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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Falkenhauhausen betroffen, »warum unternehmen Sie dann nichts?«
    »Haben Sie einen vernünftigen Vorschlag, Herr Falkenhausen?« Hellersen empfand wieder Scham über seine Ohnmacht. »Tag und Nacht laufen Patrouillen durch das Schiff, mehr kann man nicht tun. Wir müssen ihn erwischen … suchen hat gar keinen Sinn.«
    »Er wollte meine Frau vergewaltigen!« sagte Falkenhausen und kaute an dem furchtbaren Wort.
    »Vielleicht …«
    »Was heißt vielleicht? Der Reißverschluß hinten am Kleid geht nicht von allein runter. Runtergezogen bis zum Steißbein; das kann nicht vom Hinfallen kommen.«
    »Es ist alles so unerklärlich!« Dornburg schüttelte den Kopf. »Wer versucht denn eine Vergewaltigung auf dem Promenadendeck, wo jede Sekunde Passagiere heraustreten können?«
    »Ein Irrer ist zu allem fähig!« sagte Falkenhausen.
    »Aber er muß vor der Patrouille oder vor sonst irgend etwas geflüchtet sein, das wiederum tut kein Irrer in voller Aktion«, stellte Dr. Schmitz fest.
    »Wenn man Sie hört, Doktor«, rief Falkenhausen empört, »dann könnte man beinahe glauben, Sie bedauern, daß meine Frau noch einmal Glück gehabt hat. Mein Gott, wo leben wir denn? An Land kann man schon nicht mehr nachts durch einen Park gehen, ohne beraubt zu werden, und jetzt fängt das auf den Schiffen auch noch an! Müssen wir alle in zwei Jahren Waffen tragen? Muß jede Frau beim Spaziergang einen Leibwächter mitnehmen? Wir sind doch heute schon so weit, daß die Opfer schuldiger sind als die Täter. ›Das Opfer hat mit seinem aufreizenden Gang den Täter animiert‹, stand sogar in einer Urteilsbegründung als mildernder Umstand. Diese Demokratie mit ihrem humanisierenden Liberalitätswahn ist zum Kotzen!«
    »Das ist ein guter Satz für eine Wahlversammlung, aber er hilft uns hier nicht weiter.« Kapitän Hellersen trank seinen Kognak aus. »Unter uns, meine Herren, ich will ganz ehrlich sein: Ich weiß mir keinen Rat mehr. Ich warte jetzt nur noch auf einen Mord!«
    »Um Himmels willen, malen Sie den Teufel nicht an die Wand!« rief Falkenhausen.
    »Wenn ich ihn malen könnte, hätte ich ihn schon gefaßt.«
    »Und wenn Sie in Singapur die Polizei an Bord holten?«
    »Wie soll eine fremde Polizei mehr entdecken als wir, die wir jeden Winkel des Schiffes kennen? Uns allen ist rätselhaft, wo sich der ›Blinde‹ versteckt. Den schizophrenen Passagier bekommen wir nie.«
    »Das sind ja herrliche Aussichten.«
    »Bis Hongkong. Dann ist der Spuk unter Garantie vorbei.«
    »Das sind noch zehn Tage!«
    »Richtig. Die müssen wir zähneknirschend durchstehen – wenn uns kein Zufall zu Hilfe kommt. Fünf Minuten früher, und unsere beiden Matrosen hätten den Kerl erwischt. Aber fünf Minuten können eine lange Zeit sein.«
    »Und erst zehn Tage!« Falkenhausen hielt sein Glas hin, und gehorsam schüttete Schwester Emmi noch einen Kognak ein. »Sie glauben, die Passagiere ruhig halten zu können?«
    »Herr Hallinsky hat versprochen, zu schweigen. Ich möchte Sie bitten, das ebenfalls zu tun. Alles andere haben wir im Griff. Beatrices Witz vom Klabautermann war das Klügste, was man tun konnte. Die Passagiere glauben jetzt, daß einige Witzbolde an Bord sich mit harmlosen Streichen übertreffen wollen – unter dem Deckmantel des Klabautermanns. Der BH am Flaggenseil hat die Stimmung ungemein gehoben und entkrampft. Von den tatsächlichen Überfällen darf deshalb nichts nach außen dringen.«
    »Es wird schwer sein, meine Frau davon zu überzeugen.« Falkenhausen kippte den Kognak weg und sah Dr. Schmitz an. »Kann ich zu ihr, Doktor?«
    »Aber ja, warum nicht.«
    »Ich möchte bei ihr die Nachwache halten.« Falkenhausen schluckte und sagte dann leise: »Es ist unsere Silberhochzeitsnacht …«
    »Ihre Gattin wird aber bis morgen früh durchschlafen.«
    »Das macht nichts. Ich werde an ihrem Bett den Champagner trinken und ihr zuprosten. Als wir heirateten, konnten wir uns keine Hochzeitsreise leisten, da war ich mitten im Kampf, die fast konkursreife Fabrik meines Vaters zu sanieren. Die Silberhochzeitsreise sollte deshalb etwas ganz Besonderes werden.« Seine Stimme wurde bitter. »Sie ist es ja nun geworden. Unvergeßlich …«
    »Manchmal sollte man das Schicksal in den Hintern treten!« sagte Dr. Schmitz und nahm Schwester Emmi die Flasche aus der Hand. »Bei der goldenen Hochzeit wird's bestimmt besser, Herr Falkenhausen.«
    »Das schreibe ich mir ins Notizbuch, Doktor: Im Jahre 2010 keine Schiffsreise. Vielleicht feiern

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