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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Woche schreiben? Und dann auch noch so dicke Briefe. Sag es ihr.“
    Sollte er ihr gestehen, dass er sie liebte? Dass er seine Crew im Hinblick auf sie angelogen hatte? Dass er Gott absichtlich ungehorsam gewesen war und noch eine letzte, faulige Lüge draufgelegt hatte?
    Nein. Von der Ehrlichkeit zur Dummheit war es kein weiter Weg, und er hatte nicht vor, ihn zu gehen.

Kapitel 43
    Luftwaffenstützpunkt March Field
    Samstag, 26. Juni 1943
    „Wir werden dich vermissen“, sagte Regina Romero.
    Allie unterschrieb zum letzten Mal in der Anwesenheitsspalte. „Ich danke euch, aber mir wird dieser Ort noch viel mehr fehlen.“ Sie freute sich zwar auf ihre neue Arbeitsstelle im Büro des Landmaschinenherstellers, wo zurzeit der Schwimmpanzer Water Buffalo hergestellt wurde. Trotzdem würde sie immer gern an die Arbeit beim Roten Kreuz zurückdenken.
    Allie ging durch die Flure und verabschiedete sich von den Ärzten, Schwestern und Patienten. Nachdem sie den Schock überwunden hatte, plötzlich enterbt zu sein, hatte sie sich ein Herz gefasst und begonnen, für sich selbst zu sorgen. Ihre Eltern waren jetzt noch jung und gesund, aber eines Tages würden sie nicht mehr da sein, und Allie obdachlos und ohne jedes Auskommen. Während des Krieges standen Frauen viele Türen offen, aber wer wusste, wie das nach dem Krieg aussehen würde? Es war an der Zeit, dass Allie ihre kaufmännische Ausbildung in die Tat umsetzte, so viel Geld wie möglich beiseitelegte und sich einen Stand im Beruf erarbeitete.
    „Hallo, Miss Miller.“
    „Miss Miller, hier drüben.“
    Allie ließ den Blick durch die Krankenstation schweifen und lächelte. Wie sie diese Männer vermissen würde. Eine füllige junge Schwester kam auf sie zu. „Könnten Sie zuerst zu dem neuen Patienten gehen? Er jammert in einem fort, das kann ich Ihnen sagen. Besteht darauf, seiner Freundin schreiben zu müssen.“ Sie zeigte auf einen Mann, der aufrecht im Bett saß. Ein Büschel dunkelblonder Haare stach von seinem bandagierten Kopf in die Höhe. „Lieutenant Hunter. Das wäre mir eine große Hilfe. Dann kehrt hier vielleicht ein bisschen Ruhe ein. Sie wissen ja, wie unterbesetzt wir samstags sind.“
    „Das mache ich gern.“ Allie tätschelte den Arm der Schwester und ging zu dem Bett des Mannes hinüber. Dort zog sie sich einen Stuhl heran. „Guten Morgen, Lieutenant. Ich bin Miss Miller und bin vom Roten Kreuz. Sie möchten einen Brief verfassen?“
    „Ja, können Sie ihn für mich schreiben?“ Unter seinen ganzen Verbänden hatte er eine gerade Nase und ein kräftiges Kinn. „Liebe Maggie ...“
    „Augenblick“, sagte Allie kichernd. „Ich bin noch nicht so weit.“ Sie klemmte eine Seite Luftpostpapier auf ihr Klemmbrett. „So, es kann losgehen. Liebe Maggie?“
    „Genau. Maggie, du fehlst mir so sehr. Seit ich fort bin, habe ich noch nicht wieder von dir gehört. Oder von den anderen. Ich weiß, die Post ist langsam und ich werde von einem Krankenhaus zum nächsten geschickt, aber zwei Monate ohne jede Nachricht sind eine lange Zeit.
    Letzte Woche hatte ich wieder eine OP. Die Ärzte sind optimistisch, aber ich sehe sogar mit den ganzen Verbänden, was hier gespielt wird. Die Operationen bringen nichts. Ich bin blind und sie können daran nichts ändern.“ Er presste verbittert die Lippen aufeinander.
    Sein Versuch, keine Emotionen zu zeigen, löste bei Allie nur noch mehr Mitleid aus. „Das tut mir sehr leid.“
    Er reckte das Kinn nach vorn. „Deswegen schreibe ich dir, Maggie. Weißt du noch, wie wir darüber sprachen, dass ich meine englische Rose zu mir hole, damit sie auf amerikanischem Boden blühen kann? Daraus wird leider nichts. Ich werde dein Leben nicht auch noch zerstören.“
    „Denken Sie doch so etwas nicht“, sagte Allie, während sie die düsteren Worte aufschrieb. „Es gibt so viel ...“
    Der Lieutenant stoppte sie mit einer Hand. „Ich will kein Blabla vom Roten Kreuz hören. Ich will einen Brief geschrieben bekommen.“
    „Ja, Sir.“
    „Tu mir einen Gefallen, Maggie. Halte dich vom Stützpunkt fern. Wenn du unbedingt mit einem Yankee ausgehen willst, dann wenigstens mit keinem von der Kampftruppe. Du hast diesen Kummer nicht verdient. Ich liebe dich, Maggie, und ich würde dir viel lieber etwas anderes schreiben, aber so ist das wohl das Beste.“
    Allie konnte das nicht so stehen lassen. „Einen Moment, Sir.“
    Sie schrieb ganz unten dazu: „Ein unaufgefordertes P.S.: Er liebt Sie offensichtlich sehr. Aber

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