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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Geldzählen.
    Â»Was … was ist Euer Vorteil dabei?«, fragte Gregorio, der kaum so
schnell denken konnte, wie sein Besucher sprach.
    Bonifacio nahm einen Schluck von dem Wein. »Ganz einfach«, erwiderte
er und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Es geht darum, wer in
Italien das Sagen hat: Heinrich oder ich? Ich habe von meinem Vater Ferrara,
Brescia, Reggio und Modena geerbt, und diese Fürstentümer will ich behalten.
Doch wenn der Kaiser über einen Vasallen auf dem Papstthron Rom regiert, ist es
nur eine Frage der Zeit, dass …«
    Â»â€¦Â der Kaiser Euch Euren Besitz streitig macht«, ergänzte Gregorio,
froh, wenigstens einmal dem Toskaner das Wort abschneiden zu können.
    Â»Ich sehe, Ihr seid ein kluger Mann«, sagte Bonifacio. »Rom den
Römern!« Er streckte Gregorio die Hand entgegen. »Sind wir uns einig?«
    Gregorio blickte auf die schwielige, kraftstrotzende Pranke. Scheiß
auf den Peterspfennig! Scheiß auf das Schiff und den Pfeffer! Ohne zu zögern,
schlug er ein.
    Â»Rom den Römern!«
    Â»Und Heinrich und seinen Vasallen einen Tritt!«
    Um ihren Pakt zu besiegeln, stürzten sie in einem Zug den Wein
hinunter und warfen die leeren Becher hinter sich.
    Â»Nur – was ist mit Clemens?«, fragte Gregorio.
    Â»Das lasst meine Sorge sein«, erwiderte Bonifacio mit einem Grinsen.
Dann runzelte er die Stirn und schaute sich um. »Aber sagt, wo steckt
eigentlich Seine Heiligkeit?«
    Â»Teofilo?« Gregorio verdrehte die Augen. »Er ist in der Kapelle –
beten!«
    Â»Hat Euer Bruder den Verstand verloren?«, fragte Bonifacio. Dann
brach er in polterndes Gelächter aus. »Ein Papst, der betet! Das glaubt uns
kein Mensch!«
    5
    Das Kloster des Heiligen Thomas lag am Ufer des Flusses
Apsella, nur wenige Meilen von der Hauptstadt des Fürstentums Pesaro entfernt,
doch eine nicht enden wollende Ewigkeit von der Heiligen Stadt Rom. Jeder
Galoppsprung war eine Qual für Petrus da Silva, und manchmal war ihm, als würde
das ganze Leid und Elend dieser Welt sich in seinem eiternden Zahn versammeln.
Unterwegs waren die Schmerzen so schlimm geworden, dass er in Perugia, auf der
halben Strecke der Reise, sogar erwogen hatte, einem Totenschädel im Beinhaus
einen Zahn auszubrechen und diesen auf dem weiteren Weg zu lutschen – angeblich
wirkte das Mittel Wunder. Doch die Vorstellung hatte ihn zu sehr angewidert.
Also hatte er sich der Heilkraft getrockneter Nelken sowie dem Schutz des Heiligen
Medardus anvertraut, wie jeder vernünftige Christenmensch, der von
Zahnschmerzen befallen war. Und tatsächlich – als er den Apennin überquerte,
ließen die Schmerzen allmählich nach.
    Wusste der Himmel, wie wichtig seine Mission war? Oder hatten die
getrockneten Nelken das Ihre getan?
    Aus zwei Gründen hatte Petrus da Silva die Reise auf sich genommen.
Er hatte gehofft, dass die Gefühle Chiara di Sasso hindern würde, den
Peterspfennig anzunehmen. Doch zu seiner Überraschung schien sie die Bedingung,
die er an die Auszahlung geknüpft hatte, nicht zu schrecken. War ihre Liebe zu
Teofilo di Tusculo erloschen? Nun, sollte Chiara di Sasso tatsächlich den
Schleier nehmen, würde er andere Mittel und Wege finden, um den Kirchenschatz
zu schützen. Papst Clemens hatte auf seinem ersten Konzil jede Form der Simonie
verdammt – vielleicht konnte man ja die päpstliche Bulle rückwirkend auf den
Vertrag zwischen Benedikt und Graziano anwenden …
    Weit größere Sorgen bereitete Petrus da Silva das Wiedererstarken
der Tuskulaner. Seit Heinrich aus Rom abgereist war, gab es täglich
irgendwelche Übergriffe und Scharmützel in der Stadt, trotz Benedikts Schwur,
Frieden zu halten. Die Tuskulaner waren vollkommen pleite und darum gefährlich
wie Raubtiere. Noch beängstigender aber waren die Gerüchte, die von einem
Bündnis mit dem Markgrafen von Tuscien sprachen. Bonifacio war ein natürlicher
Feind der Interessen des Kaisers in Italien, und wenn sich ihm eine Gelegenheit
bot, Heinrichs Macht zu brechen, indem er einen Angriff auf dessen
Stellvertreter in Rom wagte … Zwar hatte Benedikt nicht den Mut, seine Nase aus
den Albaner Bergen hervorzustrecken. Doch in Trastevere wurde er bereits als
alter und neuer Papst gefeiert, und auch in anderen Vierteln der Stadt regten
sich erste Stimmen, die ihn wieder auf den Thron holen wollten, um

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