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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Nach seinem unerschütterlichen Humor. Seinem Trost. Seinen ehrlichen Ratschlägen.
    „Oh, Walt“, flüsterte sie. „Vielleicht brauchst du unsere Freundschaft nicht mehr, aber ich schon.“

Kapitel 42
    2. Allgemeinkrankenhaus, Oxford
    9. Mai 1943
    Walt fiel jeder Buchstabe schwer. Schluderig. Das konnte ja ein Erstklässler besser.
    Er zerknüllte das Papier, so gut es mit einer Hand ging, und zielte auf den Papierkorb. Daneben. Verärgert schnaubte er und strich sich die blöde Locke aus dem Gesicht. Sogar dafür brauchte er zwei Anläufe.
    Die Liste der Dinge, die er nicht mehr gut konnte, wurde immer länger; mit Messer und Gabel essen, Zähne putzen, sich anziehen. Knöpfe, Gürtel und Socken trieben ihn zur Weißglut. Ganz zu schweigen von den Dingen, die er überhaupt nicht mehr konnte: fliegen, Klavier spielen, schnitzen, Auto fahren, sich die Schuhe binden oder ein Steak zerschneiden.
    Natürlich sagten die Krankengymnasten etwas anderes: Nicht aufgeben, Kopf hoch, lächeln, das wird schon alles mit der Zeit. Sie hatten gut reden. Sie mussten nicht mit einem einzigen, nutzlosen, lausigen linken Arm auskommen.
    Über Bremen hatte er Gott angefleht, ihn überleben zu lassen. Wenn er im Vorfeld schon einmal ein paar Tage in diesem Krankenhaus verbracht gehabt hätte, hätte er das vielleicht nicht getan. Vielleicht war Franks Schicksal doch gar nicht das Schlechteste.
    Walt stöhnte genervt, dass er so etwas auch nur dachte. Frank wäre da ganz bestimmt anderer Meinung gewesen. Eileen und die Kinder hätten sich gefreut, ihn lebend zu sehen, ganz egal, in welchem Zustand. Und Frank hätte nicht anders gedacht.
    Mit einem Seufzen legte Walt den Stift ab. Der Brief musste eben warten, bis Jack nach dem Gottesdienst vorbeikam. Walt würde ihm ihn einfach diktieren.
    Nein, er musste es versuchen. Er hatte nur noch einen einzigen, nutzlosen, lausigen linken Arm, und er musste lernen, damit zu leben. Mom und Dad würden sich bestimmt weniger Sorgen um ihn machen, wenn sie etwas Fröhliches von ihm lasen. Sofern sie es entziffern konnten. Schade, dass er Allie nicht schreiben konnte. Bei ihr hätte er sich nicht verstellen müssen. Er legte sich ein frisches Blatt Papier zurecht.
    Liebe Mom, lieber Dad,
    es geht mir schon besser. Die Schmerzen lassen nach. Ich darf inzwischen schon über die Flure laufen. Vieles muss ich neu lernen, aber das wird schon. Ende des Monats werde ich in ein Krankenhaus in Amerika verlegt. Das ist gar nicht so weit von Antioch entfernt, nämlich in ...
    „Hey, Wally. Hab dir einen Brief von deiner Freundin mitgebracht.“
    Walt stöhnte entnervt. Dass sein Bruder ihn ständig damit aufziehen musste. „Nenn mich nicht Wally, und sie ist nicht meine ... J.P.! Was machst du denn hier?“ Er hatte J.P. seit Bremen nicht mehr gesehen.
    Jack setzte sich auf die Bettkante. „Die Zugfahrt hierher ist lang und öde. Ich wollte nicht allein fahren, also habe ich J.P. den Befehl erteilt, mitzukommen. Das ist eben einer der Vorteile des Offizierslebens, das J.P. nun aus erster Hand erleben kann.“
    Jetzt erst bemerkte Walt, dass J.P. die dunklere Uniformhose eines Offiziers und die goldenen Schulterstücke eines Second Lieutenants trug. „Es wurde genehmigt?“
    J.P. setzte sich auf den Stuhl neben Walts Bett. „Du sprichst mit Thurleighs neustem Artillerieoffizier. Und du solltest die Leute vorher warnen, wenn du sie für eine Beförderung empfiehlst.“
    „Nur wie?“, sagte Jack. „Du hast ja kein Wort mit ihm geredet.“
    J.P. verzog schuldbewusst das Gesicht. „Hör mal, Novak, es tut mir leid ...“
    „Schon in Ordnung. Vergiss es.“
    „Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich ... also, über Bremen hast du dir meinen Respekt verdient, und noch mehr als das. Und dann finde ich plötzlich heraus, dass du dich für meine Beförderung eingesetzt hast. Während ich dir die kalte Schulter gezeigt habe.“
    Walt zuckte mit den Achseln. „Du hattest die Beförderung eben verdient und ich die kalte Schulter.“
    „Dass du deiner Crew so einen Bären aufbindest, hätte ich nicht gedacht. Tja, Lügen haben kurze Beine“, sagte Jack und verwuschelte Walts Haare.
    „Du hast mir doch das Lügen beigebracht, damit du keinen Ärger kriegst“, antwortete Walt grinsend und schlug Jacks Hand weg. Halt. Wieder der falsche Arm.
    Jack lächelte nervös und nahm die Hand weg. Er deutete auf den Nachttisch. „Von wem hast du denn die Bonbons?“
    Walt warf einen Blick auf J.P., der sich Mühe gab, nicht

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