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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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zum reichsten Mann von Rom machen
würde, ohne dass man ihm daraus einen Strick drehen konnte. Weil er schlau war,
schlau wie ein Fuchs, auch wenn das manche immer noch nicht kapierten. Er hatte
den Brief ohne Absender abgeschickt. Chiara di Sasso würde auch so begreifen,
von wem er stammte, und mit dem Geld herausrücken. Nur der Bote konnte
gefährlich werden. Wenn der Kerl vor einem Richter aussagte, in wessen Auftrag
er das Schreiben überbracht hatte, dann … Gregorio kratzte sich am Kopf. Sollte
er ihn zur Sicherheit umbringen? Oder ihm die Zunge abschneiden? Manchmal
staunte er selber, was für großartige Ideen ihm kamen. Hoffentlich konnte sein
Vater ihn gerade sehen, er würde stolz auf ihn sein.
    Â»Ein Wohl auf den Spender!«
    Die ganze Laterna Rossa prostete ihm zu, als Serafina den Wein
ausschenkte.
    Â»Auf das Sommerfieber, das unseren armen Heiligen Vater
hinweggerafft hat«, raunte Giustina, die Herrin des Hauses, ihm ins Ohr und
stieß mit ihm an. »Ob Eurem Bruder der Ring wohl noch passt?«
    Gregorio zuckte grinsend die Schulter. »Wer weiß?«
    Â»Wie man hört, tut Euer Bruder ja öffentlich Buße. Ein Rosshändler
aus Albano hat gestern erzählt, dass Teofilo sich dort an den Kirchpranger …«
    Â»Hältst du wohl das Maul!«
    Die Erinnerung verdarb Gregorio mit einem Schlag die Laune. Die
ganze Grafschaft hatte über seinen Bruder gelacht, bis in den hintersten Winkel
hatten die Wälder davon widergehallt, doch er hatte erst davon erfahren, als
nichts mehr zu retten war. Weil kein Mensch den Mumm gehabt hatte, ihm Bescheid
zu geben, damit er dem Spuk ein Ende hätte machen können. Sein Bruder als das
Gespött von Bauern und Tagelöhnern und Krämern – was für eine Schande für die
Familie!
    Â»Warum zieht Ihr so ein Gesicht?«, fragte Giustina. »Wenn Euer Bruder
in den Vatikan zurückkehren will, war das ein kluger Schachzug.«
    Â»Schachzug?« Gregorio schaute sie verwundert an.
    Giustina erwiderte lächelnd seinen Blick. »Bonifacio hat die Seiten
gewechselt, ohne seine Hilfe braucht Ihr die Unterstützung des Volkes. Jetzt
haben die Leute ihr Vergnügen gehabt und sich ausgetobt und glauben, dass
Teofilo bereut. Und wenn er wieder auf den Thron steigt, werden sie ihm
zujubeln. Das wird Euch mehr nützen als eine ganze Armee.«
    Â»Meinst du wirklich?«, fragte Gregorio.
    Â»Ich verwette mein Allerheiligstes darauf!« Giustina nahm seine Hand
und presste sie an ihren Schoß. »Wenn Ihr versteht, was ich meine …«
    Â»Was soll das jetzt?« Widerwillig schüttelte er sie ab. »Ich habe
für heute genug.« Er knabberte an seinem Nagel und dachte nach. »Ja, vielleicht
hast du Recht«, sagte er und betrachtete seinen Daumen. »Um ehrlich zu sein,
ich habe selber auch schon überlegt, ob die ganze Geschichte vielleicht auch
ihre guten Seiten hat …«
    Seine Worte gingen im Gejohle der Gäste unter. Zwei nackte Huren
trugen an einem Spieß ein gebratenes Spanferkel (zwischen dessen Hinterbacken
eine riesige Mohrrübe steckte), in den Schankraum und setzten das von Fett
triefende Tier auf einem Gestell ab. Bei dem Anblick kehrte Gregorios gute
Laune so rasch zurück, wie sie zuvor verschwunden war. Eine der beiden Huren
war Sofia, die kleine Rothaarige. Er packte sie am Arm und zog sie zu sich.
    Â»Gibst du gut auf den Balg acht?«, fragte er.
    Die Hure steckte ihm ihre Zunge in den Mund. »Wie auf meinen eigenen
Sohn …«
    Â»Das will ich dir geraten haben!« Gregorio spürte, wie ihm erneut
das Blut in die Lenden schoss. »Aber pass ja auf, dass niemand Wind davon
bekommt. Der Hosenscheißer ist pures Gold wert.«
    5
    Mit einem Spaten zeichnete Teofilo ein längliches, mannsgroßes
Rechteck in das Erdreich ein, um die Stelle zu markieren, wo Benedikt, der
Papst, der er niemals hatte sein wollen, dermaleinst begraben werden sollte.
Drei Tage und drei Nächte hatte er in Albano am Kirchpranger gehangen. Die
Menschen hatten ihn verspottet und verhöhnt, ihn bespuckt und mit Jauche
übergossen und mit Knüppeln traktiert. Aber sie hatten ihn am Leben gelassen.
    Nachdem man ihn losgekettet hatte, war er zusammengebrochen und
hatte wie ein Toter geschlafen. Als er irgendwann aufgewacht war, hatte er jede
Stelle seines Körpers gespürt. Doch der Ekel vor sich selber war größer als

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