Der Kinderpapst
gefragt!«
Sein Vater sah aus, als würde er jeden Moment platzen. Sein Gesicht
blähte sich wie eine Schweinsblase, in die man Wasser pumpte. Doch plötzlich
stieà er einen Seufzer aus, als würde er im Schoà einer Frau zur höchsten
Glückseligkeit gelangen, und im nächsten Moment hörte Gregorio, wie das
Resultat seiner Anstrengung an der Burgmauer hinunter in den Abgrund klatschte.
»Glotz nicht so dämlich! Ich habe eine Möglichkeit gefunden, Geld
aufzutreiben.«
»Da bin ich aber gespannt!«
»Da bin ich aber gespannt!«, äffte sein Vater ihn nach. »Statt
überheblich zu tun, solltest du vielleicht mal dein Spatzenhirn anstrengen, um
mich zu unterstützen. Aber den Tag werde ich wohl nicht mehr erleben. Mein
Gott, was soll nur werden, wenn ich mal tot bin.«
»Verzeiht, ich wollte nicht Euren Unmut â¦Â«
»Halts Maul und hör zu!« Alberico nahm ein Büschel Baumwolle und
lüftete das GesäÃ. Während er sich den Hintern abwischte, erklärte er: »Morgen
reitest du nach Rom und stattest der Münze einen Besuch ab.«
»Der Münze des Vatikans? Wozu?«
»Befiehl dem Münzmeister im Namen Seiner Heiligkeit des Papstes, er
soll der Legierung für die Pfennige in Zukunft weniger Silber beimischen.« Wie
immer, wenn Alberico nachdachte, kniff er sein linkes Auge zu. »Er soll den
Anteil an Silber um ein Fünftel vermindern. Bei dem, was wir so sparen, kommen
im Laufe der Zeit ein paar hübsche Barren zusammen.«
»Aber ⦠aber das ist Falschmünzerei!«, entfuhr es Gregorio.
»Ja und? Der Papst hat die Münzhoheit. Und der Papst ist mein Sohn.«
»Wer bei Falschmünzerei erwischt wird, dem wird der rechte Arm
abgehackt!«
Gregorio war so aufgebracht, dass sein Magen wie Feuer brannte und
die Säure ihm den Schlund hinauf bis in den Rachen stieg. Doch sein Vater
blickte ihn nur voller Verachtung an.
»Was bist du doch für ein HosenscheiÃer! Und so was will mal erster
Konsul von Rom werden!«
Gregorio riss sich mit den Zähnen den halben Daumennagel ab. Immer
war er der Idiot! Immer musste er ausbaden, was andere verbockten! Manchmal
wusste er nicht, wen er mehr dafür hasste: seinen Bruder, wegen dem er zeit
seines Lebens gedemütigt wurde, oder seinen Vater, der ihm nicht die Luft zum
Atmen lieÃ.
»Hör auf, an deinen Nägeln zu knabbern wie ein Karnickel! Das ist
würdelos!« Sein Vater erhob sich von dem Abort und warf die gebrauchte
Baumwolle in das Sitzloch. »Du kannst dich entscheiden. Entweder, du parierst
oder du verbringst den Rest deiner Tage im Steinbruch. Dein Bruder Pietro ist
alt genug, um an deiner Stelle das Stadtregiment zu übernehmen, und Ottaviano
würde einen prächtigen Konsul abgeben.«
Gregorio schlug die Augen nieder.
»Ich werde tun, wie Ihr mir aufgetragen habt.«
Alberico spuckte in die Hände und zog sich die Hose hoch. »Na also!«
Mit den Zähnen knirschend wandte Gregorio sich ab. Wieder einmal
hatte er klein beigegeben, wie so oft in seinem Leben. Aber irgendwann würde
das Rad sich drehen, zu seinen Gunsten.
Irgendwann â¦
7
»Macht Euch keine Sorge«, sagte Domenico, »wir können uns die
Villa leisten, und wenn unser ganzes Vieh eingeht. Wir sind reich! Papst
Benedikt sei Dank!«
»Was hat Teofilo damit zu tun?« Chiara stutzte. Dann begriff sie.
»Soll das heiÃen, Eure Familie hat Geld für seine Wahl bekommen?«
»Natürlich, wie alle anderen Familien auch!«, erklärte ihr Mann.
»SchlieÃlich haben die Tuskulaner zum dritten Mal einen der Ihren auf den Thron
gesetzt.« Er beugte sich wieder über die Pläne, um ihr die Aufteilung des
Hauses zu zeigen. »Mein Baumeister hat an alles gedacht. Auch an das Gesinde.
Unsere Leute sollen es gut haben, und wenn Ihr wollt, könnt Ihr zusätzlich zu
Eurer Zofe auch Francesca in Dienst nehmen.«
»Obwohl sie ein Kind bekommt?«
»Warum nicht? So ein groÃes Haus macht viel Arbeit, da können wir
zwei Hände mehr gut gebrauchen. AuÃerdem, wenn wir vielleicht bald selber â¦Â« Er
verstummte und wurde rot. »Ich meine, dann wäre schon ein anderes Kind da, zum
Spielen.«
Chiara wusste, was er meinte, aber sie brachte keinen Ton heraus.
Was sollte sie darauf auch antworten?
Vorsichtig beäugte er sie von der Seite. »Ich kann Euch gar
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