Der Kinderpapst
nicht
sagen, wie sehr ich mir ein Kind von Euch wünsche â am liebsten einen ganzen
Stall voll.«
Obwohl er immer noch verlegen war, tastete er nach ihren Brüsten.
Unwillkürlich zog sie die Decke noch höher.
»Aber wir haben doch gerade erst â¦Â«
»Keine Angst«, lachte er. »Ich wollte nur wissen, ob sie vielleicht
schon wehtun. Weil, das ist das sicherste Zeichen, oder wenn Ihr Euch plötzlich
vor irgendwelchen Gerüchen ekelt â¦Â« Ein freches Grinsen ging über sein Gesicht.
»Wisst Ihr, womit Ihr mir die gröÃte Freude machen würdet? Wenn Ihr morgens
aufwacht und Euch ohne Grund so übel ist, dass Ihr Euch übergeben müsst!«
Chiara spürte, dass ihr die Tränen kamen. Mit jedem Wort, mit jedem
Blick bewies er ihr, wie verliebt er in sie war â und sie ⦠Es hieÃ, wenn eine
Frau kein Kind bekam, sei das eine Strafe Gottes.
Damit er nicht sah, dass sie weinen musste, wandte sie ihm den
Rücken zu und verlieà das Bett.
»Wohin wollt Ihr?«
Ohne eine Antwort zu geben, verschwand sie in die angrenzende
Kleiderkammer. Während sie den Lavendelduft einatmete, den die frisch
gewaschene Wäsche verströmte, fiel ihr Blick auf die Kleidertruhe. Diese Truhe
barg ihren wertvollsten Schatz. Obwohl sie wusste, dass es ihr jedes Mal das
Herz zerriss, wenn sie der Versuchung erlag, öffnete sie den Deckel. Sie konnte
nicht anders, sie musste es tun ⦠Unter einem Wäschestapel holte sie eine Schatulle
hervor, zu der nur sie einen Schlüssel besaÃ. Leise schnappte das Schloss auf.
Im Innern funkelte auf schwarzem Samt ein Ring mit einem roten Rubin. »Der ist
für dich«, hatte Teofilo gesagt, als er ihn ihr geschenkt hatte. »Wir brauchen
doch einen Ring â zur Verlobung.« Chiara steckte ihn sich an den Finger und
küsste den Edelstein. Wie glücklich war sie damals gewesen. Und jetzt?
»Oh, ich wusste nicht, dass Ihr hier seid!«
Anna stand in der Tür, mit frisch gewaschenen Hemden über dem Arm.
Als sie Chiara sah, wollte sie kehrtmachen.
»Bitte bleib.«
Chiara schaute erst auf ihre Zofe, dann auf ihre Hand. Tausend rote
Funken sprühte der Rubin. Noch einmal küsste sie den Stein. Dann überwand sie
sich und streifte den Ring vom Finger.
»Der ist für dich«, sagte sie und reichte ihn ihrer Zofe.
»Für mich?«, rief Anna. »Bei meiner Seele! Das kann ich nicht
annehmen!!«
»Doch, ich möchte es so.« Mit einer Entschiedenheit, die keinen
Widerspruch zulieÃ, drückte Chiara ihr den Ring in die Hand. »Dafür können
deine Leute Vieh kaufen. Und Arznei für Francesca. Damit sie ein gesundes Kind
zur Welt bringt.«
8
Ermilina eilte den Korridor des Lateranpalasts entlang. Wo
steckte ihr Sohn? Sie hatte in den päpstlichen Privatgemächern nach Teofilo
gesucht, um ihn auf den Besuch seines Taufpaten vorzubereiten. Giovanni
Graziano hatte ihr versprochen, ihrem Sohn ins Gewissen zu reden. Seit der
Schmach, die ihm die Kardinäle zugefügt hatten, war er wie verwandelt. Er
kapselte sich vor ihr ab wie eine Auster, wich all ihren Fragen aus, zweifelte
an seiner Bestimmung und manchmal sogar an der Wirklichkeit Gottes. Nun hatte
ein Sekretär ihr gesagt, der Papst sei wie vom Erdboden verschwunden. Ermilina
konnte sich schon denken, wo er steckte. Bestimmt hatte er sich wieder in sein
Laboratorium verkrochen ⦠Widerwillig beschritt sie die Treppe, die in das
Untergeschoss führte. Sie mochte die Experimente nicht, die Teofilo in den
Katakomben seines Palasts betrieb. Der Papst sollte Gottes Wort erfüllen , nicht Gottes Wort auf die Probe stellen.
Ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür.
»Das Blut Christi?«, fragte eine Frauenstimme. »Und ich dachte
schon, Ihr wolltet mit diesen Apparaten Gold herstellen.«
Ermilina machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Durch den
Türspalt sah sie eine widerlich herausgeputzte Frau, die ihrem Sohn schöne
Augen machte. Was hatte das zu bedeuten? Das Weibsstück trug ihr pechschwarzes
Haar offen und unbedeckt, sodass es sich bis auf die nackten Schultern lockte,
und der Ausschnitt ihres Kleides erlaubte Blicke, die jedem frommen Christenmenschen
die Schamesröte ins Gesicht treiben mussten.
»Das ist ja unglaublich, was so ein Papst alles kann!«, säuselte die
Fremde. »Aber wenn Ihr Wein in Blut verwandelt â meint Ihr nicht,
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