Der Klang Deiner Gedanken
Lächeln fing an zu zittern. „Nun, Baxter ist jetzt der alleinige Erbe unseres ganzen Besitztums. Du hast schließlich selbst zu Vater gesagt, dass das das Beste ist. Aber jetzt ist das ja alles kein Problem mehr.“
„Der ... gesamte Besitz?“ Allies Kehle war wie zugeschnürt. „Du meinst die Firma – nur die Firma.“
„Der gesamte Besitz.“ Ihr Vater legte den Löffel ab und sah Allie streng an.
Das konnte nicht sein. Gut, er wollte seine Firma keinem anderen Mann überlassen ... obwohl es überhaupt keinen anderen Mann gab. Aber der gesamte Besitz? Das konnte nicht sein. „Ihr habt mich enterbt?“
„Aber nein“, sagte ihre Mutter beschwichtigend. „Wenn du Baxter heiratest, erbst du doch alles mit.“
Allie bekam kaum Luft. „Ihr habt Baxter eurer einzigen Tochter vorgezogen? Ihr ... ihr habt mich wirklich enterbt?“
Der Blick ihres Vaters wurde noch strenger. „Nicht, wenn du wie versprochen Baxter heiratest.“
Baxter drehte den Löffel in seiner Dessertschüssel. „Ich dachte, du bist zur Vernunft gekommen.“
„Nein. Ich meine, doch. Ja, bin ich – im Februar schon. Ich werde dich nicht heiraten und meine Meinung auch nicht ändern.“
„Wieso nicht? Du hast sie doch schon einmal geändert.“
„Ich werde nicht ... ich werde dich nicht heiraten.“ Wie konnten sie nur? Wie konnten sie ihr das nur antun?
„Aber Allie.“ Ihre Mutter hielt ihre Dessertschüssel mit beiden Händen umklammert und sah Allie mit großen Augen an. „Ich dachte, du hättest deine Termine heute wahrgenommen.“
„Das habe ich auch, aber nicht so, wie du denkst. Ich habe alles abgesagt: die Blumen, die Einladungskarten, die Buchung – alles.“
„Allie! Wie konntest du nur?“ Die Stimme ihrer Mutter bebte.
„Ich musste“, antwortete Allie genauso emotional geladen. „Ihr habt mich ja nicht ernst genommen. Aber jetzt müsst ihr es endlich akzeptieren.“
„Nein. Du bist diejenige, die hier etwas akzeptieren muss.“ Ihr Vater stand auf und stützte sich drohend auf dem Tisch ab. „Baxter ist mein Alleinerbe. Wenn du ihn nicht heiratest, wirst du leer ausgehen. Und nun wähle.“
Allie biss die Zähne zusammen und sah ihn entschlossen an. „Das habe ich bereits.“ Dann sprang sie auf und lief aus dem Esszimmer, vorbei an all den eleganten Möbeln durch das Haus, das ihr nun nie gehören würde.
„Allie! Allie. Warte doch.“ Baxters Stimme und Schritte folgten ihr.
„Was ist?“ Sie wirbelte unter dem Kristalllüster im Eingang herum. „Was willst du noch?“
Baxter kam zum Stehen und strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir eine zweite Chance gebe. In den letzten drei Monaten hast du mich vor deinen Eltern bloßgestellt und jetzt auch noch vor der halben Stadt. Aber ich bin trotzdem bereit, dir zu vergeben und dich zu heiraten.“
„Wieso?“ Allie riss die Arme hoch. „Wieso um alles in der Welt willst du mich heiraten? J. Baxter Hicks hat doch schon alles erreicht, was er wollte. Er hat der Tochter vom Boss alles abgeknöpft. Du hast mir die Firma, das Erbe, mein Zuhause genommen – und sogar die Liebe und Fürsorge meiner Eltern. Du hast gewonnen. Was willst du noch von mir?“
Sein Blick wurde sanft und er griff nach ihrer Hand. „Ich möchte dich zur Frau. Ich möchte mit dir eine Familie gründen.“
Allie wich zurück. „Nein. Verstehst du das nicht? Du hast mir alles genommen, aber mein Herz wirst du mir nicht auch noch nehmen. Verlass dich drauf!“ Sie drehte sich um und stürmte die Treppe hoch.
„Es war gut, dich zu enterben“, rief ihr Baxter nach. „Du launisches, undankbares, ungehorsames ...“
„Ungehorsam?“ Am Treppenende drehte sich Allie wütend um. „Nenn mich, was du willst, aber nicht ungehorsam. Mein Gehorsam hat mir das hier überhaupt erst eingebrockt.“ Sie rannte den Flur hinunter, kämpfte mit dem Türknauf und ging in ihr Zimmer, dass in die goldene Abendsonne getaucht war.
Aufgebracht ging sie im Kreis um ihr Bett, an der Kommode, dem Fenster, dem Schreibtisch, dem Kleiderschrank, der Tür vorbei, immer und immer wieder. In ihrem Kopf dröhnte der Schmerz über den Verlust und die Enttäuschung über ihre Eltern. Das Licht in ihrem Zimmer wurde orange, dann rot, und verblasste schließlich in einem violetten Grau.
„Und was jetzt, Herr? Was mache ich jetzt?“
Vor Walts Foto auf ihrem Schreibtisch blieb sie stehen. Wie sie sich nach seinem einfühlsamen Verständnis sehnte.
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