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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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von einem Stimmenchor davon abgehalten.
    »Ach, bitte, bloß keine Umstände!«
    »Dafür sind Staubsauger schließlich da.«
    »Sie sollten mal sehen, was meine Kinder so reintragen.«
    Also behielt sie ihre Schuhe wohl oder übel an, obwohl sie sah, dass die meisten Frauen die ihren ausgezogen hatten. Isabel wurde zu einem Sessel geführt und aufgefordert, Platz zu nehmen. Sie lächelte zögernd, wusste jetzt schon, dass es ein Fehler gewesen war zu kommen, wünschte, sie hätte sich mit einer Ausrede rausgewunden.

    »Kaffee?«, erkundigte sich Laura McCarthy lächelnd.
    »Danke«, antwortete sie leise. »Schwarz. Ohne Zucker, bitte.«
    »Wir haben uns schon gefragt, ob Sie überhaupt noch kommen würden«, bemerkte eine große, dünne, früh ergraute Frau mit einem langen Hals. Es klang wie eine Anschuldigung.
    »Ich habe geübt. Und wenn ich übe, vergesse ich leider alles um mich herum. Bitte verzeihen Sie«, sagte sie zu Laura.
    »Sie haben geübt?«
    »Geige.«
    »Wie nett! Meine Sarah lernt auch Geige. Es macht ihr großen Spaß. Ihre Lehrerin sagt, sie hat Talent. Üben Sie schon lange, Mrs Delancey?«
    »Ich … Um ehrlich zu sein, es ist mein Beruf.«
    »Ach! Wie nett«, warf eine kleinere Frau ein. »Deborah würde unheimlich gern Geige spielen lernen. Könnten Sie mir vielleicht Ihre Telefonnummer geben?«
    »Ich unterrichte nicht. Ich war bei der City Symphonia.«
    Die Vorstellung, dass hier jemand tatsächlich einen Beruf zu haben schien, verblüffte die Frauen.
    »Und Sie haben Kinder?«
    »Zwei.« Mein Gott, wie heiß es hier war. »Ein Mädchen und einen Jungen.«
    »Und Ihr Mann?« Zwei Frauen warfen der Fragerin böse Blicke zu.
    »Er ist letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«
    »Ach, das tut mir so leid«, sagte die Frau. »Wie furchtbar.« Ein allgemeines mitfühlendes Gemurmel.
    »Ich finde es ganz schön mutig von Ihnen, so völlig neu anzufangen. Und so weit weg von London.«
    »Für Kinder ist es eine wirklich gute Gegend«, versicherte jemand tröstend. »Die Schule ist sehr gut.«

    »Und wie kommen die Kinder mit dem Umzug zurecht? Dieses riesige Haus und nur zu dritt. Und so baufällig obendrein … Und ohne … ohne …«
    An diesem Punkt erwartete man allgemein, dass Isabel ein bisschen einknickte. Wenn sie jetzt zugab, wie schrecklich das Haus war, in was für einem schlimmen Zustand, wie unglücklich ihre Kinder waren und dass ihr nicht nur ihr Mann fehlte, sondern dass sie ihren übereilten Entschluss hierherzuziehen bereute, dann wären die harten Blicke vielleicht ein wenig weicher geworden. Dann hätten die Frauen sie bemitleiden und trösten können. Aber etwas in Isabel ließ das nicht zu.
    »Den Kindern geht’s gut«, entgegnete sie. »Wir haben uns gut eingelebt.« Ihr Ton verriet, dass sie dieses Thema nicht weiter zu verfolgen wünschte.
    Eine kurze Stille trat ein.
    »Ja«, sagte die Grauhaarige, »dann jedenfalls herzlich willkommen im Dorf.«
    Als Isabel nun ihre Tasse an die Lippen führte, fiel ihr ein seltsamer Ausdruck auf Laura McCarthys Gesicht auf. Aber er verschwand sofort wieder, und sie erwiderte Isabels Lächeln.
     
    Byron Firth hob den Stahlzylinder und schlug ihn mit beiden Händen so kräftig auf den Zaunpfosten, dass die Erschütterung seinen Körper durchlief und das Holz ein ganzes Stück in die Erde einsank. Er hatte schon zweiundzwanzig geschafft und konnte bald den Draht spannen, der die Grenze von Matt McCarthys Besitz markieren würde. Eine Maschine hätte die Arbeit in einem Zehntel der Zeit erledigen können, aber Matt wollte sich keine ausleihen. Er zahlte Byron einen Wochenlohn und sah nicht ein, wieso er noch mehr Geld ausgeben sollte. Byron würde so lange weitermachen, bis die Arbeit getan war. Aber die Erde war hart, ein Hauch Winterfrost steckte noch darin. Byron wusste, dass ihm am Ende des Tages die Schultermuskeln brennen würden, aber da der Freund seiner
Schwester mittlerweile Dauergast im Haus war, bestand nur geringe Aussicht auf ein heißes Bad.
    Sie würde in vier Wochen ausziehen, hatte sie ihm neulich mitgeteilt. Sie und Lily würden in Jasons Cottage, am anderen Ende des Dorfs, ziehen. »Du wusstest doch, dass ich nicht ewig hier wohnen bleiben kann«, hatte sie sich entschuldigt. »Bei Lilys Bronchitis und diesen feuchten Wänden. Und jetzt hast du ja wenigstens wieder Arbeit. Du findest schon was anderes.«
    »Mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut«, hatte er geantwortet. Was er nicht gesagt hatte, war,

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