Der Klang Deiner Gedanken
und engen Ärmeln bis zum Ellenbogen zauberte.
„Mutters Kleid! Sie haben es wieder zusammengenäht.“
„Ich dachte, das würde dir gefallen.“
„Ich bin begeistert. Sie glauben ja gar nicht, wie sehr.“ Allie strich über den feinen Stoff und suchte vergeblich nach Schäden. „Das ist ganz hervorragend geworden. Oh, ich bin ja so froh. Schon allein der Gedanke – Mutters Kleid, für immer ruiniert ...“ Sie sah erschrocken in Miss Montclairs zufriedenes Gesicht. „Woher wussten Sie, dass ich nicht mehr verlobt bin?“
„Ich hatte da so ein Gefühl. Nach unserem letzten Gespräch habe ich aufgehört, an dem Kleid weiterzuarbeiten. Und dann bist du nicht mehr zu den Anprobeterminen gekommen, und Mary fing an, mir in der Kirche aus dem Weg zu gehen. Das hat ihr ziemlich zugesetzt, nicht wahr?“
Allie hob einen Ärmel an und seufzte. „Zugesetzt? Das hieße ja, sie hätte es immerhin akzeptiert. Nein, sie plant diese Hochzeit munter weiter und bleibt auf dem Standpunkt, ich hätte nur kalte Füße bekommen. Aber heute habe ich alles abgesagt. Jetzt bleibt ihr nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.“
„Braves Mädchen.“ Miss Montclair setzte wieder diesen durchdringenden Blick auf. „Aber bist du auch glücklich damit?“
Tief aus Allies Herzen stieg ein Lächeln auf. „Ja. Wenn meine Eltern meine Entscheidung ernst nähmen, würde es mir zwar noch besser gehen, aber ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Ich kann es gar nicht beschreiben, aber das Gefühl ist wundervoll.“
„Vergiss nicht – ich weiß, wie sich das anfühlt.“ Sie hängte das Kleid zurück in den Kleidersack. „Ist da ein anderer Mann im Anflug?“
Anflug – was für eine unglückliche Wortwahl. Allie lächelte mühevoll. „Nein. Das ist eine Sache zwischen Baxter, mir und Gott.“
Auf der Busfahrt nach Hause stiegen ihre Gefühle für Walt wieder in ihr auf und brachten alles durcheinander – ihre unerwiderte Liebe, die Sehnsucht nach seiner Freundschaft und die quälende Ungewissheit, wie es ihm ging.
Die Träume hatten aufgehört. Hatte Gott sie aus der Verantwortung entlassen? War Flossie zur Reparatur? Musste Walt ein paar Tage aussetzen? War er zur Bodencrew gewechselt? Oder war ihm etwas Schreckliches zugestoßen? Betty hatte ihn in ihren Briefen mit keinem Wort erwähnt, aber das war ja nichts Neues.
Allie fiel die Schlagzeile wieder ein: „Fliegende Festungen bombardieren deutsche Fabriken.“ Und den Untertitel: „Sechzehn B-17 abgeschossen.“
Sechzehn! So hohe Verluste hatte es noch nie gegeben. Das hieß, dass Walt ziemlich wahrscheinlich ...
Nein. Sie schob den Gedanken weit von sich. Es brachte nichts, sich Sorgen zu machen. Außerdem überlebten viele der Männer als Kriegsgefangene. Und manche konnten sogar untertauchen und sich zurück nach England durchschlagen. Wenn irgendjemand das schaffte, dann Walt.
Trotzdem jagte ihr die Vorstellung von Walt in einem Straflager oder auf der Flucht vor den Nazis einen kalten Schauer über den Rücken.
Allie stieg aus dem Bus und lief die lange Auffahrt zu ihrem Haus hinauf. „Bitte, lieber Gott, wo auch immer er ist, pass auf ihn auf. Er braucht dich sicher dringend.“
Beim Abendessen lenkte sie das Gespräch gekonnt weg von den Hochzeitsvorbereitungen auf die baldige Beilegung des Kohlenstreiks, der ihren Vater so wütend gemacht hatte.
Nach einem friedlichen Essen servierte ihre Mutter zum Nachtisch frisch geerntete Erdbeeren. „Allie, was ist mit deinen Terminen heute? Warst du dort?“ In ihrer Stimme schwang die Verärgerung über die unzähligen verpassten Termine mit.
Allie hatte den Mund mit einer zu großen Erdbeere voll und nickte nur.
Ihre Mutter lächelte wie elektrisiert. „Siehst du, Baxter, ich habe doch gesagt, alles wird gut.“
Hilfe. Sie hatte es missverstanden. Allie versuchte die Erdbeere schnell kleinzukauen.
„Ich wusste, dass sie zur Vernunft kommt“, sagte ihr Vater mit einem Lächeln auf den Lippen, das Allie die letzten Monate vermisst hatte. „Dann kann das Testament doch so bleiben. Hast du noch den Ring, Baxter?“
„Natürlich.“
Allie schluckte unter Schmerzen einen zu großen Bissen hinunter. „Das Testament?“
Ihre Mutter lud Schlagsahne auf ihre Erdbeeren. „Du hast uns ja keine Wahl gelassen. Wir wollten es dir erst nächste Woche sagen, wenn alles unter Dach und Fach ist, um dir einen Anreiz zu geben, endlich das Richtige zu tun.“
„Was ... was habt ihr getan?“
Mutters
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