Der Klang Deiner Gedanken
geplatzt.
Walt spürte, wie frische Hoffnung in ihm aufkeimte. Es war das beste Gefühl seit Wochen. „Grandpa überlegt, wie er Jenny umbauen könnte, damit ich mit ihr fliegen kann.“
„Der gute alte Grandpa“, sagte Jack lachend. „Ihr zwei werdet bestimmt jede Menge Sachen austüfteln.“
„Hoffentlich.“ Walt drehte Allies Brief hin und her. Er war vom 15. April.
„Willst du ihn nicht aufmachen?“
„Später.“ Wahrscheinlich war das ihr letzter Brief. Er wollte sich dafür Zeit nehmen und Jack sollte ihn nicht dabei sehen.
J.P. stützte die Ellenbogen auf die Knie. „Von Allie?“
„Ja.“ Walt versuchte gelassen auszusehen.
„Deiner Möchtegern-Flamme?“ Anders als Flossies Crew konnte Jack über die Geschichte lachen.
„Genau der.“ Walt legte den Umschlag auf den Nachttisch. „Sie heiratet irgendwann im Juli.“ Wenigstens hatte sie ihm in den letzten Briefen die Details erspart.
J.P. sah Walt prüfend an. „Ich glaube, du liebst sie wirklich, oder?“
Walts Mund öffnete sich. Ihm lag eine fertige Ausrede auf der Zunge, vor allem wegen Jack. Aber dann seufzte er. Keine Lügen mehr. „Ja.“
„Was?“, fragte Jack ungläubig.
„Dann war es also nur eine halbe Lüge“, stellte J.P. fest.
„So was gibt’s nicht.“
Jack schlug Walt mit dem Handrücken gegen das Knie. „Hey, was ist hier los?“
„Nichts, gar nichts.“ Walt verdeckte mit der linken Hand seine Augen. „Dein Bruder ist ein Idiot.“
„Das weiß ich, aber was ist hier los?“
„Also schön, wenn du es unbedingt wissen willst ... Ich habe Allie bei Georges und Bettys Hochzeit kennengelernt und mich sofort Hals über Kopf in sie verknallt. Dann habe ich herausgefunden, dass sie vergeben ist, habe ihr aber trotzdem Briefe geschrieben. Was ein Fehler war, denn da habe ich mich erst recht in sie verliebt. Halt, das nehme ich zurück. Es war kein Fehler. Sie hat mir wirklich gutgetan.“
„Ihr Verlobter ist bestimmt sauer, dass du sie liebst.“
„Spinnst du? Er weiß nichts davon. Und sie auch nicht.“
„Du hast es ihr verschwiegen?“
Walt zog eine Augenbraue hoch. „Hast du nicht zugehört? Sie heiratet bald.“
„Und du lässt das einfach so zu?“
„Natürlich. Ich bin ein Gentleman.“
Jack verdrehte die Augen, stand auf und kramte in der Bonbonschachtel. „Na komm. Kämpf um sie! Sag ihr, was du für sie empfindest. Gib ihr wenigstens die Chance, dir einen Korb zu geben.“
„Nimm eins von den orangefarbenen. Die schmecken nicht so scheußlich.“
„Kämpf um sie.“
„Jack hat recht“, sagte J.P. „Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Sie heiratet den anderen Kerl, was sie sowieso macht, wenn du den Hintern nicht hochkriegst. Und das Beste, was passieren kann ...“
„Du stehst noch vor deinen Brüdern vorm Traualtar.“ Jack probierte ein rosafarbenes Bonbon. „Du liebe Zeit, ist das eine Zumutung.“
„Genau das würde Allie auch sagen.“
Jack spuckte das Bonbon in den Müll, setzte sich aufs Bett und hüpfte ein wenig darauf herum. „Na komm, Wally. Emily hält dich für echt toll. Und Allie ja vielleicht auch.“
„Nichts da. Allie ist intelligent.“ Er versetzte seinem Bruder einen Tritt, so gut es durch die Bettdecke ging. „Sie ist stinkreich, hat einen stinkreichen Verlobten und ein Riesenhaus, in das sie bald zieht. Sie weiß nicht, dass ich ein Krüppel bin, weiß nicht, dass ich gelogen habe, und ich werde ihr das bestimmt nicht sagen.“
„Sag es ihr“, wiederholte Jack. „Was hast du zu verlieren?“
„Du klingst genauso wie die Krankenschwester letzten Winter, die mich gepflegt hat, als ich die Lungenentzündung hatte. Sie hat ständig genau dasselbe gesagt.“
„Dann hat sie schon mal Köpfchen.“ Jack sah sich auf der Krankenstation um. „Ist sie auch noch hübsch?“
„Ja.“ Walt knüllte einen leeren Umschlag zusammen und traf Jack am Ohr. Nicht übel für einen Linkshänder. „Sie arbeitet nicht hier. Sondern in Diddington. Ein Jammer, ich wäre gern dabei, wenn dir mal eine Frau eine Abfuhr erteilt.“
„Willst du mich herausfordern?“ Jack warf den zusammengeknüllten Umschlag hoch und fing ihn wieder auf. „Ich liebe Herausforderungen, vor allem, wenn es um Frauen geht. Womit wir wieder bei dir wären. Ein Novak scheut keine Herausforderung. Kämpf um die Frau, die du liebst.“
„Genau so sehe ich das auch“, pflichtete ihm J.P. bei. „Sie hat garantiert Gefühle für dich. Würde sie dir sonst zwei-, dreimal die
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