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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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’ schen Nase. Dies war der einzige Ort, an dem Walt sich nicht an seiner Nase störte: bei Grandpa.
    „Was ist?“, fragte Walt. „Ray muss endlich aus diesem langweiligen Trainingsjob raus.“
    Grandpa schüttelte den Kopf. „Nein. Ray ist ein stiller Junge. Er ist nicht für den wilden Luftkampf gemacht wie du und Jack.“
    Walts Schultern fühlten sich plötzlich breiter und kräftiger an. Grandpa war der Meinung, er habe das Zeug zum Luftkampf.
    „Na los, Junge, zeig mal, wozu deine Armeemuskeln gut sind. Holen wir die Plane von der alten Jenny runter.“
    Walt war sofort bereitwillig bei der Sache und fing an, den Doppeldecker startklar zu machen. Die beiden Männer arbeiteten schweigend, ein weiterer Grund, warum Walt die Farm so sehr mochte. Grandpa war kein Mann der vielen Worte. Walts Meinung nach hatten ihre Eltern genau die richtigen Namen für ihre Jungs ausgewählt. Ray hieß nach Grandpa Garlovsky und war gefühlvoll und musikalisch. Jack, kontaktfreudig und ehrgeizig, hieß nach Dad. Und Walt hatte seinen Namen von Jacob Walter Novak, wobei er froh darüber war, dass seine Eltern die Namen umgedreht hatten. Jacob klang so altmodisch.
    „ Jenny war seit Rays letztem Urlaub nicht mehr in der Luft. Hat mir bei der Schädlingsbekämpfung geholfen.“
    Das Ruder klemmte, also ölte Walt das Gelenk. „Meinst du nicht, Ray will auch in den Luftkampf ziehen?“
    Grandpa schnaubte. „Ray will genauso wenig in den Luftkampf wie du oder Jack auf die Kanzel.“
    „Wie bitte? Jack wollte doch seit Ewigkeiten Pastor werden.“
    „Nein, dein Vater wollte seit Ewigkeiten, dass er Pastor wird. Je früher Jack das kapiert, desto besser.“
    Walt wischte sich die Hände an einem Lappen ab. Grandpa hatte recht – er konnte sich Jack nicht auf der Kanzel vorstellen. Jack, der ständig Pläne schmiedete und Walt als Alibi brauchte. Trotzdem war Jack ein erwachsener Mann und hatte seinen Beruf frei wählen können. Und im Gegensatz zu ihm hatte Jack Dads Segen. Grandpa war der Einzige, der für Walt Verständnis zeigte. „Weißt du, ich habe mich nie bei dir bedankt, dass du mir Mut gemacht hast und immer hinter mir standest.“
    Grandpa knurrte – ein freundliches Knurren. „Wusste gar nicht, dass die Army sentimentale Milchbubis ausbildet. Komm, Junge, bringen wir Jenny in die Luft.“
    Kurz darauf stand das Flugzeug auf der Viehweide. Walt zog sich die Fliegerjacke an. „Wer will zuerst mit?“
    Art war der Erste, wie immer. Die beiden Männer kletterten in den Doppeldecker und Walt startete den Motor. Das Dröhnen des Propellers klang fast so schön wie die Duette mit Allie. Walt suchte den Augenkontakt mit ihr und salutierte. Hoffentlich sah er schneidig und kompetent aus.
    „Na los, Novak“, vernahm Walt über das Motorengeräusch hinweg Arts Stimme. „Ich will wenigstens mal so tun, als würde ich kämpfen.“
    Walt lenkte Jenny die Weide hinunter und zog sie dann hoch. Ja, so ging richtiges Fliegen. Bomber waren zwar mächtige Vögel, aber in der alten Jenny konnte er mit der Luftströmung spielen und spürte den Wind im Gesicht.
    Sobald sie über der Stadt waren, tippte er Art auf die Schulter, wackelte mit dem Steuerknüppel und nickte ihm zu. „Du bist dran“, rief er.
    Art steckte den Daumen in die Höhe. Walt zog seinen Fotoapparat hervor und lehnte sich hinaus, um Luftaufnahmen von seiner Heimatstadt zu machen. Der Apparat war ein Geschenk zum Collegeabschluss gewesen und Walt hatte die ersten Filme nur mit Flugzeugaufnahmen verschossen. Doch jetzt war er ein Jahr weg gewesen und brauchte mehr als das – seine Familie, Freunde und sein Zuhause.
    Er übernahm das Steuer wieder und lenkte Jenny zurück zur Farm. Sicherlich wollte George auch eine Runde fliegen. Eine Windböe beim Landen gab Walt die Gelegenheit, sein fliegerisches Können unter Beweis zu stellen. Schade, dass Allie nicht wusste, wie knifflig eine Landung bei Seitenwind sein konnte.
    Walt und Art kletterten aus der Maschine und sprangen ins Gras.
    „Mann, bin ich neidisch auf dich“, sagte Art. „Du kriegst dafür auch noch Geld.“
    Walt nahm die Fliegerbrille ab. „Und ich kriege sogar noch einen Zuschlag. Ist das zu glauben? Gefahrenzulage nennen sie das. Sag es nicht weiter, aber ich würde sogar ohne Bezahlung fliegen. George, fertig?“
    „Und ob.“
    „Nein.“ Betty zog George am Arm. „Nicht heute, Liebling, nicht drei Tage vor unserer Hochzeit. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
    George
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