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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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hast du schon wieder was richtig gemacht – ein gutes Mädchen gefunden und nicht wieder losgelassen. Das sollte ich auch mal probieren.“
    Walt steckte sich einen Ingwerkeks in den Mund, in sein verlogenes Mundwerk. Frank hatte noch die Wahrheit gekannt. Frank hatte über die kleine Lügennummer gelacht und einen kleinen Scherz draus gemacht. Aber ohne ihn fraß sich die Lüge immer weiter in Walt hinein und die Bibellektüre war keine große Hilfe. Was hatte er heute Morgen gelesen? „Lügenmäuler sind dem HERRN ein Gräuel; die aber treulich handeln, gefallen ihm.“
    Wie konnte eine kleine Notlüge nur so kompliziert werden?

Kapitel 28
    Riverside, 28. Januar 1943
    „Allie, jetzt hör auf, ständig deinen Ring zu verstecken. Die Leute denken noch, du schämst dich für deine Verlobung.“ Mutter tippte auf Allies rechte Hand, die die linke verdeckte.
    „Tut mir leid. Ist eine blöde Angewohnheit.“ Sie setzte ein fadenscheiniges Lächeln auf. Die Gewohnheit war aus vielen ungenierten Blicken auf einen Ring entstanden, der für eine Krankenstation und eine Groveside Bible Church viel zu prunkvoll war.
    Allie vertauschte die Hände und sah aus dem Busfenster auf den Urbaum der Navelorangen, der 1873 nach Riverside gebracht worden war. Der Ursprung der gesamten Zitrusfrucht-Industrie in Kalifornien lag hier in einem winzigen Park an der Kreuzung von Magnolia und Arlington Avenue.
    Wenn die frischen Apfelsinen doch nur die Reise bis zu Walt nach England überstehen würden. Aber auch sie würden ihm nicht aus seinem Trauertal heraushelfen können. Drei Tage waren vergangen, seitdem sie diesen Brief von ihm bekommen hatte: schiefe Handschrift, zensurgeschwärzt, zerrissenes Papier und wellig vom Regen – oder von Tränen?
    Frank Kilpatrick war tot. So viel war aus dem Brief trotz der Zensur herauszulesen. Allie war sich nicht sicher, ob sie es grausam oder gut fand, dass Walt am selben Tag von Jim Carlisles Tod gehört hatte. Auch sie verspürte Trauer um einen Mann, an den sie sich noch gut erinnern konnte, obwohl sie ihm nur einmal begegnet war. Welchen Schmerz mussten erst Franks Witwe, die Kinder und Walt empfinden?
    Der arme Walt wurde von Schuldgefühlen geplagt, weil Frank und nicht er gestorben war. Er fühlte sich schuldig, weil er ja damit seiner eigenen Crew so ein Schicksal an den Hals wünschte, und noch schuldiger, weil er Allie so einen emotionalen Brief schrieb.
    Der Bus überquerte die Fourteenth Street. Die Magnolia Avenue hieß ab hier Market Street. Allie sah gedankenverloren auf die schönen Gebäude. Wie könnte sie einen Mann trösten, der Tausende von Meilen entfernt war? Ihre Beileidsbekundungen kamen ihr leer und schäbig vor, genauso wie der Versuch, ihm zu vermitteln, dass sie sich über seine Ehrlichkeit freute und sich geehrt fühlte, sein Gesprächspartner in der Not zu sein.
    „Allie, Eighth Street. Wir sind da.“ Mutters Stimmlage machte deutlich, dass sie sich bereits wiederholte.
    Allie folgte ihrer Mutter aus dem Bus und tauchte in die spanisch anmutende Einkaufspromenade ein, die die Eighth Street säumte. Mutter öffnete die Tür zu Miss Montclairs Schneiderei.
    „Meine liebste Mary, wie geht es dir?“ Miss Montclair kam herangeschwebt, gab Mutter einen Begrüßungskuss auf die Wange und griff nach Allies Händen. „Oh, du wirst so eine zauberhafte Braut sein. Wie geht es dir, Liebes? Wir haben dich in St. Timothy’s schrecklich vermisst.“
    Gab es eine ehrliche Lösung für diese Zwickmühle? In Allies Kopf rumorte es, während sie Miss Montclair ansah. Trotz ihrer vornehmen Haltung hätte die Schneiderin vom Aussehen her eher zur rauen und zerklüfteten Hügellandschaft rund um Riverside gepasst. Sie war alles andere als eine Schönheit.
    Mutter legte den Kleidersack über die Lehne eines Ledersessels. „Wie ich dir doch gesagt habe, Agatha. Allie hilft freiwillig und ohne Bezahlung in einer Kirche für Arme.“
    Einer Kirche für Arme? Ohne Bezahlung? Mutters warnender Blick bewirkte, dass Allie sich ihren Protest verkniff.
    „Wie gütig von dir, Liebes. Unsereins in der herrlichen St. Timothy’s vergisst manchmal, dass es nicht alle Menschen so gut haben wie wir.“
    Allie biss sich auf die Zunge. Die Gemeinde in Groveside war weitaus gesegneter als die ihrer Eltern, aber sie musste das Bedürfnis ihrer Mutter respektieren, einen ordentlichen Anschein zu wahren.
    „Darf ich sehen, was ihr mitgebracht habt?“ Miss Montclair öffnete den Kleidersack und holte

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