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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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Die Kamera schwenkte auf Cracker. Ja, der sah besser auf der Leinwand aus.
    J.P. ließ den Fallschirm heruntergleiten. „Unsere Crew in der Wochenschau. Das wäre doch was!“
    „Deiner Freundin würde das sicher gefallen, Preach“, sagte Mario und stupste ihn an. „Dann kann sie deine Visage in ganz groß sehen.“
    Walts Lachen endete in einer schmerzhaften Hustentirade. Wenigstens konnte er so den Männern nicht noch mehr Lügen auftischen. Das tat nämlich noch mehr weh als sein Brustkorb. Allie meinte, Schweigen sei eine ehrliche Lösung, aber stimmte das? Galt das auch, wenn dadurch die Lüge einfach kein Ende nahm?
    Die Männer ließen ihn wieder zu Boden. Er stolperte auf den LKW zu. Was soll ich tun, Herr? Soll ich den Jungs sagen, dass ich sie die ganze Zeit anlüge? Und damit unsere Einheit und den Respekt füreinander aufs Spiel setzen? Das kannst du nicht wollen.
    Abe half Walt auf die Ladefläche. „Dein Husten hat ziemlich zugelegt.“
    Walt schämte sich dafür, dass er Hilfe beim Klettern brauchte. Dass seine Knie gegeneinanderschlugen, sobald er saß. Dass er vor aller Augen ins Taschentuch husten musste.
    „Ich sage dem Fahrer Bescheid“, verkündete Abe. „Wir fahren zuerst zum Lazarett. Mein Vater ist Arzt und ich weiß sehr wohl, was rostig-brauner Auswurf bedeutet.“
    Walt wusste das auch. Er hatte mit acht schon eine Lungenentzündung gehabt. Aber die hier war schlimmer.

Kapitel 30
    Riverside, 28. Januar 1943
    „Miss Miller, guck mal, wie viel Altmetall ich habe!“ Ricky Weber kippte seinen kleinen roten Bollerwagen auf der fleckigen Wiese vor der Groveside Bible Church aus, wo der Frauenkreis damit beschäftigt war, das Sammelergebnis zu sortieren.
    „Das hast du toll gemacht.“ Allie kniete sich hin und durchstöberte den kleinen Berg aus leeren Büchsen, Werkzeug, Töpfen und einem Gitter, das aussah wie ein Kühlergrill.
    „Na ja, das war’s. Tschüss.“ Ricky ließ die Deichsel fallen, gab sich einen Ruck und ging davon.
    „Ricky, dein Wagen.“
    „Nein, Miss Miller. Der ist ja auch aus Metall. Den geb ich für die Heimatfront.“
    Die Stimme des kleinen Jungen zitterte und Allie wurde schwer ums Herz. Die Webers konnten sich keinen zweiten Bollerwagen leisten und Spielzeug aus Metall wurde derzeit sowieso nicht hergestellt, geschweige denn mit Reifen. Die nächste Sammelaktion würde er nur mit Beuteln machen können.
    Allie sprang auf. „Ricky, warte. Komm her.“
    Der Kleine sah sie verwirrt an und kam zurück.
    Sie nahm die Deichsel und hielt sie ihm hin. „Dein Wagen dient doch schon der Heimatfront.“
    „Ehrlich?“
    „Na klar. Sieh nur, wie viel Altmetall du gesammelt hast. Dieser Bollerwagen ist genauso wichtig wie ein Jeep oder eine Fliegende Festung.“
    Sein stolzes Lächeln offenbarte eine Zahnreihe mit einigen Lücken. „Meinst du?“
    „Ganz sicher. So, und jetzt nimm deinen Wagen, Soldat, und hol noch mehr Altmetall.“ Sie versuchte sich an einem militärischen Gruß.
    „Ja, Sir – äh, Ma’am.“ Ricky rannte davon. Der Bollerwagen hüpfte fröhlich hinterdrein.
    Allie lächelte zufrieden und machte sich wieder ans Sortieren. Ein Kind sollte sein Lieblingsspielzeug behalten dürfen. Dieser Krieg hatte schon genug Verluste eingebracht.
    Cressie trat neben Allie und stellte eine orangefarbene Kiste ab. „Hier nur Blech hinein. Nur Blech.“
    „Wow. Guck dir diesen Haufen an.“ Daisy hockte sich neben Cressie. Sie hatte ein rot getupftes Kopftuch auf und eine runde Schmalztolle über der Stirn.
    „Geht alles aufs Konto von Ricky und seinem kleinen Wagen.“ Allie warf die Büchsen in die Kiste, dazu eine Keksdose. Sie musste daran denken, wie sie letztes Jahr zur Fastenzeit auf Kekse verzichtet hatte.
    „Was nehmt ihr euch denn dieses Jahr für die Fastenzeit vor?“, fragte sie. „Normalerweise verzichte ich auf Süßigkeiten, aber bei der Lebensmittelrationierung ist das ja momentan keine Kunst. Das Einzige, was mir einfällt, sind die Kinobesuche, aber ich glaube, das bringe ich nicht übers Herz. Ich darf doch keine Wochenschau verpassen.“
    Die einzige Antwort waren das Rascheln von Eukalyptusblättern und das Klappern von Metall. Allie runzelte die Stirn. Offensichtlich hatte sie gerade ihren Kleinglauben demonstriert. „Vielleicht sollte ich doch aufs Kino verzichten. Darum geht es doch, oder? Auf etwas zu verzichten, was einem auch wehtut.“ Aber wie sollte sie das schaffen? Na gut, Walt hatte sie noch nie entdeckt, aber allein

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