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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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in die Hüften und schob wieder das Kinn vor. „Nordafrika.“
    Walt sah seinen Co-Piloten an. „Das sind doch nur Gerüchte.“
    „Das kam von ganz oben. Die Alliierten bereiten eine Invasion vor. Alle neuen Bombergeschwader kommen da hin.“
    „Möglich“, sagte Walt. „Oder nach Alaska, Australien, England oder China.“
    „Ihr werdet schon sehen“, erwiderte Cracker und zwinkerte der Crew zu. „Gewöhnt euch schon mal an die Wüste, Jungs. Wir kommen in die Sahara.“
    „Mit Palmen und Bauchtänzerinnen“, sagte Louis. „Genau der richtige Ort für mich.“
    „Also schön, Männer.“ Cracker klatschte in die Hände, als würde er seine Sportmannschaft auf Sieg einschwören. „Wir sind eine gute Crew. Die beste Crew in der Fliegerstaffel, die beste Staffel im 306. Bombergeschwader und das beste Geschwader der ganzen Air Force!“
    Die Männer grölten und reckten ihre Fäuste in die Luft. Walt war wie vor den Kopf stoßen. Dieser Kerl schwang vor seiner Crew Reden.
    „Los, kommt, Jungs.“ Cracker machte eine einladende Geste. „Auf ins State Line Hotel. Die erste Runde geht auf mich. Wenn wir um Mitternacht noch geradeaus gucken können, haben wir irgendwas falsch gemacht.“
    Die Männer ließen Walt stehen. Er wusste, was jetzt kommen würde – sie lernten einander kennen, kippten sich einen hinter die Binde und hängten sich noch mehr an dieses Schlitzohr.
    Cracker blieb stehen und drehte sich um. „Was ist? Kommst du nicht mit?“
    „Nein, danke. Ich trinke nicht.“
    „Ach ja, richtig. Hab schon von dir gehört. Man nennt dich Preach, oder?“
    Walt nickte und Cracker wandte sich ab, aber nicht bevor Walt das abfällige Lächeln auf seinem Gesicht bemerken konnte. Walt trat gegen einen Erdbrocken. Er zerstob in tausend Teile.

Kapitel 12
    Riverside, 9. Juli 1942
    Allie saß am Schreibtisch und vergrub ihr verheultes Gesicht in ihrem Arm. Warum hatte sie überhaupt versucht, Betty zu schreiben? Selbst wenn sie eine Erklärung finden würde, würde Betty den Brief ja doch nicht lesen. Bettys Temperament war ihre größte Schwäche, aber dieses Mal war das Recht auf ihrer Seite.
    Allie hatte die beste Freundschaft zerstört, die sie je gehabt hatte, und das nur für einen flüchtigen romantischen Augenblick. Was habe ich nur getan, Herr? Bitte vergib mir, dass ich Walt wehgetan habe. Ich wusste ja nicht, dass ich einen Mann so verletzen kann ... aber das ist auch keine Entschuldigung. Und vergib mir, dass ich Baxter untreu war. Wir lieben uns zwar nicht, aber schließlich sind wir einander versprochen. Und es tut mir leid, dass ich Betty verletzt habe. Ach, sie fehlt mir so sehr.
    Es klopfte leise an der Tür. Schnell tocknete sich Allie mit einem Taschentuch die Tränen ab.
    „Allie, ist alles in Ordnung?“
    „Ja, Mutter, mir geht’s gut“, sagte Allie mit einem verräterischen Zittern in der Stimme.
    Ihre Mutter öffnete die Tür. Sie hatte Sorgenfalten im Gesicht. „Du hörst dich aber nicht gut an, und du siehst auch nicht gut aus. Seitdem du diesen Brief gekriegt hast ...“
    „Es geht mir gut .“ Allie ging zu ihrer Frisierkommode und richtete sich das Haar. Ihr Fehlverhalten und dessen Konsequenzen zu beichten stand außer Frage.
    „Wenn es dir gut geht, dann kannst du mir ja beim Polieren des Tafelsilbers helfen.“
    Allie versetzte der Gedanke an viel Zeit zum Nachdenken bei Tuch und Besteck in Panik. „Ich ... ich kann nicht. Ich gehe lieber spazieren.“
    „Spazieren? Aber das Besteck ...“
    „Ich helfe dir später.“ Sie griff nach einer Handtasche und einem Hut. „Ich brauche frische Luft.“
    „Also schön. Wenn es das ist, was du brauchst.“ Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Kind, ich mache mir Sorgen.“
    Allie zwang sich zu lächeln. „Ein ordentlicher, langer Spaziergang und ich bin wieder ganz die Alte.“
    Auf dem Weg in die Stadt war Allie sich dessen aber nicht mehr so sicher. Beim Spazierengehen hatte man genauso viel Zeit zum Nachdenken. Für Ablenkung in Form eines Einkaufsbummels oder eines Kinofilms war es noch zu früh. Sie lief an einem Kiosk vorbei, der komplett in den Farben rot, weiß und blau erstrahlte. Auf jeder Zeitschrift war in einer großen gemeinschaftlichen Kampagne die amerikanische Fahne abgedruckt, um den Kampfgeist zu unterstützen und den Verkauf von Kriegsanleihen anzukurbeln.
    Jeder half bei den Kriegsanstrengungen, wo er konnte. Vom aktiven Dienst in der Armee über die Kriegsproduktion bis hin zum Freiwilligendienst. Sogar

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