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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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willst du, dass wir beste Freundinnen werden.«
    »Vertrau mir, Laura«, hatte er gesagt. Und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. »Alles wird gut.«
    Vertrau mir, dachte sie erbost, während sie Kaffeepulver in den Filter löffelte. Wie oft hatte sie das schon gehört?
    »Glaubst du, sie weiß, worauf sie sich einlässt? Michelle, reich mir doch bitte mal die Kekse. Nein, die mit Schokolade. Danke.«
    »Es ist in einem fürchterlichen Zustand. Laura müsste es wissen – Laura, hast du nicht gesagt, dass es in einem fürchterlichen Zustand ist?«
    »Ja, das habe ich.« Laura stellte das Tablett auf den Sofatisch und sammelte eine leere Tasse ein.
    »Also ich wüsste nicht mal, was man damit anfangen sollte. Es ist so ein eigenartiges Haus. Und so einsam, mitten im Wald. Von eurem Haus kann man wenigstens fast die Straße sehen, Laura.«
    »Vielleicht hat sie Geld. Ich meine, wenn man ein solches Haus erbt, hat man praktisch eine carte blanche – man kann alles damit machen, denn da ist ja nichts, was bewahrenswert wäre. Man kann richtig ausflippen. Einen Glasanbau dransetzen oder sonst was.«
    »Also ich würde erst mal die Außengebäude niederreißen, baufällig, wie die sind. Nicht gerade sicher dort, mit Kindern.«

    Laura wusste, was jetzt kommen würde, noch bevor Polly Keyes den Mund aufmachte. »Und du, Laura? Macht es dir denn gar nichts aus? Wo du dich doch so um diesen schrecklichen alten Mann gekümmert hast. Und jetzt habt ihr nicht mal das Haus gekriegt. Ich finde, es ist ganz schön großherzig von dir, sie in dein Haus einzuladen.«
    Auf solche Kommentare war Laura gefasst gewesen. »Ach nein«, log sie, »ich war nie sonderlich scharf auf das Haus. Das ist mehr Matts Leidenschaft. Ihr kennt ihn ja … Er und seine Projekte. Das Haus war so was wie eine weiße Leinwand für ihn. Möchte jemand Zucker?«
    Annette stellte ihre Tasse ab. »Das ist aber wirklich nett von dir. Als mir das Pfarrhaus durch die Lappen ging, hab ich eine Woche lang geheult wie ein Schlosshund. Ich kannte jeden Zentimeter dieses Hauses. Hab jahrelang darauf gewartet. Und dann durfte man nur versiegelte Gebote abgeben. Der Agent sagte, die alten Eigentümer hätten sich für die Durfords entschieden. Obwohl wir mehr geboten haben. Was soll man da machen? Aber wir sind jetzt ganz glücklich mit unserem Häuschen. Vor allem, wo der Anbau jetzt fertig ist.«
    Polly schniefte. »Ich finde es ausgesprochen gemein von Mr Pottisworth, euch überhaupt nichts zu hinterlassen. Wo ihr so viel für ihn getan habt.«
    Laura wünschte, sie würden das Thema wechseln. »Ach, er hat uns schon das eine oder andere hinterlassen, ein paar Möbelstücke und so. Die hatte er uns schon lange versprochen gehabt. Steht alles noch in der Garage. Ich glaube, Matt möchte sie erst gründlich säubern und gegen Wurmbefall behandeln, bevor wir irgendwas damit machen.«
    Sie musste an den schäbigen alten Schreibtisch denken, der nun, mit einer Decke verhängt, in der Garage stand. Matt hatte ihn nicht gewollt, und sie fand ihn hässlich, aber er meinte, er wolle verdammt sein, wenn er diesem Weib etwas überließe, worauf sie kein Anrecht hatte.

    »Matt will später zu ihr rüberschauen und ihr helfen festzustellen, was alles gemacht werden muss. Immerhin kennt er das Haus besser als jeder andere.«
    »Also ich finde es sehr großzügig von euch, dass ihr euch unter diesen Umständen mit der neuen Besitzerin anfreunden wollt. Psst! Still! Hat’s nicht geklingelt?« Polly richtete sich erwartungsvoll auf.
    »Versucht nicht zu viel über eure Männer zu reden, Mädels«, mahnte Annette. »Die Vettern haben gesagt, sie hat ihren Mann erst kürzlich verloren.« Dann schien ihr ein Gedanke zu kommen. »Nancy, du könntest über deinen Mann reden. Du lässt ja nie ein gutes Haar an ihm.«
     
    Isabel Delancey betrat den überheizten Raum und fühlte das Gewicht von acht Augenpaaren auf sich ruhen. Die Blicke der Anwesenden verrieten, was sie wussten: dass sie Witwe war, dass sie ihre Aufmachung exzentrisch fanden und ihr Zuspätkommen missbilligten. Verblüffend, wie man innerhalb weniger Sekunden abgeurteilt werden kann, fand sie. Dann richteten sich die Blicke auf ihre Füße. Ihre dunkelroten Lederstiefel waren mit feuchter Erde verkrustet.
    »Ach du meine Güte!«, rief sie aus, als sie die Fußspuren bemerkte, die sie hinterlassen hatte. »Das tut mir so leid!« Sie bückte sich und machte Anstalten, sich die Schuhe auszuziehen, wurde aber

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