt Euch nicht ein? Wozu haben wir dann Krieg
geführt?«
    Â»Tut mir leid, wenn Euch die Wahrheit missfällt«, sagte der Kanzler.
»Aber Krieg kostet Geld. Und das haben wir nicht.«
    Â»Wie haben Gefangene gemacht. Wir können Lösegelder verlangen.«
    Â»Die Lösegelder werden kaum reichen, um Eure Truppen mit genügend
Branntwein zu versorgen, damit sie nicht schon vor der Schlacht Reißaus nehmen.
Euer Bruder sagt, um genügend neue Soldaten zu rekrutieren, brauche er
mindestens …«
    Â»Was soll das gottlose Geschwätz!«, unterbrach Ermilina seine Rede.
»Solange mein Sohn nicht reuig auf die Knie fällt, um Buße für seine Sünden zu
tun und dem Schöpfer für seine Rettung zu danken, kann die Rache des Herrn ihn
täglich einholen.« Sie kehrte dem Kanzler den Rücken zu und wandte sich an
Teofilo. »Du solltest eine Wallfahrt machen – am besten nach Jerusalem.«
    Â»Das ist doch lächerlich! Gott hat nichts mit unserem Sieg zu tun.«
    Â»Können wir es wissen?«, fragte Petrus da Silva. »Vielleicht wäre
eine Wallfahrt gar nicht so schlecht. Wenn Eure Heiligkeit eine Weile fort
wäre, hätten alle Parteien Zeit, sich zu beruhigen, und ich könnte inzwischen
Verhandlungen führen. – Ja, was ist denn?«, wandte er sich an einen Diener, der
schon vor einer Weile den Raum betreten hatte und darauf wartete, sprechen zu
dürfen.
    Â»Ein Besucher für Eure Eminenz.«
    Â»Und dafür störst du unsere Unterredung?«
    Â»Ein edler Herr, er lässt sich nicht abweisen und sagt, es sei unerhört
wichtig. Für den Heiligen Vater und für die Stadt Rom.«
    12
    Vorbei am Verlies, in dem die gefangenen Sabiner darauf warteten,
von ihren Familien ausgelöst zu werden, folgte Petrus da Silva dem Diener die
Rampe hinunter, die in einer Spirale die kreisrunden Ebenen der Engelsburg
miteinander verband.
    Â»Hat der Mann denn nicht seinen Namen genannt?«, fragte er, als sie
in den Cortile gelangten.
    Â»Nein, Herr«, erwiderte der Diener und hielt ihm die Tür auf, die zu
den Kanzleikammern führte. »Er hat mir aber versichert, dass Eminenz ihn kenne
und gewiss erfreut sei, wenn Eminenz den Grund seines Kommens erfahre.«
    Â»Hm …« Petrus da Silva hasste es, unvorbereitet mit einem Menschen
konfrontiert zu werden, so wie er jede Art von Überraschungen hasste.
Überraschungen waren das Privileg Gottes!
    Nur widerwillig betrat er den Raum, in dem sein Besucher wartete.
    Als er das Gesicht des Mannes sah, stutzte er. »Girardo di Sasso?«
    Â»Eminenz.« Sein Besucher sank auf die Knie, um ihm die Hand zu
küssen. »Bitte entschuldigt, dass ich auf diese Weise bei Euch vorspreche.
Allein, die Dringlichkeit meiner Mission …« Ohne den Satz zu beenden, erhob er
sich vom Boden.
    Â»Ihr kommt in einer – Mission ?«
    Petrus da Silva runzelte die Stirn. Girardo di Sasso war kein
Wichtigtuer, sondern ein ernsthafter Mann, und wenn er ein so gewichtiges Wort
benutzte …
    Plötzlich wusste er, weshalb Girardo gekommen war.
    Â»Nehmt Platz«, sagte er und deutete auf einen Stuhl.
    Â»Wenn es Euch recht ist, bleibe ich lieber stehen.«
    Â»Ganz wie ihr wollt. Aber bitte sprecht. Was habt Ihr auf dem
Herzen? Man ließ mir ausrichten, es gehe um das Wohl des Heiligen Vaters und
der Stadt Rom.«
    Â»Allerdings.« Girardo strich über seinen Kinnbart, und sein Gesicht
wirkte so angespannt, als wisse er nicht, wie er sagen sollte, was er zu sagen
hatte. Schließlich überwand er sich. »Um es kurz zu machen – ich fordere Euch
auf, Papst Benedikt zum Rücktritt von seinem Amt zu bewegen!«
    Â»Seid Ihr von Sinnen?«
    Petrus da Silva war weniger überrascht, als er tat. Der Vorschlag
bestätigte seine Vermutung. Die Sabiner hatten Girardo vorgeschickt, um den
Kanzler des Papstes zum Frontenwechsel im Streit der Parteien zu überreden.
Allerdings hatte er nicht

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