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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir dann in einem Luxushotel auf dem Mond.«
    »Und dann kommt auch dort ein Irrer, läßt eine Schleuse offen … was dann?«
    »Sie haben recht. Also 2010 wieder auf See!« Falkenhausen gab sein Glas an Schwester Emmi zurück, nickte den Herren zu und ging hinüber in das Krankenzimmer, wo Erna fest und traumlos schlief. Er setzte sich an ihr Bett, nahm ihre Hände in seine Hände und sagte ganz leise:
    »Erna, mein Schatz … ich bin so glücklich, daß ich dich habe. Gerade heute weiß ich das.«
    Fünfzehn Minuten später brachte ein Steward einen Eiskübel mit Champagner.
    Hallinsky war der Held des Tages, wenigstens für die Baronin von Sahlfelden.
    Sie war die einzige, die von dem Überfall erfuhr – Hallinsky hatte ja völliges Stillschweigen versprochen –, und auch sie schwor, keiner Menschenseele etwas davon zu erzählen. Woher es zwei Stunden später das ganze Schiff wußte, blieb rätselhaft.
    Erstaunlicherweise war kaum ein Mitreisender bereit, Hallinsky sein Mitleid auszusprechen. Man grinste ihm nur auf den Decks zu, so, als habe man ihm diese riesige Beule gegönnt und jemand habe nachgeholt, was man selbst schon längst hätte tun müssen.
    »Nur Neid«, tröstete ihn die Baronin. »In jedem Menschen schläft eine Bestie … ich weiß nicht, welcher Philosoph das gesagt hat, aber er hat recht. Was glauben Sie, was die anderen für eine Sensation daraus gemacht hätten, wenn ihnen der Klabautermann begegnet wäre.«
    »Sie halten also daran fest, daß es der Klabautermann war, Baronin?«
    »Aber eisern!«
    »Er ist aber eine Sagengestalt«, wagte Hallinsky einen Einwurf.
    »Papperlapapp! Eine Sage soll es auch sein, daß Ratten das sinkende Schiff verlassen … und sie tun's wirklich. Warum soll es einen solchen Kobold nicht geben? Was wissen wir denn über das Außerirdische? Über das Phantastische, das unsichtbar um uns ist? Über das Weiterleben nach dem Tod? Über die Wiedergeburt in anderer Gestalt? Die Geheimnisse um uns herum sind grandios, unfaßbar, weltallweit … Was wissen Sie über den Klabautermann?«
    »Nichts, Baronin.«
    »Aber ich! So eine alte Seefahrerin wie ich hat sich natürlich mit diesem Kobold befaßt. Ich habe viele Berichte über ihn gelesen … aufgezeichnet von Seeleuten vor Hunderten von Jahren, die mit ihren Segelschiffen, Koggen, Karavellen und Dreideckern über alle Meere fuhren, Inseln und Länder entdeckten, Wasserstraßen und Kanäle, neue Völker und Tiere – und wovon berichten sie alle? Alle, Herr Hallinsky? Von dem guten oder bösen Geist Klabautermann. Da muß doch etwas Wahres dran sein.«
    »Ich weiß nicht!« Hallinsky sah die Baronin zweifelnd an. Ein Gespräch über Portugal und die Algarve-Küste wäre ihm lieber gewesen. Er hatte noch einige andere Informationen bereit, etwa über die Nachbarschaft des Grundstücks. Da wohnten gleich in der Nähe ein Fürst und ein Graf, ein Mitglied der spanischen Königsfamilie und der Erfinder eine biologischen Waschmittels, der seit kurzem nur damit beschäftigt war, sein Vermögen zu zählen. Natürlich stimmte nichts davon, aber Hallinsky hatte ja auch keineswegs die Absicht, nach Abschluß des Geschäftes jemals wieder mit Baronin von Sahlfelden zusammenzutreffen. Allerdings durfte er dann auch niemals mehr auf dieses Schiff, das wäre sonst seine letzte Reise gewesen, denn die Baronin war der treueste Repeater und eine Begegnung deshalb schon vorausprogrammiert.
    »Ein Kobold hat kaum diese Kraft. Das war ein Faustschlag, sage ich Ihnen«, fuhr Hallinsky fort. »So ein kleiner Kerl hat nie solch einen Punch.«
    »Was ist Punch?«
    »Wie soll man das erklären? Schlagkraft. Wumm – und k.o.!« Hallinsky legte vorsichtig die flache Hand über seine Beule. »Außerdem habe ich ihn gesehen. Aus den Augenwinkeln, beim Hinfallen, ganz verschwommen … Geister aber kann man nicht sehen.«
    »Er hat sich für diesen Schlag materialisiert. Man kennt so etwas im Spiritismus.«
    Hallinsky war ein Mensch, der schnell auf seine Mitmenschen umschalten konnte und damit immer den besten Eindruck hinterließ. Gemeinsame Interessen verbinden ungemein, auch gemeinsame Spleens. Wenn ein Interessent über eine Wiese blicken würde und dazu sagt: »Ist das Feld nicht herrlich orange …?«, dann würde Hallinsky sofort antworten: »Wie die untergehende Sonne. Wirklich! Ein glühendes Orange …« Es zerriß diesen Menschen einfach das Herz, Hallinsky nicht einen Auftrag zu geben. Sie fühlten sich gewissermaßen befreit, wenn

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