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Der Kirschbluetenmord

Der Kirschbluetenmord

Titel: Der Kirschbluetenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Bewegungen; er gab auf. Keuchend und völlig erschöpft lag er am Boden. Der Schweiß, der ihm über den Körper lief, wurde eiskalt im frostigen Wind, welcher durch die Fenstergitter wehte. Raikō zwang sich, nachzudenken. Konnte er die Gefängniswärter bestechen? Falls es ihm nicht gelang, gab es nur noch eine Hoffnung auf Überleben: Er mußte die Folter durchstehen, die ihm zweifelsohne bevorstand. Was immer die Folterknechte ihm antun würden – er durfte keinen Mord gestehen! Raikō sammelte all seine Selbstdisziplin, die zwanzig Jahre Kampferfahrung und Übung als Sumo-Ringer tief in seinem Innern verwurzelt hatten. Voller Erleichterung spürte er, wie sein Geist ruhiger wurde, als die Furcht verebbte. Neuer Mut erfüllte ihn – so, wie es immer gewesen war, bevor er in den Sumo-Ring trat.
    Die Tür schwang auf. Zwei Gefängniswärter betraten die Zelle. Beide trugen lange Stöcke in der einen, Lanzen in der anderen Hand und Peitschen an den Hüften. Raikō nahm den Blick von den Männern und ihren Waffen und richtete seine Konzentration auf sein Inneres. Sollten sie ihm doch das Schlimmste antun!
    Der kleinere der beiden Wärter schloß die Tür, stellte sich an die Wand daneben und stützte sich auf seinen Stock. Der andere Wärter – ein hünenhafter, brutal aussehender Kerl – ragte über Raikō auf. Ein Auge des Mannes war zugewachsen und von runzeligem Narbengewebe bedeckt.
    »Ah, Raikō, der mächtige Krieger«, spottete er. »Liegt wie ein verschnürtes Schwein am Boden. Sag mir jetzt die Wahrheit: Hast du Niu Yukiko getötet?«
    »Nein. Hab’ ich nicht. Und wenn ihr mir nichts tut, werde ich euch eine schöne Belohnung geben.«
    Einauge lachte. »Wovon denn?« Er beugte sich herunter und zerriß mit einem kräftigen Ruck Raikōs fadenscheinigen Kimono. Er entdeckte den Geldbeutel und schüttelte drei sen heraus, die klimpernd zu Boden fielen. »Davon?« Er drehte sich um und rief seinem Kumpan zu: »Soll ich dir mal beweisen, daß der große Raikō lügt?« Er schleuderte seinen Stock zur Seite und löste die Peitsche von der Hüfte.
    Mit einem Zischen durchschnitt die Peitschenschnur die Luft und klatschte auf Raikōs nackte Brust. Raikō stöhnte auf, konnte seine Schreie jedoch unterdrücken.
    »Ich habe die Frau nicht getötet«, flüsterte er heiser.
    »Doch. Hast du«, sagte Einauge. »Du hast sie getötet, und du hast Noriyoshi getötet, und dann hast du die Leichen der beiden in den Fluß geworfen. Gib’s zu!«
    »Nein.«
    Wieder zischte die Peitschenschnur durch die Luft. »Du hast sie getötet.«
    »Nein.«
    »Doch. Sag es: Ich habe Niu Yukiko getötet. Ich habe Noriyoshi getötet.«
    Wieder und wieder sirrte die Peitschenschnur hernieder; stets begleitet von der Aufforderung, die Morde zu gestehen. Raikōs Welt schrumpfte zu einem winzigen Raum zusammen, in dem nur noch Platz für seinen Schmerz und das häßliche Gesicht seines Peinigers war. Er stellte sich vor, daß er für all die schlimmen Taten bestraft wurde, die der Dämon in seinem Innern begangen hatte: Er hatte andere Ringer übel zugerichtet; er hatte Übungsräume demoliert; er hatte in Teehäusern und Bordellen randaliert. Aber nichts von alledem war seine Schuld. Er war kein schlechter Mensch. Er hatte nur das Pech, von diesem Dämon besessen zu sein.
    »Nein … Ich war es nicht … Ich habe das nicht verdient. Bin ein … guter Mann … ein guter Samurai. Nein. Nein. Nein.« Die Worte kamen kaum verständlich über seine geschwollenen, blutigen Lippen.
    Dann begann Einauge, die Lanze zu benutzen. Tränen liefen Raikō übers Gesicht, als die Spitze sich in sein Fleisch bohrte. Seine Muskeln schrien auf vor Qual. Der Boden unter ihm wurde glitschig von seinem Blut, von Urin und Fäkalien, denn seine Blase und der Darm gaben nach. Dennoch schaffte es Raikō, noch einmal hervorzustoßen:
    »Nein! Ich habe niemanden getötet!«
    Schließlich ließ Einauge von Raikō ab. »Er ist ein harter Bursche«, sagte er zu seinem Kumpan. »Vielleicht sagt er die Wahrheit.«
    Raikōs geschundener Körper entspannte sich, genoß die Ruhepause von den Qualen der Folter. Ein Hoffnungsfunke loderte in seinem von Schmerz umnebelten Hirn auf. Würden die Männer aufhören, ihn zu quälen? Würden sie ihm glauben?
    Der kleinere Gefangenenwärter murmelte irgend etwas, das Raikō nicht verstehen konnte. Dann verließen die beiden Männer die Zelle und schlugen die Tür hinter sich zu.
    »Gnädiger Buddha«, flüsterte Raikō dankbar.
    Nun

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