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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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dass Ihr dann
auch Eisen in Gold verwandeln könnt?«
    Ermilina begriff: Das Weibsstück hatte ihr Mann herbeigeschafft! Der
Junge brauche eine Frau, hatte Alberico erst gestern wieder gesagt – zu dicke
Eier, das sei Teofilos ganzes Unglück … Jetzt kraulte das Luder ihren Sohn am
Kinn und leckte sich dabei so schamlos über die Lippen, dass es Ermilina
fröstelte. Warum jagte Teofilo die Hure nicht davon? Stattdessen starrte er sie
an, als hätte sie ihn verhext. In seinen Augen flackerte die Geilheit des
Teufels, und sein Gesicht war eine lüstern grinsende Fratze.
    Ermilina straffte das Dreieckstuch um ihre Schultern und räusperte
sich. Doch in dem Moment, als sie das Laboratorium betreten wollte, um dem Spuk
ein Ende zu machen, drang vom Treppenaufgang eine vertraute Stimme an ihr Ohr.
    Â»Ich verlange Papst Benedikt zu sehen! Die Mutter Seiner Heiligkeit
hat mich rufen lassen!«
    Gott sei Dank, Giovanni Graziano war gekommen! Ermilina machte auf
dem Absatz kehrt, um ihn zu empfangen. Aber sie hatte noch nicht die Treppe
erreicht, da hörte sie, wie jemand ihn aufhielt.
    Â»Ich bedaure, ehrwürdiger Vater. Offenbar hat man Euch falsche
Nachricht gegeben. Der Papst ist nicht in der Stadt. Er weilt auf der Burg
seiner Familie.«
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte Ermilina zum Erdgeschoss
hinauf. Doch als sie den Korridor betrat, war der Einsiedler bereits fort. Auf
dem Gang stand nur ein kleiner Monsignore. Bei ihrem Anblick erschrak er.
    Â»Warum habt Ihr so dreist gelogen?«, stellte Ermilina ihn zur Rede.
»Wollt Ihr verhindern, dass der Heilige Vater mit seinem Taufpaten spricht?«
    Bevor der Monsignore antworten konnte, trat ein Mann zu ihnen,
dessen pockennarbiges Gesicht Ermilina schon oft auf der Tuskulanerburg, aber
noch nie im Vatikan gesehen hatte: Bonifacio di Canossa, der Markgraf von
Tuscien.
    Â»Eine Anweisung Eures Gemahls«, erklärte er mit einer Verbeugung.
»Conte Alberico meint, Giovanni Graziano möge lieber in seiner Klause für die
Erlösung der Seelen beten als sich in unsere Dinge einzumischen.«
    9
    Der ganze Raum war erfüllt vom süßen Duft der Sünde.
    Teofilo verbot seinen Augen, die Fremde anzuschauen, doch seine
Augen verweigerten ihm den Gehorsam. Ganz von allein wanderten sie immer wieder
zu den Versuchungen zurück, von denen er sich verzweifelt loszureißen suchte,
weil er doch ewige Keuschheit geschworen hatte: Diese schwarzen Blicke, die ihm
ein unbekanntes, verbotenes Paradies verhießen … Diese vollen, blutroten
Lippen, in deren dunkelfeuchtem Spalt er die Spitze einer Zunge ahnte … Diese
weißen, quellenden Brüste, die sich ihm darboten wie zwei pralle, überreife
Früchte, nach denen er nur zu greifen brauchte, um sich an ihnen zu laben …
    Â»Seid Ihr schon mal im Himmel gewesen?«, flüsterte sie.
    Teofilo schluckte und schüttelte stumm den Kopf.
    Â»Aber Ihr seid doch der Papst. Ihr müsst doch wissen, wie es im
Himmel ist …«
    Sie nahm seine Hand, führte sie an ihr Gesicht, und während sie
ihren Blick unverwandt auf ihn gerichtet hielt, benetzte sie mit der Zunge ihre
Lippen, steckte sich seinen Zeigefinger in den Mund und begann daran zu saugen.
Die Geste war von solcher Schamlosigkeit, dass Teofilo ein Schauer über den
Rücken lief. Warum hatte Gott ein solches Weib zu ihm gelassen? Um ihn und
seine Keuschheit zu prüfen? Er spürte, wie gegen seinen Willen die Sehnsucht
seines Leibes schwoll und wuchs, diese unheimliche Macht, die ihn manchmal des
Nachts auf so lustvolle Weise übermannte, dieses beseligende Gefühl
vollkommenen Ausgeliefertseins. Er konnte nicht länger widerstehen, hatte nur
noch den einen Wunsch, dass diese fremde Frau sich seiner bemächtigte. Und
während sie weiter an seinem Finger leckte und saugte, nahm er ihre Hand und
führte sie zum Zentrum seines Sehnens …
    Â»Was haben wir denn da?« Ohne die Augen von ihm zu lassen, tastete
sie sich voran. »Ist das vielleicht der Schlüssel zum Paradies? Dann wollen wir
mal sehen, ob er passt.«
    Mit einem Lächeln, zu dem kein Engel fähig war, schürzte sie ihre
Röcke. Eine weiße, nackte Wade blitzte auf, dann ein weißer, nackter Schenkel –
Fleisch, das nach seinem Fleisch gierte … Teofilo wusste nicht mehr, was er
tat, er folgte nur noch dem Lächeln dieser Frau, die sich jetzt mit geschickten
Fingern an

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