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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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seiner Dalmatika zu schaffen machte.
    Auf einmal pulsierte seine bloße Lust in ihrer Hand.
    Â»Der kann es ja kaum noch erwarten.«
    Wie eine Verschwörerin zwinkerte sie ihm zu. Mit einem Seufzer
schloss Teofilo die Augen, um nur noch seine Lust in ihrer Hand zu spüren.
    War das der Himmel?
    Da sah er plötzlich einen Schmetterling – aufgeregt flatternd tanzte
er vor Chiaras Gesicht …
    Entsetzt riss er die Augen auf. Vor ihm stand eine fremde Frau, die
sich an seinem Körper zu schaffen machte wie eine Hure. Mit beiden Händen stieß
er sie von sich.
    Â»Was ist denn plötzlich mit Euch?«, fragte sie, als er ihr entglitt.
»Habt Ihr Angst, der liebe Gott schaut uns zu?«
    Er sah die Schminke auf ihren Wangen, das Rot ihrer Lippen, das so
falsch war wie die Wollust in ihren Augen. Er schlug die Hände vors Gesicht und
wandte sich ab.
    Â»Bitte … bitte, lasst mich allein …«
    10
    Die Abtei von Grottaferrata, ein Kloster von ausreichender
Größe, um einigen Hundert Mönchen und Nonnen Behausung zu geben, erhob sich auf
einem Hügel, von dem aus man über die Albaner Berge bis nach Rom blicken
konnte. Fromme Ordensmänner aus Kalabrien hatten erst vor wenigen Jahren die
Gottesburg im Schweiße ihres Angesichts errichtet, auf einem Gelände inmitten
der Wälder, das die Grafen von Tuskulum ihnen zu diesem Zweck als Schenkung
überlassen hatten.
    War Chiara darum hierhergekommen? Um auf diese Weise dem Mann, den
sie liebte und dem ihr Herz gehörte, nahe zu sein?
    Als sie den Kreuzgang betrat, tauchte sie die Hände in das Becken
eines Wandbrunnens, um sich von der Reise zu erfrischen. Dabei las sie die
Worte, die über dem Brunnen geschrieben standen: Mögest du
nicht nur deine Hände, sondern auch deine Seele von allem Schmutz befreien. Hatte der unbekannte Mönch, der diese Worte einst ersonnen hatte, geahnt,
welche Seelenpein Menschen an diesen Ort trieb? Chiara trocknete sich die Hände
und trat in die Kapelle, wo sie vor dem Bildnis des Heiligen Nilus niederkniete,
dem verstorbenen Gründer der Abtei. Ja, sie wollte ihre Seele reinigen, von
allem Verbotenen, das sie befleckte.
    Â»Allmächtiger Gott, Heiliger Geist, Jesus Christus, der du für uns
am Kreuz gestorben bist, gib mir die Kraft, meinem guten Mann eine gute Frau zu
sein …«
    Das leise Knarren einer Tür unterbrach ihr Gebet. Im rötlichen
Schein des Ewigen Lichts erkannte Chiara einen Mönch, einen untersetzten,
rundlichen Mann mittleren Alters mit kreisrund geschorener Tonsur: Pater
Bartolomeo – der Abt des Klosters. Mit kleinen, federnden Schritten trat er aus
der Sakristei und schlug vor dem Altar ein flüchtiges Kreuzzeichen. Noch
während er die Hände in den Ärmeln seiner Kutte wieder verschwinden ließ,
wandte er dem Allerheiligsten den Rücken zu, um sich Chiara mit schräg
geneigtem Kopf zu nähern.
    Â»Was bedrückt Euch, meine Tochter?«, fragte er sie, als könne er in
ihre Seele schauen. »Ihr braucht Euch nicht vor mir zu schämen«, fügte er mit
einem milden Lächeln in dem wohl genährten, glatt rasierten Gesicht hinzu.
»Wenn Gott mich in diesem Augenblick zu Euch schickt, da Ihr ihm Euer Leid
anvertraut, wird er sich schon etwas dabei gedacht haben.«
    Dabei blickte er sie mit seinen hellen, wasserblauen Augen so
freundlich an, dass Chiara gar nichts anderes übrig blieb, als sich ihm zu
offenbaren.
    Â»Ich … ich liebe einen Mann«, brachte sie hervor, »mehr als ich darf …«
    Â»Ich fürchte, das ist kaum möglich«, entgegnete Bartolomeo weiterhin
lächelnd. » Deus caritas est – Gott ist die Liebe.
Solange Ihr liebt, wird Gott an Euch sein Wohlgefallen haben.«
    Â»Aber der Mann, den ich liebe – ist nicht mein Mann.«
    Das Lächeln verschwand von den Lippen des Abtes, und seine Miene
wurde ernst. »Die wahre Liebe ist stets gut und gottgefällig, weil sie Ausfluss
der Gottesliebe ist. Was uns verwirrt, ist nicht der Begriff, sondern das Wort.
Nicht alles, was wir Liebe nennen, ist die Liebe, die Gott meint.« Er spitzte
die Lippen, als würde er gerade eine Speise probieren, über die er noch kein
Urteil fällen konnte. »Habt Ihr mit dem Mann, von dem Ihr sprecht, die Ehe
gebrochen?«
    Chiara schüttelte den Kopf. »Nein, ehrwürdiger Vater. Wenn Ihr die
fleischliche Umarmung meint, so bin ich meinem

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