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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Verbindung gebracht zu werden.
    „Miller. Miller. Ich komme immer noch nicht drauf. Allie, sagst du? Hm.“ Kein Staubkorn wagte es, sich ihren Schlägen zu widersetzen. Allie hätte es nicht gewundert, wenn auch die Flecken auf ihr Kommando hin abgefallen wären.
    „Jetzt wissen Sie, wie ich heiße“, sagte Allie. „Aber ich kenne Ihren Namen gar nicht.“
    Ein grauer Kopf lugte hinter dem Kissen hervor. „Du kennst meinen Namen nicht? Wie kann denn das sein? Jeder hier in der Groveside kennt mich.“
    „Ich gehöre nicht zur Groveside Church.“
    „Nicht? Was machst du dann hier?“
    Allie griff zum nächsten Opfer für den Besenstiel und band es fest. „Ich war nur spazieren. Irgendwie suche ich nach einer neuen Kirchengemeinde für mich.“
    „Du bist eine Besucherin? Und dann lasse ich dich unsere verlotterten Sitzkissen ausklopfen? Na, das ist ja eine schöne Begrüßung.“
    „Das macht mir doch nichts. Vorhin habe ich Gott noch gebeten: ‚Zeig mir einen Platz, an dem ich helfen kann.‘“
    Die Frau lachte laut auf. „Ja, solche Gebete erhört der liebe Gott immer.“ Dann schlug sie weiter auf das Kissen ein. „Wieso suchst du denn nach einer neuen Kirchengemeinde?“
    „Na ja, ich suche nicht wirklich. Ich denke nur darüber nach. Meine Gemeinde ist so leer.“
    „Alle in den Krieg gezogen?“ Die Frau stützte sich auf den Besenstiel und keuchte.
    „Ich bin dran.“ Allie band ein weiteres Kissen fest und nahm den Holzstiel. „Es fehlt nicht an Leuten, es fehlt an Gott! Ich spüre seine Gegenwart nicht, ich höre seine Stimme in der Predigt nicht und ich sehe ihn nicht im Leben der Menschen.“
    „Hm.“ Die Frau wiegte sich nachdenklich vor und zurück. „Stärker, Liebes.“
    Allie schlug kräftiger zu, aber ihre Staubwolke blieb im Gegensatz zu der der älteren Frau ein winziges Wölkchen. „Am Dienstag war ich mit meiner Mutter beim Frauenkreis. Es war den Damen dort wichtiger, sich peinlich genau an die Geschäftsordnung zu halten, als nach Gottes Willen zu fragen. Der einzige Punkt auf dieser Tagesordnung war eine Sammelaktion für neue Stühle für den Kindergottesdienst.“
    „Stühle sind doch wichtig.“
    „Aber das ewige Gezänk darum nicht.“ Allie leitete ihre ganze Wut in den nächsten Schlag. „Zwischen der Flohmarktfraktion und der Nachmittagsteefraktion entbrannte ein bitterer Streit. Sie haben völlig aus den Augen verloren, was ihr eigentliches Ziel war. Jetzt wird es keine neuen Stühle für die Kinder geben, nur damit der äußere Friede gewahrt bleibt.“
    „Alle Kirchen sind voller sündiger Heuchler, Liebes. Vergiss das nicht.“
    Allie verschnaufte, während sie das nächste Kissen festknüpfte. „Ja, aber in einer guten Kirche wenden sich die Leute an Gott, um ihre Sünde und Heuchelei zu überwinden. Sie lieben den Herrn und wollen ihm auch tatsächlich dienen.“
    „Wieso bleibst du nicht zum Frauenkreis? Aber ich warne dich. Unser Kindergottesdienst braucht auch dringend neue Stühle.“ Sie hob den Besenstiel auf.
    Allie lächelte. „Und neue Sitzkissen.“
    „Oh nein. Ich prügele die hier so lange windelweich, bis sie noch mindestens für ein Jahr ihren Dienst tun. Und, bleibst du?“
    „Wenn Sie mir Ihren Namen sagen?“
    Die ältere Frau seufzte und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Oh Herr, das arme Kind ist auf der Suche und ich enttäusche es in einem fort. Entschuldige, Allie. Ich heiße Cressie Watts.“
    „Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs Watts.“
    „Nicht Mrs Watts. Cressie. Du bist erwachsen und meine Schwester in Christus. Und hier wird geduzt.“
    Allie zögerte. Die Frau war mindestens sechzig. Allie hatte noch nie jemand Älteres mit Vornamen angesprochen. „Okay. Cressie?“, fragte sie vorsichtig, in der Angst, sich verhört zu haben.
    „Genau. Cressie. Schwer zu glauben, aber mein richtiger Name ist noch verrückter.“
    „Und der wäre?“
    Sie gab dem Kissen einen Schlag, auf den selbst der berühmte Baseballspieler Babe Ruth stolz gewesen wäre. „Crescenda.“
    Allie fiel die Kinnlade herunter. „Crescenda?“
    „Jep. Mein Pa war Chorleiter. Ich war das kleinste von acht Kindern. Der Höhepunkt sozusagen, das Crescendo.“
    Genau wie in der Unterhaltung mit Walt. Allie setzte sich auf den Stapel Kissen und sah die Frau mit den kräftigen Armen und dem musikalischen Namen mit großen Augen an. Plötzlich platzte ein Lachen aus ihr heraus. Das erste seit Tagen. Es wurde immer kräftiger, ein richtiger

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