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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Mutter tätschelte ihm die Schulter und sah Allie finster an. „Du gehörst doch praktisch schon zur Familie.“
    Allie umklammerte ein Einmachglas, als könnte sie den Zucker wieder aus dem Apfelmus ziehen. Sie war reich und er kam aus ärmlichen Verhältnissen. In Oklahoma gab es wahrscheinlich nie Limonade. „Es ... es tut mir leid. Das war unhöflich, und ... und was ich gesagt habe, war unangebracht.“
    „Unsinn. Du hast recht.“ Er lächelte, kam zu Allie herüber und griff nach ihrer Hand. „Zucker ist nun mal knapp und ich verbrauche mehr davon, als mir zusteht.“
    „Aber ich ...“
    „Sei still.“ Er küsste sie auf die Stirn. „Ich will nichts mehr davon hören. Wasser mit einem Schuss Zitrone hört sich prima an.“
    Allie starrte ihn verblüfft an. Sowohl sein zärtlicher Kuss und sein gnädiger Blick als auch ihr eigenes Verhalten verschlugen ihr die Sprache. „Danke“, flüsterte sie nur.

Kapitel 20
    Militärflugfeld Thurleigh, Bedfordshire, England
    9. Oktober 1942
    „Vier Uhr morgens“, stöhnte Frank.
    „Wenigstens ist es kein falscher Alarm, sondern endlich unser erster Einsatz.“ Walt schob müde den Rasierer über sein Kinn. Die Sauerstoffmaske musste gut passen, Bartstoppeln waren da nur hinderlich.
    „Aber um vier Uhr morgens?“ Mürrisch trug Frank mit dem Rasierpinsel Seifenschaum auf. Vor den ersten Sonnenstrahlen war bei ihm mit keinem Lächeln zu rechnen.
    „Legt mal einen Zahn zu, Leute“, rief Louis Fontaine quer durch den Waschraum. „Vor Einsätzen gibt es richtige Eier, glaube ich. Nicht dieses Pulverzeugs.“
    Walt bemerkte ein eigenartiges Leuchten in Loui ’ s Augen. Jeder der Männer ging mit der Angst anders um. Abe Ruben zitterten beim Abtrocknen die Hände. Frank stopfte sich irgendeine Gedenkmünze eines Heiligen in die Brusttasche. Cracker schleppte einen Kater von letzter Nacht mit sich herum, obwohl die Bar in der Offiziersmesse eigentlich um 2000 schloss. Walt selbst fühlte sich – normal. Bereit, aber ruhig. Gab ihm sein Glaube inneren Frieden oder war er schlichtweg dumm?
    Wenn er dumm war, dann wenigstens nicht als Einziger. Frank freute sich wie ein kleines Kind auf Berge von Eiern, und im Besprechungsraum konnte man die Aufregung mit Händen greifen. Die Witzeleien verstummten schlagartig, als der Kommandeur Col. Charles Overacker um 0500 eintrat. Walt beugte sich auf seinem Stuhl vor. Wo würde das 306. Geschwader zuerst Bomben auf Hitlers Reich regnen lassen?
    Colonel Overacker zog einen blauen Vorhang beiseite, der eine Karte verdeckte. Von Thurleigh ging ein roter Faden über den Ärmelkanal. Einhundertacht Bomber sollten die Stahl- und Lokomotivwerke Compagnie de Fives in Lille bombardieren. Das 306. Geschwader sollte zu den erfahrenen 92., 97. und 301. B-17-Geschwadern dazustoßen; das 93. sollte derweil den ersten Einsatz in Europa mit der B-24 Liberator fliegen. So viele Flugzeuge waren von der 8. US-Luftwaffe noch nie zuvor gleichzeitig in der Luft gewesen.
    Nach der Besprechung ging jeder zu seinem Spind, um seine Ausrüstung und Verpflegung zu holen. Walt stellte sich mit den anderen an, um beim Nachrichtenoffizier seine persönliche Habe abzugeben. Falls sie abgeschossen wurden, konnte der Feind aus allem Informationen sammeln: aus Briefen, Tagebüchern, sogar Fotos. Walt hatte nur seine Brieftasche und seine Bibel dabei für den Fall, dass ihm fünf Minuten zum Lesen blieben. Es sah nicht danach aus.
    Er zog Allies Foto ein letztes Mal aus der Bibel hervor. Vor einer Weile hatte er ihr sein Dienstfoto geschickt und sie hatte ihrem nächsten Brief daraufhin ihr Bild vom Collegeabschluss beigelegt. Es machte sich irgendwie besser in der Bibel als das Pin-Up-Foto.
    Walt machte kurz die Augen zu. Danke, Herr, dass du Allie Kraft gegeben hast und eine neue Kirchengemeinde. Danke für ihre Arbeit und ihre Freunde.
    Louis stupste ihn von hinten an. „Jetzt gib ihr schon einen Kuss und geh weiter.“
    Walt lachte und küsste Allies Foto. Dann schob er es zurück in die Bibel, die er dem Nachrichtenoffizier übergab. Jetzt trug er nur noch zwei beschriftete Dinge bei sich – seine Hundemarke und einen Zettel mit einem Bibelvers, der in der Innentasche seiner dicken Fliegerjacke steckte.
    „Dann wollen wir die Jerrys mal ins Visier nehmen“, sagte Louis, als sie auf den LKW zugingen, der die Soldaten zu ihren Flugzeugen brachte.
    „In Abes Norden-Bombenvisier.“ Abe war schon früher aufgebrochen, um das streng geheime

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