Der Kindle Touch - Das große Handbuch (German Edition)
gemessen am Preis viel weniger. Selbst wenn der DX
oder sein Nachfolgemodell für… sagen wir mal… 150,- Euro zu haben wäre, würde
kaum jemand ihn kaufen. Wie gesagt, zum stundenlangen Buchlesen ist er zu
schwer, zum Immer-dabei-haben zu groß, und für Zeitungen und Zeitschriften ist
ein Tablet einfach die bessere Wahl.
Wird sich das vielleicht
durch ein Farbdisplay ändern? Ganz sicher nicht. Der Grund ist, dass wir schon
mit viel zu vielen Geräten hantieren. Ein Computer natürlich, wahrscheinlich
auch ein Notebook. Dann ein Netbook oder ein Tablet. Außerdem noch das
Smartphone und gegebenenfalls Spezialisten wie ein Diktiergerät fürs Auto oder
ein wasserdichter MP3-Player für den Sport. Dann noch ein Kindle zum
Bücherlesen, das ist schon grenzwertig. Aber einen großen Kindle, der nur zum
Lesen da ist noch neben dem Tablet? Niemals. Und statt des Tablets? Auch nicht,
weil man auf diesem auch Filme sieht, seine eMails checkt, Videospiele spielt,
möglicherweise ein Zeitplansystem verwendet und so weiter und so weiter. Egal
wie man es dreht und wendet, entweder ein Gerät kann so gut wie alles, dann ist
es groß und schwer, oder man muss die Funktionsweise beschränken, damit es
klein und leicht sein kann. Daran werden auch zukünftige Technologien nichts
ändern, weil auch die Display-Größe selbst schon ein Kriterium ist – auf der
einen Seite nützlich, für die Mobilität aber sehr hinderlich.
Eben ist bereits das Stichwort
Farbdisplay gefallen. Braucht der Kindle ein Farbdisplay? Nein. Wird er eins
bekommen? Aber natürlich! Allerdings nicht in den nächsten zwei bis drei
Jahren. Der Kindle ist ein Lesegerät, damit hat das ermüdungsfreie Lesen die
oberste Priorität. Zwar gibt es derzeit bereits eine Farb-E-Ink-Technologie,
allerdings ist diese noch weit von der Qualität der aktuellen
Graustufen-Displays entfernt.
Ich gebe ganz offen zu,
als so vor gut 10 Jahren die ersten Handys mit Farbdisplay herauskamen, war ich
sicher, dies wäre Unsinn. Wozu braucht ein Handy bitte ein Farbdisplay? Der
monochrome Bildschirm verbraucht weniger Energie, kostet weniger und lässt sich
auch bei Sonne gut ablesen. Und weißt du was? Ich hatte damit Recht. Zum
damaligen Zeitpunkt waren Farbdisplays unsinnig. Die sinnvollen Anwendungen
dafür, also Fotos, Videos und so weiter, die kamen erst Jahre später. Und
niemand würde ernsthaft behaupten wollen, die Hersteller hätten damals
Farbdisplays in ihren Handys verbaut, weil sie damit gerechnet hätten, dass wir
irgendwann auf Smartphones unsere Geburtstagsvideos drehen. Nein, was die
Hersteller damals erkannten (und ich eben nicht): Die Menschen lieben es bunt.
So einfach ist das. Und deshalb bekommt der Kindle Farbe, sobald die Qualität
der Farb-E-Ink-Displays das zulässt, ohne dass der Status als Lesegerät dadurch
gefährdet würde.
Natürlich gibt es
sinnvolle Anwendungen für Farbdisplays. Es ist beispielsweise meine Hoffnung,
dass schon bald kein Kind mehr jeden Tag mehrere Kilogramm an Schulbüchern auf
dem Rücken schleppen muss. Ein robuster eBook-Reader mit Farbdisplay und
Touchscreen wäre eine grandiose Verbesserung. Aber das kann kaum Amazons
Zielgruppe sein, jedenfalls nicht für die normale Kindle-Serie. Zum einen, weil
ich nicht glaube, dass staatliche Stellen sich bei Schulbüchern auf ein
proprietäres System einlassen würden (obwohl einen ja eigentlich nichts mehr
wundern darf), zum anderen, weil sich die Eigenschaften eines solchen Modells
deutlich von denen unterschieden, die Otto-Normal-Verbraucher von seinem
Lesegerät erwartet.
Die Hardware ist die eine
Seite. Der Lesestoff die andere. In Amerika werden schon jetzt mehr eBooks als
gedruckte Bücher verkauft. Hierzulande liegt der Anteil der eBooks noch bei
unter zwei Prozent der gesamten Buchverkäufe. Hängen wir Europäer nun mehr an
der Tradition des gedruckten Buches oder kommen wir schlechter damit zurecht,
bei digitalen Produkten keinen „handfesten“ Gegenwert mehr zu bekommen?
Vielleicht ein wenig von beidem. Schuld haben aber auch die Verlage mit ihrer
absurden Preisgestaltung bei eBooks. Einen eBook-Preis so festzulegen, dass man
einfach von der Printausgabe die reinen Druckkosten abzieht, das ist eine regelrechte
Frechheit. Natürlich – das wurde schon erläutert – wollen die Verlage genau
damit ihre Printausgaben schützen. Und sie wollen sie schützen, damit sie einen
Vorsprung gegenüber unabhängigen Autoren behalten. Aber kann das lange
gutgehen?
Mal
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